Picpoul ist der Name einer weißen Rebsorte, die mitten im Languedoc, direkt am Mittelmeer, das größte Weißweingebiet in Frankreichs Süden dominiert. Sie verleiht dem unbekanntesten bekannten Weißwein Frankreichs ihren Namen: Picpoul de Pinet. Millionen eisgekühlter Flaschen werden davon im Sommer zu Krustentieren, Meeresfrüchten und als Apero an den Stränden entlang des Mittelmeers geschlürft. Ein Picpoul ist freundlich bezahlbar, liefert buchstäblich erfrischendes Weinvergnügen, ist furztrocken ohne sauer zu sein und geht runter wie Öl. Ist er gut, schmeckt er teurer als er kostet, und so kennt Picpoul in Frankreich jeder, während er hierzulande - obwohl unfallfrei so auszusprechen, wie er geschrieben wird - noch immer wenig bekannt ist.
Picpoul oder Piquepoul ist eine sehr alte Rebsorte des Languedoc. Es gibt sie in den Versionen Blanc, Noir und Gris, wobei die weiße Version bei weitem den Anbau dominiert. Im Südwesten Frankreichs und im Rhônetal wird Picpoul (oder Picapoul etc.) schon im 14. Jahrhundert erwähnt. Ob ihrer frischen Säure, die ihr den Namen »Pic Poul«, übersetzt: »Lippenstecher« einbrachte, wurde sie in der Vergangenheit meist mit anderen säurearmen mediterranen Rebsorten verschnitten. Picpoul steht deshalb in den Lastenheften zahlreicher Appellationen des französischen Südens, z. B. auch im weißen Châteauneuf du Pape. Fälschlicherweise wird sie immer wieder auch mit der »Folle Blanche« der Charente gleichgesetzt, mit der sie genetisch aber nicht verwandt ist. Picpoul ist anfällig für Pilzkrankheiten und muß für qualitativ hochwertigen Wein zur Ertragsminderung knapp angeschnitten werden. Im agrarchemischen Effizienz- und Mengenrausch des 20. Jahrhunderts verschwand sie deshalb weitgehend aus den Weinbergen. Weil sie auf den Sandböden entlang des Küstenstreifens am Mittelmeer aber wunderbar gedieh, fiel sie nicht gänzlich der Ausrottung zum Opfer. Heute feiert die verkannte Rebsorte ihre verdiente Renaissance. Ihre besten Weine aus biologischem Anbau duften höchst appetitlich nach Zitrusfrüchten, bringen in der Jugend mundwässernde Frische ins Glas und gehören mit saftig süffigem Körper zu den attraktivsten und süffigsten Weißweinen des französischen Südens. Sie »verdunsten« während der Sommermonate in den unzähligen Restaurants entlang der Mittelmeerküste in riesigen Mengen.
Ein guter Picpoul bewahrt seine Frische über drei bis vier Jahre. Sein mehr oder weniger neutraler Charakter macht ihn zum idealen Begleiter sommerlicher Frisch- und Fischküche. Ein einfacher, aber typischer Regionalweißwein des französischen Südens, der in seiner besten Qualität als »Picpoul de Pinet« auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient hat.