K&U. Die Weinhalle
Der Weinhandel mit Kompetenz und Konzept
Abseits der Einfalt der geschmacklichen Klischees des Mainstream-Marktes präsentiert sich handwerklicher Wein heute faszinierend vielfältig, vor allem aber auch radikal »anders« in Charakter, Machart und Stil als noch vor wenigen Jahren. Diese bunte Vielfalt wird durch die Herausforderungen der Klimakrise, die vom Weinhandel mangels Kompetenz kaum kommuniziert werden, nicht nur das Angebot, sondern auch die Wahrnehmung sowie die Kriterien zur Beurteilung guten Weines grundlegend verändern. Dafür wird (und muß) ein unabdinglicher Wandel in Bodenbewirtschaftung und Anbau sorgen, weil ohne entsprechendes Wasserhaltevermögen im Boden Weinbau schon bald nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sein wird.
Durch den gierigen Wachstumswahn der letzten Jahrzehnte sind viele Winzer blind geworden für den Reiz der genetischen Vielfalt regional angestammter Rebsorten. Sie setzten stattdessen auf die genetische Einfalt jener global massentauglichen Rebsorten, die heute in weniger als 20 »Leitrebsorten« den Weltweinmarkt dominieren. Dadurch sind die über 1300 meist autochthonen Rebsorten, die es (noch) gibt, kaum mehr bekannt, werden deshalb nicht nachgefragt und so sind viele inzwischen vom Aussterben bedroht.
Doch es tut sich was. Vor dem Hintergrund der Diskussionen um die Folgen der Klimakrise widmen sich besonders engagierte Winzer*innen wieder verstärkt der Biodiversität in ihren Weinbergen. Dazu setzen sie auch auf den fast vergessenen Schatz dieser Rebsorten-Vielfalt. Sie tun dies meist in abgelegenen Anbaugebieten, oft auf nur kleiner Fläche und natürlich regenerativ bewirtschaftet und von Hand geerntet, um die Moste spontan mit Naturhefe vergären zu können; für die genetische Biodiversität vermehren sie ihre Reben per »Selection massale«, für mehr geschmackliche Vielfalt verweigern sie sich den geschmacksverändernden Zusatzstoffen der modernen Kellerwirtschaft. Der wunderbaren Vielfalt dieses neuen Denkens im Wein haben wir uns aus Überzeugung mit Leidenschaft verschrieben.
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Darf Wein politisch sein? Viele unserer Kollegen werfen uns vor, zu politisch zu sein. Für sie hat Wein nichts mit Politik zu tun. Deshalb schreiben sie nur positiv über ihn und bejubeln ihn in unglaubwürdigen Superlativen. Dabei ist Wein tatsächlich hochpolitisch, betrifft er uns doch alle, ob wir ihn trinken oder nicht, denn konventionell produzierter Wein gehört mit seiner intensiven und weitgehend unkontrollierten Pestizid- und Dünger-Ausbringung und seinen dadurch toten Böden zu den übelsten aller Agrarprodukte. Auch der Handel mit ihm ist von schlechter CO2-Bilanz getrübt und bedarf deshalb dringend neuen Denkens und Handelns. Auf diese Mißstände aufmerksam zu machen und über sie ohne parteipolitische oder ideologisch verblendete Sicht der Dinge zu informieren, ist uns - auf der Basis wissenschaftlicher Fakten - besonderes Anliegen.
Vom Hobby
zur Berufung
Zu Beginn der 1980er Jahre importiert K&U als einer der ersten in Deutschland italienische Qualitätsweine. Wir bieten sie direkt vom Winzer per Versand an. Das ist neu, Wein per Versand gibt es noch nicht. Verpackungsmaterial muss konstruiert und beschafft, der Versand organisiert werden. Die Anfänge gestalten sich mühsam. Doch der sich überraschend einstellende Erfolg gibt unserer Geschäftsidee recht und K&U beginnt zu wachsen.
Der einsetzende Hype um den italienischen Wein, die Illoyalität seiner Winzer und deren gierige Preistreiberei sorgen dann dafür, daß wir uns Frankreich und dessen Winzern zuwenden. Dunja Ulbricht und Martin Kössler beginnen Mitte der achtziger Jahre die Weine später gefeierter »Garagenweingüter« in Pomerol und St.Emilion direkt ab Château zu importieren. Sie lernen den damals noch unbekannten Robert Parker kennen und probieren mit ihm über Jahre hinweg auf den Châteaus die Weine, die sie dann als erste hierzulande »en Primeur«, also per Vorverkauf, anbieten. Als diese zu uniform werden und das Primeurgeschäft für die Kunden keinen Sinn mehr macht, weil die Châteaus das Geschäft machen wollen, wendet sich K&U von Bordeaux ab.
Bereits Mitte der achtziger Jahre finden die ersten deutschen Weingüter Eingang in das Portfolio von K&U. Zwei Jahrzehnte bevor hierzulande jemand vom »deutschen Weinwunder« spricht. Schon damals setzen wir die Vergärung mittels wilder Naturhefe voraus, was so manchen angeblichen Spitzen-Winzer in seinem Glauben an die Machbarkeit der Technik derart erschüttert, daß es zu teilweise köstlich irrigem Widerspruch kommt. Damals noch per Brief.
Ende der achtziger Jahre entwickelt sich K&U visionär zum führenden Anbieter kleiner wegweisender Spitzenbetriebe aus Kalifornien und in den neunziger Jahren werden spontane Vergärung, der Verzicht auf synthetische Spritz- und Düngemittel im Weinberg sowie auf die geschmacksverändernden Zusatzstoffe der modernen Önologie endgültig Grundlage unseres Konzeptes »Wein radikal anders«, mit dem wir die Zukunft ins Glas holen.