Große Vergangenheit. Vielversprechende Zukunft.
Die Entdeckung der letzten Jahre
Man könnte es sich einfach machen: Warum sollen wir ungarischen Wein trinken? Doch so einfach machen wir es uns nicht, immerhin blickt Ungarns Weinbau auf eine große Vergangenheit zurück. Schon in der Antike, als das später von den Magyaren besiedelte Ungarn noch Teil des römischen Reiches war, wurde in vielen Teilen des Landes bereits erfolgreich Wein angebaut. Im Mittelalter wurden Weine aus Sopron und Eger in ganz Europa getrunken. Selbst nach der Eroberung weiter Landesteile durch die Osmanen im 16. Jahrhundert, die das christliche Leben aus der Öffentlichkeit Ungarns weitgehend verbannten und dem Land durch den Bau vieler Moscheen eine muslimische Prägung verliehen, wurde der Weinbau dort weiter betrieben, weil er auch für den Sultan von Konstantinopel eine wichtige Geldeinnahmequelle war. Als danach die Habsburger die Herrschaft übernahmen, gingen die islamischen Einflüsse verloren, der Weinbau aber erlebte eine Blütezeit, die den großen Ruf der ungarischen Weine begründete, dem erst die Reblaus-Epidemie Ende des 19. Jahrhunderts ein jähes Ende bereitete. Bis heute prägen vor allem die einst weltberühmten Süßweine aus Tokaj die Vorstellungen von ungarischem Wein.
Tatsächlich war Tokajer nach den künstlich gesüßten Weinen der Antike der erste echte große Süßwein der Weingeschichte. Schon im 13. Jahrhundert wird der Weinbau in Tokaj erstmals schriftlich erwähnt, im 15. Jahrhundert wird erstmals über die Weinherstellung dort berichtet und im Jahr 1571 wird zum ersten Mal ein edelsüßer Aszú-Wein urkundlich erwähnt. Bis heute ist nicht geklärt, wie es zur Entdeckung der dafür notwendigen Edelfäule und ihres Einflusses auf den Wein kam, immerhin gibt es aus dem Jahr 1630 eine erste Beschreibung der Herstellung eines Aszú.
Zucker, wie er für uns heute selbstverständlich ist, gab es damals nicht. Süße war etwas ganz Besonderes. Nur die Oberschicht konnte sie sich leisten. Honig und Obst waren die wesentlichen Quellen. Die Reichen und Schönen huldigten deshalb dem wertvollen edelsüßen Tokajer, der damals schon weltweit exportiert wurde und als »König der Weine und Wein der Könige« weltweites Renommee genoß.
Auf dieser Süße als magischem Wunder der Natur basiert bis heute die Faszination der großen Süßweine der Welt - die allerdings kaum noch verkauft, geschweige denn getrunken werden. Süßweine tun sich heute, im Zeitalter des billigen Raffinadezuckers und des noch billigeren Glukosesirups, schwer auf dem Markt, weshalb in allen einstmals berühmten Süßweinregionen, sofern sie nicht wie Malaga oder Constantia längst verschwunden sind, zunehmend trockene Tafelweine produziert werden. Als die Reblauskatastrophe dem über Jahrhunderte währenden Süßwein-Boom ein Ende bereitet, zählten die besten Weinberge Tokajs zu den wertvollsten Besitzungen Ungarns. Sie waren weitgehend im Besitz des Adels und bereits 1730, also lange vor Bordeaux und Burgund, in der weltweit ersten Klassifikation von Weinlagen entsprechend einer dreistufigen Qualitätshierarchie bewertet worden. Es waren diese Weine, die im 18. und 19. Jahrhundert für mächtigen Wohlstand in Tokaj sorgten, der heute ärmsten Weinbauregion Ungarns.
Mit der Reblaus-Epidemie fand der Weinbau dann, wie in ganz Europa, auch in Tokaj und Ungarn fast ein tragisches Ende. Es folgte eine Krise nach der anderen, während derer man den Weinbau sogar schon zugunsten des damals ertragreicheren Obstbaus aufgeben wollte. Während der 40jährigen kommunistischen Herrschaft (1948 – 1988) wurde der ungarische Weinbau schließlich rücksichtslos industrialisiert, alle Rebflächen, die mechanisierbar waren, wurden enteignet und auf Massenproduktion umgestellt. Nur Lagen und Steilhänge, die mit Maschinen nicht zu bewirtschaften waren, blieben vom russischen Kahlschlag verschont. Auf diesen wenigen, dafür aber sehr hochwertigen Parzellen fand in der Zeit weiter individueller Weinbau statt, wenn auch meist nur für den familiären privaten Konsum. Es sind diese Lagen, auf denen heute wieder die besten Weine des Landes entstehen.
Doch auch in der kommunistischen Ära waren süße Tokajer wichtige Devisenbringer. Deshalb forcierte der Staat ihre Produktion. Ihre Qualität war dürftig, sie wurden aber eifrig exportiert und so bestimmen diese Weine noch heute die Vorstellungen vieler Menschen vom ungarischen Wein.
Seit 2010 dominieren unter Orbans Herrschaft staatliche Weingüter, die meist ihm und seinen Strohmännern gehören, das Angebot ungarischer Weine auf den Exportmärkten. Zwar haben sich inzwischen auch ein paar bekannte spanische und französische Weingüter in Tokaj eingekauft, mit den Spitzenweinen aus privater ungarischer Winzer-Produktion können diese aber nicht mithalten.
Ungarns privater Weinbau startet nach der sowjetischen Besatzungszeit trotz großer Vergangenheit also bei fast Null. Die wenigen Weingüter, die heute auf internationalem Niveau mitspielen können, sind Neugründungen aus den Jahren nach 1990. Sie bewirtschaften fast ausschließlich jene historischen Spitzenlagen, die von der russischen Mechanisierung verschont blieben, oft nur wenige Hektar klein, weshalb auch die produzierten Mengen entsprechend klein sind. Um diese Weine geht es uns.
Also machten wir uns auf den Weg. Mit unserem Freund Sascha Rimkus von »Goldhahn und Sampson« in Berlin, der sich schon früh mit Ungarns neuen Weinen beschäftigt hat, bereisten wir die Weinbauregionen des Landes unter der kundigen Führung unserer Partnerin Maria »Babette« Crab, die uns prompt entdecken ließ, was wir zu finden gehofft hatten. Seitdem sind wir Feuer und Flamme für jene kleine Gruppe engagierter junger Winzerinnen und Winzer, deren Leidenschaft und Kompetenz uns so begeisterten, daß wir beschlossen, deren Weine hierzulande, allen Unkenrufen zum Trotz, anzubieten.
Ungarn selbst ist ein noch junger, unerfahrener Weinmarkt. Möglichst »fruchtig« müssen deshalb dort die Weißweine sein, weshalb Sauvignon Blanc angesagt ist. Dick, fett, säurearm und weich müssen die Rotweine schmecken ... die »moderne« stilistische Monokultur unerfahrener Weinmärkte, wie sie auch bei uns die Selbstbedienungsregale füllt.
Kein Wunder also, daß es »unsere« ungarischen Winzerinnen und Winzer auf dem eigenen Markt schwer haben. Ihre Weine entstehen aus historisch angestammten, lokal autochthonen Rebsorten und sind mutig unbeleckt vom »Fortschritt« der Weinbereitung. Sie werden weinbaulich auf höchstem Niveau produziert, wirken visionär frei von zeitgeistigen Stilvorgaben und unberührt von Klischees, und machen so faszinierend deutlich die Morphologie ihrer vielfältigen Böden schmeck- und fühlbar.
Diese selbstbewußte Freiheit im Geiste, diese Absage an Trends und Moden, an hohe Erträge und teure Kellertechnik, dieses bewußte Praktizieren lokaler Traditionen und die hohe fachliche Kompetenz, von der sich viele WinzerInnen hierzulande ein großes Stück abschneiden können, haben uns begeistert und überzeugt und zusammen mit dem Weitblick, in der regenerativen Bewirtschaftung die Voraussetzung für Qualität zu sehen, dazu bewogen, das Denken und die Arbeit dieser FÖLD-Winzergruppe über deren wunderbar diverse Weine hierzulande bekannt zu machen.
Wir wünschen Ihnen die Freude damit, die wir mit diesen Weinen haben!
Große Vergangenheit. Vielversprechende Zukunft.
Die Entdeckung der letzten Jahre
Man könnte es sich einfach machen: Warum sollen wir ungarischen Wein trinken? Doch so einfach machen wir es uns nicht, immerhin blickt Ungarns Weinbau auf eine große Vergangenheit zurück. Schon in der Antike, als das später von den Magyaren besiedelte Ungarn noch Teil des römischen Reiches war, wurde in vielen Teilen des Landes bereits erfolgreich Wein angebaut. Im Mittelalter wurden Weine aus Sopron und Eger in ganz Europa getrunken. Selbst nach der Eroberung weiter Landesteile durch die Osmanen im 16. Jahrhundert, die das christliche Leben aus der Öffentlichkeit Ungarns weitgehend verbannten und dem Land durch den Bau vieler Moscheen eine muslimische Prägung verliehen, wurde der Weinbau dort weiter betrieben, weil er auch für den Sultan von Konstantinopel eine wichtige Geldeinnahmequelle war. Als danach die Habsburger die Herrschaft übernahmen, gingen die islamischen Einflüsse verloren, der Weinbau aber erlebte eine Blütezeit, die den großen Ruf der ungarischen Weine begründete, dem erst die Reblaus-Epidemie Ende des 19. Jahrhunderts ein jähes Ende bereitete. Bis heute prägen vor allem die einst weltberühmten Süßweine aus Tokaj die Vorstellungen von ungarischem Wein.
Tatsächlich war Tokajer nach den künstlich gesüßten Weinen der Antike der erste echte große Süßwein der Weingeschichte. Schon im 13. Jahrhundert wird der Weinbau in Tokaj erstmals schriftlich erwähnt, im 15. Jahrhundert wird erstmals über die Weinherstellung dort berichtet und im Jahr 1571 wird zum ersten Mal ein edelsüßer Aszú-Wein urkundlich erwähnt. Bis heute ist nicht geklärt, wie es zur Entdeckung der dafür notwendigen Edelfäule und ihres Einflusses auf den Wein kam, immerhin gibt es aus dem Jahr 1630 eine erste Beschreibung der Herstellung eines Aszú.
Zucker, wie er für uns heute selbstverständlich ist, gab es damals nicht. Süße war etwas ganz Besonderes. Nur die Oberschicht konnte sie sich leisten. Honig und Obst waren die wesentlichen Quellen. Die Reichen und Schönen huldigten deshalb dem wertvollen edelsüßen Tokajer, der damals schon weltweit exportiert wurde und als »König der Weine und Wein der Könige« weltweites Renommee genoß.
Auf dieser Süße als magischem Wunder der Natur basiert bis heute die Faszination der großen Süßweine der Welt - die allerdings kaum noch verkauft, geschweige denn getrunken werden. Süßweine tun sich heute, im Zeitalter des billigen Raffinadezuckers und des noch billigeren Glukosesirups, schwer auf dem Markt, weshalb in allen einstmals berühmten Süßweinregionen, sofern sie nicht wie Malaga oder Constantia längst verschwunden sind, zunehmend trockene Tafelweine produziert werden. Als die Reblauskatastrophe dem über Jahrhunderte währenden Süßwein-Boom ein Ende bereitet, zählten die besten Weinberge Tokajs zu den wertvollsten Besitzungen Ungarns. Sie waren weitgehend im Besitz des Adels und bereits 1730, also lange vor Bordeaux und Burgund, in der weltweit ersten Klassifikation von Weinlagen entsprechend einer dreistufigen Qualitätshierarchie bewertet worden. Es waren diese Weine, die im 18. und 19. Jahrhundert für mächtigen Wohlstand in Tokaj sorgten, der heute ärmsten Weinbauregion Ungarns.
Mit der Reblaus-Epidemie fand der Weinbau dann, wie in ganz Europa, auch in Tokaj und Ungarn fast ein tragisches Ende. Es folgte eine Krise nach der anderen, während derer man den Weinbau sogar schon zugunsten des damals ertragreicheren Obstbaus aufgeben wollte. Während der 40jährigen kommunistischen Herrschaft (1948 – 1988) wurde der ungarische Weinbau schließlich rücksichtslos industrialisiert, alle Rebflächen, die mechanisierbar waren, wurden enteignet und auf Massenproduktion umgestellt. Nur Lagen und Steilhänge, die mit Maschinen nicht zu bewirtschaften waren, blieben vom russischen Kahlschlag verschont. Auf diesen wenigen, dafür aber sehr hochwertigen Parzellen fand in der Zeit weiter individueller Weinbau statt, wenn auch meist nur für den familiären privaten Konsum. Es sind diese Lagen, auf denen heute wieder die besten Weine des Landes entstehen.
Doch auch in der kommunistischen Ära waren süße Tokajer wichtige Devisenbringer. Deshalb forcierte der Staat ihre Produktion. Ihre Qualität war dürftig, sie wurden aber eifrig exportiert und so bestimmen diese Weine noch heute die Vorstellungen vieler Menschen vom ungarischen Wein.
Seit 2010 dominieren unter Orbans Herrschaft staatliche Weingüter, die meist ihm und seinen Strohmännern gehören, das Angebot ungarischer Weine auf den Exportmärkten. Zwar haben sich inzwischen auch ein paar bekannte spanische und französische Weingüter in Tokaj eingekauft, mit den Spitzenweinen aus privater ungarischer Winzer-Produktion können diese aber nicht mithalten.
Ungarns privater Weinbau startet nach der sowjetischen Besatzungszeit trotz großer Vergangenheit also bei fast Null. Die wenigen Weingüter, die heute auf internationalem Niveau mitspielen können, sind Neugründungen aus den Jahren nach 1990. Sie bewirtschaften fast ausschließlich jene historischen Spitzenlagen, die von der russischen Mechanisierung verschont blieben, oft nur wenige Hektar klein, weshalb auch die produzierten Mengen entsprechend klein sind. Um diese Weine geht es uns.
Also machten wir uns auf den Weg. Mit unserem Freund Sascha Rimkus von »Goldhahn und Sampson« in Berlin, der sich schon früh mit Ungarns neuen Weinen beschäftigt hat, bereisten wir die Weinbauregionen des Landes unter der kundigen Führung unserer Partnerin Maria »Babette« Crab, die uns prompt entdecken ließ, was wir zu finden gehofft hatten. Seitdem sind wir Feuer und Flamme für jene kleine Gruppe engagierter junger Winzerinnen und Winzer, deren Leidenschaft und Kompetenz uns so begeisterten, daß wir beschlossen, deren Weine hierzulande, allen Unkenrufen zum Trotz, anzubieten.
Ungarn selbst ist ein noch junger, unerfahrener Weinmarkt. Möglichst »fruchtig« müssen deshalb dort die Weißweine sein, weshalb Sauvignon Blanc angesagt ist. Dick, fett, säurearm und weich müssen die Rotweine schmecken ... die »moderne« stilistische Monokultur unerfahrener Weinmärkte, wie sie auch bei uns die Selbstbedienungsregale füllt.
Kein Wunder also, daß es »unsere« ungarischen Winzerinnen und Winzer auf dem eigenen Markt schwer haben. Ihre Weine entstehen aus historisch angestammten, lokal autochthonen Rebsorten und sind mutig unbeleckt vom »Fortschritt« der Weinbereitung. Sie werden weinbaulich auf höchstem Niveau produziert, wirken visionär frei von zeitgeistigen Stilvorgaben und unberührt von Klischees, und machen so faszinierend deutlich die Morphologie ihrer vielfältigen Böden schmeck- und fühlbar.
Diese selbstbewußte Freiheit im Geiste, diese Absage an Trends und Moden, an hohe Erträge und teure Kellertechnik, dieses bewußte Praktizieren lokaler Traditionen und die hohe fachliche Kompetenz, von der sich viele WinzerInnen hierzulande ein großes Stück abschneiden können, haben uns begeistert und überzeugt und zusammen mit dem Weitblick, in der regenerativen Bewirtschaftung die Voraussetzung für Qualität zu sehen, dazu bewogen, das Denken und die Arbeit dieser FÖLD-Winzergruppe über deren wunderbar diverse Weine hierzulande bekannt zu machen.
Wir wünschen Ihnen die Freude damit, die wir mit diesen Weinen haben!
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