Furmint

Furmint ist die autochthone weiße Rebsorte der ungarischen Weinbauregion Tokaj. Dort prägt sie Stil und Charakter der Weine, von dort kommt sie nachweislich historisch. Doch es gibt sie nicht nur in Tokaj, sie steht auch in vielen anderen Weinbaugebieten Ungarns, allen voran auch am Balaton. Man kennt vier genetisch unterschiedliche Varietäten, was neben DNA-Analysen als wesentlicher Beweis für die Abstammung aus der Region Tokaj gewertet wird: Fehér ist die weiße Variante Furmint, Lazafürtű die lockerbeerige, Pitos die pinkfarbene und Véltozó die »variable« Variante.

Furmint ist laut DNA-Analysen mit der historischen weißen Rebsorte Gouais Blanc, die bei uns Heunisch heißt, verwandt, es scheint ein Elternteil der ebenfalls in Tokaj beheimateten weißen Rebsorte Hárslevelű zu sein.

Furmint treibt früh aus, reift aber spät. Ihre Beeren sind dickschalig. Furmint ist empfindlich gegen Graufäule und Mehltau, verträgt aber Trockenheit sehr gut. Die Kombination aus rassiger Säure, dem schnellen Befall mit Graufäule und hohen Zuckergehalten in der Traube macht die Rebsorte ideal für die Produktion langlebiger, aromatisch komplexer, geschmacklich sensationell delikater Süßweine wie den berühmten Aszús und Szamorodnis.

Während der russischen Besatzungszeit wurde vor allem die Produktion von Süßweinen forciert, sie brachten die begehrten Devisen. Die Qualitäten von damals haben allerdings mit denen von heute nichts gemein. Die heutigen Süßwein-Qualitäten der engagierten Familienbetriebe in Tokaj sind ausgereizte Weltklasse, auf ihre Art grandios und einmalig, mit einem Reifepotential für Enkel und Ur-Enkel, und das zu fast unschlagbaren Preisen. Keine andere Süßweinregion der Welt kann da mithalten. Nur - wer trinkt so etwas heute noch?

Traditionell wurden in Tokaj neben den raren edelsüßen immer auch trockene Weißweine produziert. Für sie muß man aber heftig werben, weil sie kaum bekannt sind. Dabei beweisen die in letzter Zeit aufkommenden trocken ausgebauten Furmints neuer Qualität, wie nachhaltig präzise und charaktervoll die Rebsorte ihre jeweilige Herkunft in Tokaj unter Beweis stellen kann. Sie könnten eine famose Alternative zu weißen Burgundern werden ....

Ihre Weine zeigen in straffer, lebendig frischer, nie aber aggressiv wirkender Säure eine pikant würzige, deutlich spürbar salzig agierende Mineralität, die an große Chenin Blancs von der Loire, ein paar wenige große Chardonnays aus Burgund oder engagiert produzierte spanische Xarellos neuer Generation erinnert. Aromatisch fast neutral im Duft, eher steinig würzig als banal »fruchtig«, über die Zunge gezogen von einer präsent dicht wirkenden, strahlend straffen Säure, die aber auf mysteriöse Weise schwer zu beschreibend harmonisch wirkt, füllt ein großer trockener Furmint den Mund mit steinig rauchiger Konsistenz in schlanker, sich um die Zunge hüllender Substanz und Wirkung. Außer den paar oben genannten, fühlt sich kein anderer Weißwein der Welt so an im Mundgefühl, wie die großen trockenen Furmints neuer Generation aus Tokaj.

Eindrucksvolle Weißweine brillanter Eigenart und Identität, die uns faszinieren, weshalb wir beschlossen haben, uns in Ungarn - unabhängig von den dort völlig irrigen politischen Verhältnissen - für jene engagierten Winzerinnen und Winzer einzusetzen, die unter Victor Orbans mafiösen Machenschaften schwer zu leiden haben.