Der Nachweis, daß Primitivo und Zinfandel gemeinsame Abstammung haben, gelang erstmals 1994 an der kalifornischen Weinuniversität Davis durch DNS-Analysen. Weil die Rebsorte Primitivo erst seit rund 200 Jahren in Apulien angebaut wird und Zinfandel bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Kalifornien nachgewiesen werden kann, blieb aber die Frage offen, wo der gemeinsame Ursprung liegt. Dieser Nachweis gelang, nach intensiven Anstrengungen diverser Wissenschaftsdisziplinen, mittels DNA-Analysen eindeutig und unzweifelhaft: Er liegt in der alten, aus dem kroatisch ungarischen Grenzgebiet stammenden Rebsorte Crljenak kaštelanski. Sie wird offensichtlich seit Jahrhunderten in Kroatien und Dalmatien angebaut.
Primitivo reift so ungleichmäßig aus wie keine andere Rebsorte. Er ist zudem hochproduktiv, sollte also auf kargen, wenig fruchtbaren, gut drainierten Böden angebaut werden, um im Wachstum nicht über die Strenge zu schlagen. Damit widerspricht er der modernen Lehre diametral, die auf möglichst uniforme Reifehomogenität der Trauben aus ist. Reife als populistischer Gleichmacher, der Umsatz bringt.
Primitivo reift früh aus und er tut das sehr ungleichmäßig: Er entwickelt viele Trauben mit kleinen Beeren und ist deshalb wenig fäulnisempfindlich. In einer Traube aber können neben vollreifen Beeren auch ganz grüne unreife hängen. Das erschwert die Lese ungeheuer, denn man möchte möglichst wenig grüne Beeren verarbeiten, aber auch nicht nur überreife. Aus Winzersicht also eine »blöde«, weil viel Arbeit machende Rebsorte. Das erklärt, warum aus Apulien so viele mit Mostkonzentrat und Zucker übel zugerichtete Primitivos kommen, die sich hierzulande mit dem reifen Brombeerduft und der des Mostkonzentrates und der heftigen Süße aber größter Beliebtheit erfreuen. wo Vitikultur, wie man sie in Kalifornien in Sachen Zinfandel mit großer Hingabe pflegt, ein Fremdwort ist.
Primitivo/Zinfandel haben als Museums-Rebsorten also einen spannenden historischen Aspekt: Sie haben mehr mit dem zu tun hat, was die Winzer vor dem modernen Weinbau in ihren Weinbergen vorfanden, als mit dem, was heute an homogen reifenden Niedrig-Säure-Hoch-Extrakt-Turbo-Klonen in den modernen Hochleistungs-Weinbergen der Welt steht. Die wilde Würze eines authentischen apulischen Primitivos, nach dem man übrigens lange suche muß. weil die Industrie sich der rebsorte in grusleigen wählt, ist keine Frage der Qualität, sondern eine Frage von Stil und Charakter. Cheers and enjoy!
Wie dem auch sei: Zinfandel wie Primitivo sind alte, autochthone rote Rebsorten, die infolge ihres hohen Zuckergehalts meist recht hohen Alkohol (zwischen 13 und 15 Volumenprozent) besitzen. Während sich Zinfandel durch ein charakteristisches, an Zimt, Nelken, schwarzen Pfeffer und dunkle, beerig duftende Waldfrüchte erinnerndes Bukett auszeichnet, verströmt ein guter Primitivo ein eher einfaches, weniger intensives, deutlich weniger fruchtiges, dafür spannend an Leder und Edelhölzer erinnerndes Bukett.
Aufgrund der avancierteren Rebkultur und der schonenderen Weinbereitung in Kalifornien kann ein guter Zinfandel sensationell feine Gerbstoffe aufweisen, die wie kühle Seide die Zunge mit feinster Gerbstoffqualität zu verwöhnen versteht. Dagegen wirkt jeder Primitivo wie ein bäuerlich rustikaler Tropfen, weil weder die Weinbaukultur noch die Weinbereitung in Süditalien den Standard haben, den Kalifornien hier vorlegt. In Kalifornien, wo Zinfandel Kultstoff ist, der gutes Geld bringt, beeinflußt man schon im Weinberg die Qualität der Gerbstoffe durch entsprechende Laubarbeit. In Süditalien hat man von derart subtiler Vitikultur keine Ahnung. Hier produziert man ehrlich deftigen, kraftvollen Primitivo als typischen Regionalwein des Südens, der alkoholreicher, rustikaler und deutlich weniger würzig ausfällt, als das entsprechende Pendant aus Kalifornien. Doch wir wollen den Vergleich der beiden Rebsorten nicht überstrapazieren. Betrachten wir sie lieber als zwei interessante Rebsorten, die sowohl im Weinberg wie im Keller unterschiedlich behandelt werden und deshalb unterschiedlich riechen und schmecken. Nicht besser oder schlechter als die jeweils andere, sondern anders.
Ja, Primitivo ist Zinfandel!
Der Nachweis, daß Primitivo und Zinfandel gemeinsame Abstammung haben, gelang erstmals 1994 an der kalifornischen Weinuniversität Davis durch DNS-Analysen. Weil die Rebsorte Primitivo erst seit rund 200 Jahren in Apulien angebaut wird und Zinfandel bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts in Kalifornien nachgewiesen werden kann, blieb aber die Frage offen, wo der gemeinsame Ursprung liegt. Dieser Nachweis gelang, nach intensiven Anstrengungen diverser Wissenschaftsdisziplinen, mittels DNA-Analysen eindeutig und unzweifelhaft: Er liegt in der alten, aus dem kroatisch ungarischen Grenzgebiet stammenden Rebsorte Crljenak kaštelanski. Sie wird offensichtlich seit Jahrhunderten in Kroatien und Dalmatien angebaut.
Primitivo reift so ungleichmäßig aus wie keine andere Rebsorte. Er ist zudem hochproduktiv, sollte also auf kargen, wenig fruchtbaren, gut drainierten Böden angebaut werden, um im Wachstum nicht über die Strenge zu schlagen. Damit widerspricht er der modernen Lehre diametral, die auf möglichst uniforme Reifehomogenität der Trauben aus ist. Reife als populistischer Gleichmacher, der Umsatz bringt.
Primitivo reift früh aus und er tut das sehr ungleichmäßig: Er entwickelt viele Trauben mit kleinen Beeren und ist deshalb wenig fäulnisempfindlich. In einer Traube aber können neben vollreifen Beeren auch ganz grüne unreife hängen. Das erschwert die Lese ungeheuer, denn man möchte möglichst wenig grüne Beeren verarbeiten, aber auch nicht nur überreife. Aus Winzersicht also eine »blöde«, weil viel Arbeit machende Rebsorte. Das erklärt, warum aus Apulien so viele mit Mostkonzentrat und Zucker übel zugerichtete Primitivos kommen, die sich hierzulande mit dem reifen Brombeerduft und der des Mostkonzentrates und der heftigen Süße aber größter Beliebtheit erfreuen. wo Vitikultur, wie man sie in Kalifornien in Sachen Zinfandel mit großer Hingabe pflegt, ein Fremdwort ist.
Primitivo/Zinfandel haben als Museums-Rebsorten also einen spannenden historischen Aspekt: Sie haben mehr mit dem zu tun hat, was die Winzer vor dem modernen Weinbau in ihren Weinbergen vorfanden, als mit dem, was heute an homogen reifenden Niedrig-Säure-Hoch-Extrakt-Turbo-Klonen in den modernen Hochleistungs-Weinbergen der Welt steht. Die wilde Würze eines authentischen apulischen Primitivos, nach dem man übrigens lange suche muß. weil die Industrie sich der rebsorte in grusleigen wählt, ist keine Frage der Qualität, sondern eine Frage von Stil und Charakter. Cheers and enjoy!
Wie dem auch sei: Zinfandel wie Primitivo sind alte, autochthone rote Rebsorten, die infolge ihres hohen Zuckergehalts meist recht hohen Alkohol (zwischen 13 und 15 Volumenprozent) besitzen. Während sich Zinfandel durch ein charakteristisches, an Zimt, Nelken, schwarzen Pfeffer und dunkle, beerig duftende Waldfrüchte erinnerndes Bukett auszeichnet, verströmt ein guter Primitivo ein eher einfaches, weniger intensives, deutlich weniger fruchtiges, dafür spannend an Leder und Edelhölzer erinnerndes Bukett.
Aufgrund der avancierteren Rebkultur und der schonenderen Weinbereitung in Kalifornien kann ein guter Zinfandel sensationell feine Gerbstoffe aufweisen, die wie kühle Seide die Zunge mit feinster Gerbstoffqualität zu verwöhnen versteht. Dagegen wirkt jeder Primitivo wie ein bäuerlich rustikaler Tropfen, weil weder die Weinbaukultur noch die Weinbereitung in Süditalien den Standard haben, den Kalifornien hier vorlegt. In Kalifornien, wo Zinfandel Kultstoff ist, der gutes Geld bringt, beeinflußt man schon im Weinberg die Qualität der Gerbstoffe durch entsprechende Laubarbeit. In Süditalien hat man von derart subtiler Vitikultur keine Ahnung. Hier produziert man ehrlich deftigen, kraftvollen Primitivo als typischen Regionalwein des Südens, der alkoholreicher, rustikaler und deutlich weniger würzig ausfällt, als das entsprechende Pendant aus Kalifornien. Doch wir wollen den Vergleich der beiden Rebsorten nicht überstrapazieren. Betrachten wir sie lieber als zwei interessante Rebsorten, die sowohl im Weinberg wie im Keller unterschiedlich behandelt werden und deshalb unterschiedlich riechen und schmecken. Nicht besser oder schlechter als die jeweils andere, sondern anders.