Wer sich über die Rebsorte informieren will, wird sie nur in Jancis Robinsons legendärem »Wine Grapes« von 2012 finden. Vorher wurde sie nicht mal bei Pierre Galet, dem großen französischen Ampelographen, erwähnt. Mollard ist also eine der vielen Rebsorten, die dabei sind, in Vergessenheit zu geraten. Dabei wurde sie vor der Reblaus, die Europas Weinbau in den 1870er Jahren weitgehend zerstörte, in den ostfranzösischen Alpen, den »Hautes-Alpes« auf immerhin 6000 Hektar angebaut und war damals eine für den originellen Charakter ihrer Rotweine hochgeschätzte Rebsorte. Heute füllen sie nur noch zwei Winzer reinsortig ab und sie wird nur noch auf 25 Hektar angebaut.
Mollard ist vermutlich eine natürliche Mutation der Rebsorte »Gouais Blanc«, gehört also zur großen Gruppe der uralten Heunisch-Familie, die schon im Mittelalter angebaut wurde, und über viele Ecken als ein Elternteil beteiligt ist an Chardonnay und Pinot Noir. Den Namen könnte »Mollard« von ihrer weichen Beerenschale haben, die man auf französisch als »mol« (= weich) bezeichnet. Es ist eine relativ dickschalige, rote Rebsorte (Vitis vinifera), die eigenständigen Rotwein prägnanter Frische im Trunk mit relativ leichtem Körper, aber dunkler Farbe hervorbringt.
Sie hat sich gut an das kühle und feuchte Klima, aber auch an die kurze, aber harte Sonneneinstrahlung, die sie im Sommer im Tal der Durance in den Ostalpen erlebt, angepasst, ihre Reben stehen immerhin auf 700 bis 900 m Höhe. Sie treibt spät aus, vermeidet damit Probleme durch Spätfrost und Schneefälle im Frühjahr. Sie reift aber auch spät aus und kann so die langen, warmen Herbsttage in der Höhenlage für lange aromatische Reife nutzen. Da sie von ihren zwei derzeitigen Winzern in der traditionellen Buschform angebaut wird, ist sie kaum empfindlich gegen Fäulnis, Oidium und Mehltau. Ihre Trauben sind dicht und fast zylindrisch, ihre Beeren mittelgroß und rund. Junge Reben bringen leichte, fröhliche Rotweine hervor, die man bald trinken sollte. Alte Reben liefern sehr viel konzentriertere Rotweine, die man am besten nach 2 - 5 Jahren Lagerung trinkt. Immer haben Mollard-Weine ein reichhaltiges, vielschichtig spannendes Bukett, in dem man Aromen von schwarzen Pflaumen, dunklen Früchten, Pfeffer und feuchter Erde zu entdecken meint. Man nennt sie vor Ort »rustique«, was nicht nur rustikal, sondern auch ehrlich und natürlich meint. Eine sehr zutreffende Beschreibung der damals recht populären Rebsorte haben wir in Dr. Guyots Buch »Studien über französische Rebsorten« von 1868 gefunden: »Ich finde ihn (den Mollard) frisch, mit mäßigem Alkohol, von schöner granatroter Farbe und leicht zu trinken. Vom Aroma her liegt er irgendwo zwischen einem Mondeuse aus Savoie und einem Gamay Noir aus dem Beaujolais«.