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- 31.01.2015
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Wir sind umgezogen und haben beim Aufräumen wahre Schätze entdeckt, gut verstaut und perfekt gelagert. Ein Wein unter diesen Schätzen hat uns heute verblüfft, erstaunt und begeistert, von dem wir niemals gedacht hätten, daß er überhaupt noch am Leben ist:
1997 Zinfandel Aida Vineyard von Turley Cellars
Viele Jahre haben wir mit Larry Turley und seinem damaligen Winemaker Ehren Jordan (unten ein Photo aus einem Besuch bei ihm aus dem Jahre 1996) zusammengearbeitet. Ehren Jordan und Larry Turley waren lange das Dream-Team des amerikanischen Zinfandels. 18 Jahre arbeiteten die beiden zusammen, bis Ehren 2013 das Weingut überraschend verließ, um sich einem eigenen Projekt zusammen mit seiner Frau zu widmen. Wir gut er damals arbeitete, beweist dieser rare, 17 Jahre alte Zinfandel, den wir hier im Glas haben.
Als wir mit Turley Cellars starteten, hatte Larry Turley gerade seinen ersten eigenen Jahrgang im Keller, der damals noch von seiner Schwester Helen im Keller verantwortet wurde. Wir bekamen gute Zuteilungen und konnten eine stetig wachsende Fangemeinde mit wunderbaren Weinen beglücken. Dann entdeckte Robert Parker 1994 die Weine. Er feierte sie euphorisch, unsere Zuteilungen wurden zusehends kleiner und die Weine wurden nicht nur abenteuerlich alkoholisch, auch ihre Preise gingen durch die Decke.
Als sie 16 und mehr Volumenprozent erreichten und über 50.- Euro kosteten, stiegen wir aus. Das war 2004. Vom Jahrgang 1997, den Larry Turley noch heute als den besten seiner Karriere bezeichnet, legten wir uns damals ein paar wenige Flaschen nahezu aller Lagen-Zinfandels zurück – und vergaßen sie prompt in unserem Lager.
Damals waren es noch überschaubare Dimensionen: Turley Cellars
Jetzt tauchten sie wieder auf und wir machten uns gespannt an die Probe.
Im Duft wirkt der Aida Vineyard des Jahrgangs 1997 perfekt gereift, aber nicht alt. Eindeutig als Zinfandel erkennbar in seiner pfeffrigen Würze, die in ihrer delikaten orientalischen Aromatik nichts vom Reiz der Rebsorte über all die Jahre eingebüßt hat.
16,7 Vol.%. Mich als Chemiker ließ dieser Alkoholwert in Verbindung mit der exaltierten Reife durch extrem späte Lese, Turleys Handschrift, schon damals grundsätzlich an der Haltbarkeit des Weines zweifeln. Ich wurde heute eines Besseren belehrt. Ein Wunder von Wein. Ein wunderbarer Wein.
Pechrabenschwarz und undurchdringlich in der Intensität war der Wein, als er bei uns 1999 eintraf. Dick und viskos wirkte er auf der Zunge, süß am Gaumen und heiß vor Alkohol, als hätte er trotz des extrem hohen Alkohols noch Restzucker gehabt. Wir wollten den Wein damals nicht mehr trinken, importierten Turleys Zinfandels aber trotzdem bis 2004, um die vielen Fans dieser dicken, fast süßen, schweren Rotweine nicht zu enttäuschen.
Heute wurde ich in meiner Prognose von damals widerlegt und ich frage mich, auf welcher Basis dieser Wein so perfekt reifen konnte. Er präsentiert sich delikat im Trunk und fragil in der Farbe, besitzt im Mund zarte und seidige, noch erstaunlich präsente Gerbstoffe, die keine Spur von Altersnoten aufweisen, er wirkt schlicht und ergreifend perfekt gereift. Seinen Alkohol spürt man wärmend am Gaumen. Die Polymerisation der Gerbstoffe hat seine Farbe, siehe Photo unten, hell werden lassen, man erkennt ein paar ausgefallene Tanninstränge im Glas, der Wein aber wirkt über den ganzen Tag hinweg bemerkenswert stabil im Duft, irgendwie scheint er nicht oxidieren zu wollen.
Mich erinnert dieser gereifte Zinfandel an einen feinen, gereiften Burgunder alter Schule. Ich käme nicht mal im Traum darauf, ihn in seiner Jugend als das Monster zu vermuten, das er war. Fragil fühlt er sich heute an, zart und elegant ist er im Trunk, mit dem typischen weißen Pfeffer im Bukett und den intensiv roten Beerenaromen, die in ihrer Würze einen Hauch von Zimt und Nelken tragen, die ihn eindeutig als Zinfandel charakterisieren.
Es ist unglaublich, wohin sich dieser einst so dicke und fette Wein entwickelt hat. Erstaunlich, was aus dem einstigen Monster an Alkohol, Tannen und süßer Reife geworden ist. Eine interessante Erfahrung, daß daraus ein so feinsinniger wie delikater, noch immer frisch wirkender Wein wurde, der auch noch ausgesprochen stabil wirkt. War es massive Aufsäuerung, die den pH-Wert trotz hohen Alkohols in die richtige Richtung beförderte? War es die Konzentration, die für mächtigen Extrakt sorgte?
Die zart rubinrote Farbe dieses reifen Weines wirkt in keiner Weise alt, orange oder fehlerhaft. Sie besitzt noch immer Leuchtkraft, die ich in meinem Photo oben versucht habe einzufangen. Was uns nicht minder erstaunt hat, war die phantastische Qualität des Korkens, der noch jugendlich weich und elastisch wirkt, keinerlei Anzeichen von Alter zeigt und jeder jungen Flasche als Verschluss zur Ehre gereichen würde. Das Bild zeigt nicht nur, daß der Wein perfekt gelagert war, was man an dem schmalen Rand der dem Wein zugewandten Unterseite des Korkens sehr gut erkennen kann, sondern auch wie enorm dicht und dunkel die Farbe des ursprünglichen Weines gewesen sein muß, präsentiert sie sich doch auf der Korkenunterseite als schwarz, dunkellila und fast noch jugendlich in der Farbintensität.
Ein wunderbares Lehrbeispiel dafür, wie wenig sich im Wein vorhersagen läßt und wie vorsichtig man mit schnellen Vorurteilen bzw. Urteilen sein sollte, trotz profunder Erfahrung. Sollten Sie noch Flaschen des Jahrgangs 1997 aus Kalifornien im Keller haben, genießen Sie sie jetzt und in den kommenden Jahren. Es lohnt sich.
Hier zum Abgleich Robert Parkers Notiz zu dem Wein von damals (1999):
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95 Points. The Wine Advocate – „The 1997 Zinfandel Aida Vineyard (from 30-year old vines; 16.8% alcohol) is once again the Chateauneuf du Pape of northern California. This wine boasts an herbes de Provence, garrigue, peppery, black raspberry-scented, exotic nose that is eerily similar to a top-class Chateauneuf. The color is a saturated dark ruby/purple, and the wine unleashes its full power with layers of roasted meats, pepper, and jammy fruit flavors. This stunning Zinfandel will overload most tasters‘ olfactory sensors. Moreover, it should drink well for 7-8 years. As I have stated many times in the past, Turley Cellars‘ offerings have become the reference point for Zinfandel, as they are the most complex, concentrated, hedonistic wines ever produced from this varietal. Critics claim the alcohol levels are too high, but proprietor Larry Turley and his winemaker, Ehren Jordan, would argue that the alcohol levels are high only because they harvested fully ripe fruit. Turley and Jordan have also taken the art of wine making to a higher playing field. At the same time, they have resurrected a bevy of old head-pruned Zinfandel vineyards that had largely been ignored, or had their crops sold off to be unceremoniously blended into white Zinfandel. Turley Cellars‘ goal is to produce 10,000 cases of unfiltered, hand-crafted Zinfandel. As for the 1997 Zinfandels, Larry Turley feels they „are the best wines we have yet made.“ The wines are amazingly good, and as the following tasting notes suggest, readers could buy blind here and always end up with a juicy, complex, mouth filling Zinfandel.