Öreg Király | Der alte Königs-Weinberg

Der seit Jahrhunderten berühmteste und teuerste Furmint-Weinberg Ungarns, der Tokaj damals Weltruhm bescherte, überlebte die sowjetische Besatzungszeit nur, weil er so steil war, daß er nicht mechanisch bearbeitet werden konnte. So blieb er in der Hand ungarischer Privatwinzer, die ihn vor der Aufgabe retteten. 

Furmint



Die große weiße Rebsorte Ungarns. Furmint wurde historisch in ganz Ungarn angebaut, galt dort als Arbeits- und Alltags-Rebsorte, die ihren Winzern über Jahrhunderte hinweg den Lebensunterhalt sicherte. Heute schickt sich diese große alte, hierzulande kaum bekannte Rebsorte in den neuen trockenen Weißweinen des Landes an, ihre Herkunft über Boden und Klima in verblüffend unterschiedlichen Geschmacks-Stilistiken abzubilden, die uns ein Gefühl für den Ort vermitteln, der sie so nachhaltig geprägt hat.

Während es in der kommunistischen Ära Ungarns die Süßweine aus den Rebsorten Furmint und Harslevelü waren, die den Markt und die Vorstellung von ungarischem Wein dominierten, sind es heute die trockenen Weißweine einer kompromisslos handwerklich arbeitenden Winzerschaft, die in faszinierend breitem Spektrum in Stil und Charakter beweisen, daß es kaum einen Ort in Ungarn gibt, an dem die Rebsorte nicht zu charaktervoller Eigenart findet.

Furmint steht an dritter Stelle der in Ungarn angebauten weißen Rebsorten. Die meisten ihrer Rebstöcke stehen im berühmten Tokaj, wo Furmint auch erstmals im Jahr 1611 urkundlich dokumentiert ist. Bis heute ist die Rebsorte dort wesentliche Komponente der weltberühmten edelsüßen Aszú-Weine, meist im Verschnitt mit der bereits erwähnten weißen Rebsorte Harslevelü, doch feiert sie heute dort vor allem in trockenen Weißweinen eine verdiente Renaissance.

Dazu mußten die Winzer aber ihren An- und Ausbau umdenken und verändern, denn für trockenen Weißwein muß man jene Fäulnis verhindern, die als Edelfäule für den Süßwein unabdinglich ist. 

Da geht es dann um lockerbeerige Trauben mit kleinen Beeren, die auf höher gelegenen, vom Nebel verschonten Lagen gute Luftzirkulation vorfinden, damit keine Fäulnis auftritt. Dazu mußten die Qualität der Lagen, die Bewirtschaftung der Reben und die auf Ertrag gezüchtete Genetik der kommunistischen Ära grundsätzlich überdacht und an die neuen Bedürfnisse adaptiert bzw. ersetzt werden.

Historisch gesehen ist der Furmint, wie wir ihn heute trinken, keinesfalls der, der er vor der Reblaus-Katastrophe Ende des 19. Jahrhunderts war. 

Damals stand die Rebsorte in der Diversität ihrer natürlichen Vermehrung über Samen und Stecklinge in den Weinbergen Ungarns. Kaum ein Winzer hatte deshalb den gleichen Furmint im Weinberg stehen. 

Diese faszinierende genetische Vielfalt löschte die Reblaus-Epidemie fast vollständig aus. Heute stehen auch in Ungarns modernen Reb-Plantagen auf bestimmte Eigenschaften gezüchtete Furmint-Klone, die auf Reblaus resistente amerikanische Unterlagen gepfropft sind. 

Wenn man heute liest, daß Furmint eine uralte lokal autochthone Rebsorte sei, die seit Jahrhunderten in Ungarn angebaut wird, ist das eigentlich falsch, waren die damaligen Furmint-Reben doch ein standortspezifischer Cocktail fast unendlicher genetischer Vielfalt. Die moderne homogene Mono-Genetik von heute hat deshalb mit den Weinen von damals kaum etwas gemein, auch wenn die Rebsorte noch immer den gleichen Namen trägt. Das scheint heute weitgehend vergessen.

Heute bemühen sich die engagierten Winzer Ungarns um eine neue Furmint-Definition.  Sie konzentriert sich ganz auf Qualität und unverwechselbaren Charakter, damit die Rebsorte wieder den Ruf erlangt, für den sie einst stand.

Lange wurde ihr Potential in Ungarn nicht ausgeschöpft. Erst als vor wenigen Jahren ein paar renommierte Tokajer Winzer wagemutig damit begannen, statt Süßweinen trockene Weißweine zu produzieren (vermutlich mehr aus verzweifelter Entschlossenheit als aus unbedingtem Willen zur Innovation), begann man Notiz von ihr zu nehmen. 

Heute steht Furmint vor der schwierigen Aufgabe, sich aus völliger Bedeutungslosigkeit wieder in das Bewusstsein der Weinwelt zu rücken. Dabei könnte ihm zugute kommen, daß sein Name keine toxischen ungarischen Laute oder Buchstaben enthält, keine exotischen Doppelkonsonanten und die Vokale wechseln freundlich mit Konsonanten ab – mit anderen Worten: Ein Markenname, der in jeder Sprache funktioniert.

Furmint ist eine im Grunde neutrale Sorte, die bitter und sauer ausfällt, wenn sie nicht reif genug geerntet wird. Sie ist anfällig für Botrytis, also Edelfäule, und wurde deshalb seit Jahrhunderten vornehmlich für die Herstellung von Süßweinen verwendet. Heute gilt der Markt für Süßweine als rückläufig und ihr Verkauf als weltweit schwierig. Das klingt in Anbetracht der auf der ganzen Welt in Milliarden von Flaschen verkauften Süß-Limonaden und der hierzulande in den Supermarktregalen stehenden Luganas und Primitivos mit 16 g/l Restzucker (und mehr) wie Hohn, denn der Trend zum süßen Geschmack florierte noch nie so wie heute. Da soll ausgerechnet das reinste, natürlichste und aromatisch anspruchsvollste süße Getränk der Welt keinen Markt mehr haben?

Deshalb versucht man, trockenen Furmint zur erfolgreichen globalen Marke zu machen. Doch wie schmeckt trockener Furmint? Knackig in der Säure und elegant würzig wie Veltliner aus der Wachau? Vibrierend frisch, aber dicht, konzentriert und vom Ausbau im Holzfaß geprägt wie große weiße Burgunder? Würzig gelb an trockenes Heu erinnernd und von straffer Säure getragen, die sich mit dem Alter zu milder Fülle wandelt wie in Chenin Blanc von der Loire? Oder leicht süß und moderat im Alkohol und so schlank und filigran wie Riesling von der Mosel?

Tatsächlich kann guter Furmint all dies in sich vereinen und sich trotzdem ganz eigen in Stil und Charakter präsentieren, je nachdem wo er wächst, wie er ausgebaut und wann er geerntet wurde. So erzählt jeder ungarische Furmint eine andere Geschichte, pflegt seinen eigenen Stil. 

Mit der anderen großen weißen Rebsorte Ungarns, Hárslevelű, ergänzt sich Furmint in entsprechenden Verschnitten zu perfekter Harmonie. Ihre Herkunft zum Ausdruck zu bringen, gelingt ihnen in rarer Präzision und Expressivität. Auf vulkanischen Böden, in idealem Klima und aus besten Lagen entstehen so charaktervolle Terroir-Weine, die ihre Herkunft unverwechselbar und selbstbewußt über den Einfluß der Machart und der Weinbereitung stellen.

Um Ungarns engagierten Winzerinnen und Winzern den Markt zu öffnen, versuchen wir, deren handwerklich produzierte Weine aus alten, lokal angestammten Rebsorten von den dafür am besten geeigneten Lagen (ohne millionenschweren Werbe-Etat) publik zu machen. 

Vor allem Furmint und Harslevelü bringen Liebhaber großer Weißweine mit ihrem eigensinnigen Herkunftscharakter zuverlässig zum Staunen. Ihre verfügbaren Mengen sind klein, ihre Qualitäten überzeugend, die Preise für das, was sie bieten, ungewöhnlich fair, und so scheint es uns nur eine Frage der Zeit - und der entsprechenden Schnittstellen, daß aus Furmint und dem guten ungarischen Wein wieder eine Marke wird, die Interesse weckt, Wertigkeit vermittelt und für Vielfalt im Genuß steht.

Lernen Sie hier wegweisend trockene Furmint-Weine aus Tokaj und dem Balaton kennen. Allesamt von vulkanischen Böden, identisch in ihrer natürlichen Machart und handwerklichen Weinbereitung, niedrig im Schwefel und identisch im pH-Wert, dabei aber völlig verschieden in Duft, Geschmack und Wirkung im Mundgefühl. Erleben Sie in ihnen die Faszination einer stilistischen Vielfalt, die sie ausschließlich ihrer Herkunft, ihrem speziellen Klima und der ungewöhnlichen Morphologie ihrer Böden verdanken.

Die stilistische Vielfalt der Rebsorte Furmint

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