Cobb Wines

Ross Cobb

Lange Reifezeit im Fass. Wenig Holzeinfluß in der Weinbereitung. Kühle Lagen an der kalifornischen Sonoma Coast. Ein ganz eigener Stil, begeisternde Qualitäten, potentes Entwicklungspotential. Große Pinot Noirs eigenständigen Charakters.

Betriebsgröße: 9,6 ha eigene Lagen

Bodenformation: Sediment & vulkanisch

Rebsorte: Pinot Noir

Bewirtschaftung: Certified sustainable

 

Wenn man zu Hause kein Weingut hat, ist der Weg zum Wein nicht selbstverständlich. Zumal in Amerika. Und so beginnt auch die Geschichte zum heutigen Dasein als Spitzen-Winzer für Ross Cobb durchaus kurvenreich und nicht alltäglich.

Schon in seiner Kindheit wird der junge Ross mit Wein konfrontiert, denn er ist das Hobby seiner Eltern. Aus seinem Zimmer schaut er auf ein paar Dutzend Pinot Noir-Rebstöcke, die sein Vater David, ein Meeresbiologe und Umweltwissenschaftler, im Hinterhof ihres Hauses gepflanzt hat. Jeden Dienstag- und Donnerstagabend besuchen seine Eltern Weinbaukurse an einem nahegelegenen College, um im Herbst von den paar Rebstöcken ein paar Flaschen eigenen Weines zu keltern. 

Als sein Vater beruflich als Wissenschaftler Mitte der siebziger Jahre nach Burgund geschickt wird, wandert dieser dort abends durch die Weinberge, trinkt deren Weine und ist davon so beeindruckt, daß er nach seiner Rückkehr spontan seine Doktorarbeit abbricht, um in Vollzeit arbeiten zu gehen, damit er sich in absehbarer Zeit den Traum vom eigenen Weinberg erfüllen kann. Abends besucht Vater David die Weinbauschule und schreibt dort eine Arbeit über die Zukunft der kalifornischen Weinindustrie. Er propagiert dort, in den kühlen Regionen des Sonoma County Pinot Noir zu pflanzen. Das war 1978. Damals widersprechen die Wissenschaftler der Weinbau-Universität Davis seiner These, sie sind der Meinung, daß es dort für die Rebsorte zu kühl sei.

Doch die Eltern verfolgen ihren Traum hartnäckig weiter. Als Sohn Ross mit der Highschool fertig ist, verkaufen sie ihr Haus und kaufen Land in der Nähe des Städtchens Occidental im Westen des Sonoma County. David Cobb arbeitet nach wie vor an seinem meeresbiologischen Institut, beschließt aber im Alter von 52 Jahren fünf Hektar Pinot Noir rund um den Hügel, auf dem sie wohnen, zu pflanzen. Man schreibt das Jahr 1989, die Weinbauexperten in Davis sind noch immer skeptisch, daß Pinot Noir so nah am kalten Pazifik ausreifen kann. 

Bereits fünf Jahre nach der Pflanzung kauft Burt Williams vom legendären Weingut Williams-Selyem, dem damals besten Pinot Noir-Produzenten Kaliforniens, alle Trauben, die Vater David produziert. Sohn Ross ist inzwischen alt genug, dem Vater bei der Arbeit im Weinberg zu helfen und die Verkostung der Weine, die aus ihren Trauben entstehen, hinterläßt tiefen Eindruck bei ihm. Er beschließt Landwirtschaft und Ökologie zu studieren. Nach dem Studium arbeitet er bei Williams-Selyem zwei Tage in der Woche im Keller. Sein Geld verdient er in einem Ingenieurbüro, das sich auf Wasseranalysen spezialisiert hat

Als ihm seine Mutter eine Stellenanzeige schickt, in der ein Laborant auf einem bekannten Weingut gesucht wird, bewirbt er sich, bekommt die Stelle. Dort beginnt er sich so für den Boden zu interessieren, daß er das Weingut überzeugen kann, ein Bodenlabor aufzubauen. Nach vier Jahren dort wird er Laborant bei Williams-Selyem, dem inzwischen weltberühmten Pinot Noir-Weingut, das noch immer die Trauben seines Vaters kauft und verarbeitet. Dort bekommt er aber nicht nur die Möglichkeit, in Weinberg und Keller mitzuarbeiten, er macht dort auch die Ausbildung zum Kellermeister.

Im Jahr 2000 verläßt der den Betrieb und reist nach Burgund, um dort auf verschiedenen Weingütern zu arbeiten. Nach der Rückkehr nach Kalifornien beginnt er als Kellermeister für »Flowers«, einem jungen, noch völlig unbekannten, kleinen Weingut in der Nähe seiner Eltern, zu arbeiten. Acht Jahre verdingt er sich dort als Kellermeister und schafft es, das Weingut zum Star der inzwischen heftig boomenden neuen Pinot Noir-Szene Nordkaliforniens zu machen. Nach acht Jahren dort wechselt er zu Hirsch Vineyards, wo er bis 2013 Kellermeister ist. 

Auch dort schafft er es, das Weingut schnell so bekannt zu machen, daß dessen Weine Kultstatus in der amerikanischen Restaurantszene erlangen.

Ab dem Jahr 2001 produziert Ross Cobb parallel dazu aber auch eine kleine Menge Wein unter eigenem Label: »Cobb Wines« entsteht, das eigene Weingut, für das er zunächst Trauben verarbeitet, die er von seinem Vater bekommt. Jedes Jahr reist Ross nach Burgund, bringt Weine mit, vergleicht sie mit seinen eigenen und kommt zu dem Schluß, vieles anders zu machen als er es bis dahin praktiziert hat. Er reduziert den Einfluß neuen Faßholzes deutlich, beginnt seine Trauben früher zu ernten und schult seine Sensorik. Die Erträge in den Lagen, von denen er inzwischen Trauben bezieht, sind deutlich niedriger als in Burgund. Erstaunt stellt er fest, daß er deren Trauben viel früher lesen kann, weil sie trotzdem aromatisch ausgereift sind. Ihre Weine liegen unter 13 Vol.% im Alkohol, weisen nach der Malolaktik einen pH-Wert von unter 3,4 auf und Ross notiert staunend, daß dies der Weinstil ist, den er ab sofort zu verfolgen gedenkt. 2013 kündigt er bei Hirsch Vineyards und die Geschichte von Cobb Wines nimmt Fahrt auf ...

Hier der Coastland Vineyard hoch über Occidental an der westlichen Sonoma Coast, einer einsamen, dünn besiedelten Region. Strassen sind rar, oft fährt man über ungeteerte Waldwege zu den weit verstreut liegenden Weingütern, die meist nicht ausgeschildert sind. Um vom berühmten Highway N°1, der an der Küste entlang läuft, oder von Sebastopol, Forestville oder Occidental, den nächstgelegenen Menschenansammlungen, hierher zu kommen, muß man kurvenreiche, mehr oder weniger schlecht unterhaltene Strassen und Wege nutzen. 

Im Hintergrund der Pazifik, er ist Luftlinie etwa 5 km entfernt. Die Reben umgeben in kleinen Parzellen, von unberührter Natur umgeben, das Wohnhaus und das Weingut von Ross Cobb und seiner Frau Cindy. Es verbirgt sich in der Baumgruppe in Bildmitte. Die Menschen hier lieben die Abgeschiedenheit. Ross führt uns übrigens immer in die Weinberge, weil dort seine Weine entstehen. Den Keller hält er für uninteressant, weshalb wir davon keine Bilder haben. 

Der Coastlands Vineyard gehört zu den ältesten Pinot Noir-Anlagen im Sonoma County. Er besteht aus vier verschiedenen Blöcken und liegt auf 350 m Höhe, nur fünf Kilometer von der Küste entfernt. Die Lage ist einzigartig, weil es hier unglaublich tiefe, fruchtbare Böden gibt. Aufgrund der Nähe zur Küste und der südwestlichen Ausrichtung liefert Coastlands kleine Erträge und intensive, komplexe Frucht. 

Hier ist die Parzelle »Old Firs« eine von zwei ursprünglichen Anpflanzungen aus 1989. Benannt nach zwei großen Douglasien, stehen hier die alten kalifornischen Louis-Martini-Klonen 13 und 15 sowie ein Wädenswill-Klon. Durch den nahen Pazifik weht hier ständig kühler Wind und oft kommen Nebel aus dem Tal. Seit über 20 Jahren sind die Coastland-Lagen nicht mehr bewässert.

Direkt unter einem 1906 gepflanzten stattlichen Baum steht der namensgebende 1906er Pinot Noir-Block, der mit den Klonen Pommard 4 und Mt. Eden 37 bepflanzt ist.

Emmaline Ann heißt eine 1995 bepflanzte, nur drei Hektar große, abgelegen liegende Parzelle hoch über dem Fresstone-Valley, die von dichtem Wald aus Redwood, Bay Laurel und Douglasien umgeben ist. Ein Paradies an ungestörter Natur. Die sandigen Böden sind hier besonders reich an organischen Stoffen, weshalb die Lage nicht bewässert werden muß.

Emmaline Ann wird regenerativ bewirtschaftet, ist nach Südwesten ausgerichtet und wird vom Nebel und dem kräftig aus dem Fresstone-Valley wehenden Wind gekühlt. Bepflanzt mit den klein- und lockerbeerigen Dijon-Klonen 115 und 777 fallen die Erträge hier sehr niedrig aus. Vielleicht wirken die Weine der Lage deshalb Jahr für Jahr feiner, filigraner und duftiger als die anderen Lagen-Pinots von Ross Cobb. Bei aller seidiger Eleganz fehlt es ihnen aber nicht an druckvoller Intensität und Kraftentfaltung im Mundgefühl. Sie wirken unaufdringlich und kultiviert wie große Burgunder und gehören deshalb zu unseren Favoriten im Portfolio von Ross Cobb.

Doc's Ranch. Ein 2015 gepflanzter 1,5 ha großer, inmitten wilder Natur gelegener Weinberg, direkt an der Straße zu Cobbs Coastlands. Bestockt mit dem alten lokalen Swan- und dem legendären Pommard-Klon 114 aus Burgund. Sein Besitzer bat Ross Cobb, ob er den Weinberg nicht für ihn bewirtschaften könne. Er sagte zu und konnte ihn dann 2017 mit einem langfristigen Pachtvertrag übernehmen.

Doc's Ranch liegt auf demselben Bergrücken wie Cobbs Coastlands, ist nach Südosten ausgerichtet und besonders eng bestockt. Deshalb sind auch hier die Erträge klein. Die Lage erwärmt sich schnell und ist vor den rauen Westwinden vom Pazifik geschützt. 

Der erste Jahrgang von Doc's Ranch im Cobb-Sortiment ist 2017. Ein großer Pinot Noir, der ankündigt, was passieren wird, wenn die Reben älter werden. 2017 besitzt kühle, frische Säure, ein reintöniges, aromatisch aber  expressives Bukett und im Mund begeistert er mit samtig dichter Komplexität in einer Gerbstoffqualität, die Staunen macht.

Pinot Noir. Anders als aus Burgund


Ross Cobb entwickelt seine Weine subtil, aber zielstrebig weiter. Seine legendären Lagen-Pinots stammen ausschließlich von eigenen oder gepachteten Weinbergen in unabhängigem Familien-Besitz an der Sonoma Coast, die er mit seinem Team ganzjährig zertifiziert regenerativ bewirtschaftet. Jeder seiner Weine besitzt unverwechselbaren Charakter, weil jede Lage durch den dort vorherrschenden chaotisch strukturierten »Franciscan complex« eine andere prägende Bodenmorphologie aufweist, sich die Mikroklimata je nach Exposition, Höhe und Neigung der Lagen gravierend unterscheiden und jede Lage mit unterschiedlicher, oft vielfältiger Genetik bepflanzt ist. Diese Vielfalt prägender Parameter, die eine grundlegend andere ist als in Burgund, führt zu einer ungewöhnlichen Vielfalt in Stil und Charakter der Weine, die das Portfolio von Ross Cobb auf besondere Weise auszeichnen. Im Keller konzentriert sich Ross ganz darauf, den Charakter jeder einzelnen Lage so direkt wie möglich zu übersetzen. Das versucht er wie folgt zu erreichen: 

> Er vergärt grundsätzlich spontan auf der wilden Natur-Hefe in kleinen, der Parzellengröße angepaßten, oben offenen Gärbehältern, die er nicht kühlen muß. Allein dabei werden 1 bis 1,5 Vol. % Alkohol auf natürliche Weise veratmet. 

> Um den Alkohol möglichst unter 13,5 Vol.% zu halten, liest er früh, aber unbedingt aromatisch reif. Der richtige Lesezeitpunkt ist für ihn der entscheidende Punkt für seine Stilistik, wie er meint. Auf die Aufzuckerung des Mostes zur Erhöhung des Alkoholgehaltes, die sogenannte Chaptalisierung, die in Burgund Standard ist, kann er verzichten.

> Für möglichst unverfälschte Aromatik setzt er auf hochwertig gebrauchte Fässer für Ausbau und Reife.

> Als sein wichtigstes Stilelement nennt er den Anteil an ganzen, nicht abgebeerten Trauben in der Vergärung. Je nach Jahrgang, also je nach Verholzung des Stielgerüstes der Trauben, vergärt er mit möglichst hohem Anteil an Stielen und Stängeln, Whole-Bunch genannt. Genau darin unterscheiden sich die Produzenten in Burgund, weil dort jeder einer bestimmten »Schule« der Weinbereitung folgt.

> Je nach Jahrgangsverlauf, Traubenbeschaffenheit und Temperaturen während der Ernte setzt er, wenn nötig, auf Kaltmazeration oder er extrahiert die Beeren ohne Punch down und mechanische Beeinflussung. In Burgund praktizieren die meisten Betriebe dagegen systematisch von ihnen bevorzugte Weinbereitungsverfahren, die ihre Weine dann auch stilistisch nachvollziehbar prägen.

> Grundsätzlich setzt Ross Cobb seinen Mosten und Weinen keinerlei korrigierende, also geschmacksverändernde Zusatzstoffe zu. Seine Weine besitzen von Natur aus niedrige pH-Werte, sind also mikrobiologisch stabil, und um sie nicht filtrieren zu müssen, baut er seine Weine über 18-24 Monate auf der Feinhefe im Holz aus. Sie klären sich dort  auf natürliche Weise. In Burgund wird dagegen systematisch je nach Jahrgang auf- oder entsäuert, viele Weine werden für den Transport nach Übersee sterilisiert oder kurzzeiterhitzt, und vor den üblichen Zusatzstoffen zur Schönung und Klärung ist man dort nur bei wenigen biologisch zertifizierten Betrieben sicher. 

> Ross bringt seine Weine bewußt erst im Stadium beginnender Trinkreife auf den Markt.

Mit seinen feinsinnig eleganten, zugleich aber anspruchsvoll dicht gepackten und strukturell ausdrucksstarken Pinot Noirs hat sich Ross Cobb in der Szene großen Ruf erworben. Weil er aber kaum auf Social Media unterwegs ist, keiner der üblichen Lautsprecher ist und oft nur wenige hundert Kisten der einzelnen Lagen produziert, ist er hierzulande kaum bekannt. Seine Produktion von je nach Jahrgang ca. 2500 Kisten teilt er den Kunden seiner Mailingliste und wenigen Exporteuren zu. 

Kleine Bildergalerie

Ross Cobb ist auch begeisterter Musiker. Er spielt Bass, hat eine riesige Sammlung an Vinyl-Platten, eine exzellente HiFi-Anlage, mit der er, wann immer er kann, DJ spielt und er hält Musik für sich selbst für ähnlich wichtig, wie den Wein. Die Bilder portraitieren seine wichtigsten Lagen (Coastland, Rice-Spivak, Wemdling) - und ihn.

»To me, collecting records is as important as making wine. Having a wide range of musical influences makes you a better musician, just as tasting across the world makes you a better winemaker.« Ross Cobb
18100 Fitzpatrick Ln. | CA 95465 Occidental | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG

Inhalt: 0.75 l (102,67 €* / 1 l)

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