Domaine de Saint Cels

Marie & Etienne Rouanet

Ein Familienbetrieb in St. Chinian im südfranzösischen Languedoc, der erst seit wenigen Jahren Weine unter eigenem Etikett produziert und abfüllt, über Jahrzehnte aber Weinbau für die großen Handelshäuser des Languedoc betrieben hat. Ein Glücksgriff in Sachen Preis und Wert, nach dem wir lange gesucht haben. Die noblen Schuppen zu führen ist heute einfach. Im Ozean der unbekannten Weinbaubetriebe aber genau den zu finden, den wir suchen, ist harte Arbeit. 

Region: Saint Chinian, Languedoc

Betriebsgröße: 80 Hektar

Bewirtschaftung: Biologisch zertifiziert

Böden: Kalk-Lehm, Sandstein, Schiefer & Kiesel

Rebsorten: Grenache, Syrah, Mourvèdre, Cinsault, Carignan, Chardonnay, Roussanne, Colombard und Vermentino

»Anders als der Mainstream, but still a bit of mainstream«. Das hinterließ uns einer unserer Kunden als Trusted-Shop-Bewertung. Gut gekräht, Hahn! Eine Bewertung, die uns beschäftigt hat. 

Teilen tun wir sie allerdings nicht, denn wir führen, zumindest nach unserem Verständnis, keine Mainstream-Weine. Sie langweilen uns, weil sie so einfältig schmecken, wie sie produziert werden. Mainstream im Wein bedeutet, die geschmacklichen Vorstellungen einer möglichst großen Gruppe von Menschen zu erfüllen. Neurophysiologen und Neurobiologen wissen, wie das Limbische System in unserem Gehirn funktioniert. Zur Belohnung der dort angesiedelten Gelüste und sinnlichen Erwartungen hat die Wissenschaft der Önologie bewährte Rezepte entwickelt, mittels derer die Kellerwirtschaft über diverse Zusatzstoffe Wein völlig legal und weitgehend deklarationsfrei geschmacklich entsprechend manipulieren kann. Dies gilt übrigens auch für Biowein, weshalb das »Bio« im Wein keinerlei Garantie für besondere geschmackliche Qualität ist. Auch er soll schließlich entsprechend massenkompatibel und billig angeboten werden können. Also kann auch er, wie der konventionelle Mainstream-Tropfen, mittels Kaltvergärung im Edelstahltank und spezieller Reinzuchthefen, sowie den »Korrekturen« der Önologie zu jenem geschmacklich einfältigen Freizeitgetränk gemacht werden, das den Weinmarkt heute weltweit dominiert.  

Gemessen an diesen Kriterien, könnte man der Domaine de Saint-Cels im südfranzösischen Languedoc tatsächlich unterstellen, »a bit of mainstream« zu sein. Der Familienbetrieb bewirtschaftet immerhin 80 Hektar Reben in der Appellation Saint-Chinian westlich von Béziers; eine solch stattliche Betriebsgröße ist ohne mechanische Ernte kaum zu beherrschen. Deshalb vergärt Familie Rouanet ihre Moste bislang noch mit neutraler Reinzuchthefe, um den sicheren Verlauf der Gärungen gewährleisten zu können. Neben minimaler Schwefelung und einer eventuell nötigen Aufsäuerung für die mikrobiologische Stabilität sind dies aber die einzigen Eingriffe in den Wein, die für Familie Rouanet im Keller infrage kommen. Der Blick in ihre Weinberge offenbart dann endgültig, daß es hier um Handwerk geht, und nicht um möglichst effizienten Kommerz.  

Als Etienne Rouanet das Weingut 1993 von seinem Großvater übernimmt, produziert auch er über viele Jahre nur Trauben, die er an die großen Handelshäuser der Region verkauft. Doch mit jedem Jahr mehr wächst in ihm der Wunsch, die eigenen Trauben zu eigenem Wein verarbeiten zu können. Irgendwann beschließt er, an der berühmten Weinbau-Universität im nahen Montpellier Weinbau und Önologie zu studieren. 

Gesagt, getan, er kommt zurück und will das dort erlernte nun auch in die Tat umzusetzen. Schritt für Schritt beginnt er in den folgenden Jahren den Betrieb umzustellen, weg von der bedingungslosen Mechanisierung für immer mehr Agrarchemie, hin zu einem Weinbau, der die Böden wieder belebt. Mutig beschließt er, das Weingut auf der gesamten Fläche auf biologische Bewirtschaftung umzustellen und beginnt, seine Böden agroökologisch mit entsprechender Begrünung und Pflanzung von Hecken und Bäumen zu bewirtschaften. Als seine Frau Marie 2017 nach 25 Jahren in der Pharmaindustrie ins Weingut zurückkehrt, bauen die beiden ihre Trauben-Produktion zum Weingut mit eigener Weinbereitung aus. Ein noch junger Betrieb also, der aber auf jahrzehntelange profunde Erfahrung im Weinbau zurückblicken kann.

Alte Kulturlandschaft im Herzen des Languedoc. Kleinparzellierter Weinbau, wie er einst war und heute auf der Domaine de Saint Cels für deren Weißweine mit Engagement und Ambition wieder betrieben wird. Organisch eingefügt in die Landschaft, von vielen Hecken, Büschen, Bäumen und der südfranzösischen Garrigue umgeben. 

Etienne Rouanet beschreibt sein Weingut als »Flickenteppich, der sich in vielen mehr oder weniger großen Parzellen, die zusammen ca. 80 Hektar Rebfläche ergeben, über die Dörfer Saint-Chinian, Murviel les Béziers und Assignan erstreckt.« Die Appellation Saint Chinian ist bekannt für die enorme Vielfalt ihrer Böden. Entsprechend vielfältig in Stil, Charakter und Aromatik fallen auch ihre Weine aus. Je nachdem ob sie auf Kalk und Lehm, Sandstein, schwarzem Schiefer oder Kies entstehen. 

Eine Spezialität der Domaine Saint Cels ist ihre auf den Großvater zurückgehende Vielfalt an Rebsorten. Neben den lokal angestammten roten Rebsorten Grenache, Syrah, Mourvèdre, Cinsault und Carignan pflanzte er damals schon visionär die weißen Sorten Chardonnay, Roussanne, Colombard und Vermentino. Deren älteste Reben sind heute über 40 Jahre alt. Die Weißwein-Parzellen oben im Bild stehen auf kargen Kalk- oder roten Lehm-Böden an Hängen unterschiedlichster Ausrichtung, die meist nur von Hand gelesen werden können. Sie liegen auf einer Höhe von 100 bis 350 m, was den Weinen trotz des heißen und trockenen mediterranen Klimas belebende Frische verleiht. Die Rotweine der Domaine entstehen auf größeren Parzellen in der Ebene auf tiefgründigeren Böden. Diese bunte Vielfalt an Wachstumsbedingungen übersetzt Etienne Rouanet gekonnt in eine reizvolle Palette von Weinen unterschiedlichster Charaktere.

Eisenhaltige Erde mit viel Lehm und einem gewissen Anteil an Kalk. Oben im Bild im Winter nur an der Oberfläche auf wenige Zentimeter aufgebrochen, um die Begrünung als organische Materie in den Boden einzuarbeiten, den nötigen Sauerstoff zu deren Verarbeitung durch das Bodenleben zur Verfügung zu stellen und die Feuchtigkeit des winterlichen Regens speichern zu können. Regenerative Bewirtschaftung versucht, das Bodenleben maximal zu aktivieren, um Reben und Trauben auf natürliche Weise auch im trockenen und heißen Sommer stressfrei mit Nährstoffen und Feuchtigkeit versorgen zu können. Auf diesem Boden entstehen Familie Rouanets Rotweine. Hier gewinnen sie ihre tiefgründige Würze und kraftvolle Gerbstoffdichte. 

Die Unterschiede in den Bodenstrukturen innerhalb der Appellation sind in Saint Chinian ausgeprägter als in jeder anderen Appellation des französischen Südens. Deshalb steht Saint Chinian nicht für einen bestimmten Weincharakter oder eine bestimmte Stilistik. Es ist die Appellation im Süden Frankreichs, der man am wenigsten das Profil einer spezifischen Herkunft zuschreiben kann, was aber mit der Qualität ihrer Weine nichts zu tun hat. Es obliegt dort dem Betrieb, seinen Weinen den Charakter ihrer jeweiligen Herkunft zu vermitteln. Von obigem vom Kalk dominierten Boden, der in Saint Chinian die höchsten Lagen prägt, kommen Familie Rouanets Weißweine. Deren saftige Frische, pikante Würze und feine mineralische Salzigkeit spiegeln diesen Kalk wieder.

Je gesünder die Trauben, um so weniger muß man im Keller »machen«, um sie zu ehrlichem, gutem Wein verarbeiten zu können. Eine fast schon platte Binsenweisheit, die Etienne Rouanet mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Traubenbauer mit Leben erfüllen kann. Er  beherrscht seine nicht unerhebliche Betriebsgröße, kennt seine Reben und Lagen genau, weiß, wann er wo und wie den so wichtigen Zeitpunkt der Ernte bestimmt, und kann so die Kellerwirtschaft maximal einfach angehen. Familie Rouanet möchte schließlich keine »Spitzenweine« produzieren, sondern sieht ihre Chance realistisch in maximal möglicher Qualität zu einem Preis, der ihr das Überleben sichert. Ein anspruchsvolles Ziel, dem sie sich mit Ambition und Engagement widmet.  

Bescheidenheit für realistische Preise

Viele Weingüter versuchen heute mit pompöser zeitgenössischer Architektur und nobel gestalteten Verkostung-Räumen ihre Besucher zu beeindrucken. Man scheint sein Geltungsbedürfnis im Weinbusiness heute offen zur Schau stellen zu müssen. Uns beeindruckt man damit nicht. Im Gegenteil. Wir interpretieren derart auf Äußerlichkeit bedachtes Gehabe als Ablenkmanöver und schauen uns die Weine solcher Betriebe besonders kritisch an.

Auf der Domaine de Saint Cels geht es angenehm bescheiden zu. Man will hier nicht mehr sein als man ist. Hier wird Weinbau als Landwirtschaft im Einklang mit der Natur praktiziert. Das braucht keine Show, sondern Intention, Leidenschaft, Ambition, Weitblick und vor allem Können auf der Basis von Erfahrung. 

Als Mutter Marie 2017 in den Betrieb kommt, beginnt auf der Domaine de Saint Cels die Zukunft. Familie Rouanet muß jetzt mit den eigenen Weinen im harten Konkurrenzkampf auf dem Markt überleben. Der Direktverkauf vor Ort beginnt, aber nur im Export sind relevante Mengen abzusetzen. Um dort Erfolg zu haben, braucht man präzisen Fokus auf Qualität, Wert und Preis - und viel Glück, um im unüberschaubaren Angebot des Marktes Gehör zu finden. Marie Rouanet hat ihrer Domaine dieses verschafft. Inzwischen arbeiten auch die beiden Söhne im Betrieb mit.    

Im Tal entstehen um das Weingut herum auf tiefgründigen Kalk-, Lehm- und Kies-Böden die Rotweine der Domaine. Die gute Nährstoffversorgung der Böden sorgt für gehaltvolle Rotweine, deren Gerbstoffe im Keller gezähmt werden wollen. Sie besitzen den würzigen Charakter Südfrankreichs, duften nach Thymian, Rosmarin und schwarzen Oliven, füllen den Mund mit dichter Substanz und bieten zu erstaunlich fairem Preis erstaunlich anspruchsvolles und erfreulich unmanipuliertes Rotwein-Vergnügen.  

Domaine Saint-Cels | lieu-dit St Cels | 34360 St. Chinian | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & Co KG

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