Wo die Zukunft Frankens schon Alltag ist . . .
Richard Östreicher ist Winzer aus Leidenschaft. Seine Frau Kerstin Richter war Journalistin, heute steht sie ihm in Sachen Wein zur Seite. Zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können. Aus diesem Gegensatz beziehen sie jene Energie, die nötig ist, um radikal unkonventionelle Wege gehen zu können, wie die beiden sie wagen.
Ihr Weingut liegt im Weinort Sommerach, der an der südlichen Mainschleife auf der sogenannten »romantischen Weininsel« liegt und nach eigener Aussage »zu den schönsten und zukunftsfähigsten Dörfern Deutschlands und Europas« gehört. Ein historisch gewachsener Weinort. Die »romantische Weininsel« entpuppt sich allerdings als Flurbereinigungskatastrophe. Hier wurde im Sinne des Wortes »bereinigt«. Reb-Monotonie pur. Keine ökologische Nische, kein Baum, kein Strauch. Statt der Romantik der Natur »sauber« abgespritzte Weinbergs-Monotonie soweit das Auge reicht. Von Sommerach bis Volkach, dazwischen immerhin ein paar Inseln biologisch-ökologischen Widerstands. Der Krieg gegen die Natur setzt sich auf der gegenüberliegenden Mainseite auf von jahrelangem Herbizideinsatz versinterten Böden fort: Der Hang des Escherndorfer Lump. Ein frustrierender Anblick, diese eigentlich stolze Steillage. Deprimierend, daß weder Weinschreiber noch Blogger, weder Handel noch Sommeliers Notiz nehmen von den kaputten Böden, den Erosionsschäden, dem offensichtlichen Krieg gegen die Natur. Ihre Blindheit macht die vielbeschworene »Romantik« hier erst möglich. All das verkauft im Namen von »Tradition« und »Qualität« . . .
Dieser Realität widersetzt sich Richard Östreicher nicht nur im Weinberg, sondern auch im Keller. Als er 1995 den Hof vom Vater übernimmt, ist er noch Teil des Fortschrittsglaubens im Weinbau. Als Gründungsmitglied von »Frank und Frei«, einer Winzervereinigung, die sich bewußt die fruchtige Uniformität internationaler Stilistik auf die Fahnen geschrieben hat, merkt er schnell, daß Reinzuchthefen, Aroma-Enzyme und Kaltvergärung nicht das sind, was seiner Vorstellung von Weinqualität entspricht. Er orientiert sich um, reist nach Frankreich, beginnt intensiv zu verkosten und pflanzt französisches Rebmaterial. Ausschließlich im Silvaner sieht er seine Zukunft nicht, obwohl er vom Vater erstklassige alte Parzellen geerbt hat. Der hatte damals aber auch schon Pinot Noir gepflanzt und damit Richards Vorliebe für hochwertige Burgundersorten entfacht, in denen er heute für sich die Nische im Markt sieht.
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Kerstin und Richard Östreicher wirken mit sich und der Welt im Reinen. Sie bewirtschaften heute knapp 5 Hektar Reben auf Parzellen, die zum Teil im Kern der ehemaligen Spitzenlage »Sommeracher Katzenkopf« liegen. Ihren über 200 Jahre alten Hof haben die beiden renoviert, ihr Keller ist zweckmäßig unter der Scheune untergebracht. Einen ehemaligen Stall haben sie zur Weinstube umgebaut. Hier wird sie praktiziert, die humane Dimension, mit dem Weitblick für ihre ganze Trag- und Reichweite. Verzicht auf Größe als Gewinn fürs Leben. Finanziell müssen sich die beiden zwar strecken, denn 5 Hektar Reben machen auch in Franken den Winzer nicht reich. Doch ihre humane weil überschaubare Dimension läßt sie ihre Reben noch persönlich mit Hilfe von Freunden und Aushilfen bewirtschaften. »Ich will die Kontrolle über jeden Rebstock«, betont Richard. Dafür verzichtet er auf Größe und Wachstum, ist keinem Verkaufsdruck ausgesetzt und braucht keinen teuren Maschinenpark. Er bewirtschaftet seine Reben von Hand, arbeitet seit ein paar Jahren nach den Kriterien der ökologischen Anbauverbände, bricht seine Böden je nach Wasserbedarf oder Trockenheit auf oder begrünt sie mit gezielten Einsaaten. Unter den Rebstöcken arbeitet er mechanisch mit der Scheibe, statt mit Herbiziden für »Sauberkeit« zu sorgen, die keine ist. Und die notwendigen Spritzungen absolviert er mit reinem Schwefel und ökologischen Mitteln. Inzwischen ist die ökologische Zertifizierung absolviert.
Bescheidenheit macht das Weingut Östreicher besonders. Mit charaktervollen Weinen, deren ausgefallene und mutige Eigenart Restaurants aus ganz Deutschland zu Kunden gemacht hat. Deshalb können Östreichers Preise aufrufen, die ihnen trotz ihrer humanen Dimension das Überleben sichern. Ihre Weine sind in der Tat aufregend anders. Sie halten der fränkischen Technik-Monotonie den Spiegel vor, sind mutig ursprünglich und spürbar natürlich, stehen für ein Franken, das es kaum noch gibt.
Ihre Weine wagen die Wildheit der Natur und geben sich gewöhnungsbedürftig nackig und ungeschminkt. Sie sind in ihrer Jugend kantig und ungehobelt, brauchen Zeit, um sich zu entfalten, geben sich lebendig und folgen keinem Klischee. Richard Östreicher überläßt sie im Keller weitgehend sich selbst. Aromatisch prägt sie die spontane Vergärung mittels natürlicher Umgebungshefen. Sie sind also alles andere als »fruchtig«, auch, weil Richard Östreicher auf Enzyme ebenso verzichtet, wie auf Schönungen und geschmackliche »Korrekturen«. Er setzt auf ein paar kleine Edelstahltanks, französische Fässer bester Provenienz und ehrliches Winzerhandwerk.
Östreichers Weinberge liegen im Sommeracher Katzenkopf, dessen Mikroklima von der Mainschleife beeinflusst wird, der sie heimatverbunden die Graphik ihrer Etiketten widmen. Im alten Gewann »Hölzlein« entsteht ihr legendärer Weißburgunder, der ihnen inzwischen aus den Händen gerissen wird. In der alten Parzelle »Engelsberg« hat Richard vor ein paar Jahren Chardonnay gepflanzt, eine kleinbeerige Selektion aus einer Parzelle von Coche-Dury in Meursault. Aus der ehemaligen Einzellage »Augustbaum« kommt ihr großer Silvaner und im alten »Katzenkopf« stehen die Rebzeilen für ihre beeindruckend strukturierten Spätburgunder. Es ist der Rotwein, der Richard Östreicher besonders am Herzen liegt. Neben Spätburgunder hat er auch Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot im Anbau. Zwar ist Silvaner mengenmässig seine wichtigste Rebsorte, doch seine heimliche Liebe gehört den Burgundersorten. Immerhin 40% seiner Produktion sind Rotweine, die profiliert fränkisch ausfallen, mit einem stets kernig delikaten Rückgrat an Gerbstoffen. Er vergärt sie mittels langer Maischegärung in kleinen offenen Gärbottichen und baut sie in gebrauchten Barriques aus, in denen sie auch lange auf der Hefe reifen dürfen. Zeit spielt eine große Rolle im Qualitätskonzept Richard Östreichers. Seine Weine sollen knochentrocken sein, es sei denn, die Natur beschert ihnen natürliche Süße.
Ein so bemerkens- wie bewundernswert autonomes Winzer-Paar, das die Welt bereist hat, weit über seinen Tellerrand schaut und deshalb genau weiß, was es nicht will. Doch Östreichers sind nicht allein mit dieser Sicht der Dinge. Immer mehr Betriebe in Franken begreifen, daß ihr Überleben am seidenen Faden hängt. Sie beschäftigen sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit Antworten auf den Klimawandel und dessen Herausforderungen und individualisieren ihre Weine in aller Stille. Für eine neue Wein-Realität in Franken, die eine nachhaltigere Zukunft einläutet.
Richard Östreicher ist Winzer aus Leidenschaft. Seine Frau Kerstin Richter war Journalistin, heute steht sie ihm in Sachen Wein zur Seite. Zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können. Aus diesem Gegensatz beziehen sie jene Energie, die nötig ist, um radikal unkonventionelle Wege gehen zu können, wie die beiden sie wagen.
Ihr Weingut liegt im Weinort Sommerach, der an der südlichen Mainschleife auf der sogenannten »romantischen Weininsel« liegt und nach eigener Aussage »zu den schönsten und zukunftsfähigsten Dörfern Deutschlands und Europas« gehört. Ein historisch gewachsener Weinort. Die »romantische Weininsel« entpuppt sich allerdings als Flurbereinigungskatastrophe. Hier wurde im Sinne des Wortes »bereinigt«. Reb-Monotonie pur. Keine ökologische Nische, kein Baum, kein Strauch. Statt der Romantik der Natur »sauber« abgespritzte Weinbergs-Monotonie soweit das Auge reicht. Von Sommerach bis Volkach, dazwischen immerhin ein paar Inseln biologisch-ökologischen Widerstands. Der Krieg gegen die Natur setzt sich auf der gegenüberliegenden Mainseite auf von jahrelangem Herbizideinsatz versinterten Böden fort: Der Hang des Escherndorfer Lump. Ein frustrierender Anblick, diese eigentlich stolze Steillage. Deprimierend, daß weder Weinschreiber noch Blogger, weder Handel noch Sommeliers Notiz nehmen von den kaputten Böden, den Erosionsschäden, dem offensichtlichen Krieg gegen die Natur. Ihre Blindheit macht die vielbeschworene »Romantik« hier erst möglich. All das verkauft im Namen von »Tradition« und »Qualität« . . .
Dieser Realität widersetzt sich Richard Östreicher nicht nur im Weinberg, sondern auch im Keller. Als er 1995 den Hof vom Vater übernimmt, ist er noch Teil des Fortschrittsglaubens im Weinbau. Als Gründungsmitglied von »Frank und Frei«, einer Winzervereinigung, die sich bewußt die fruchtige Uniformität internationaler Stilistik auf die Fahnen geschrieben hat, merkt er schnell, daß Reinzuchthefen, Aroma-Enzyme und Kaltvergärung nicht das sind, was seiner Vorstellung von Weinqualität entspricht. Er orientiert sich um, reist nach Frankreich, beginnt intensiv zu verkosten und pflanzt französisches Rebmaterial. Ausschließlich im Silvaner sieht er seine Zukunft nicht, obwohl er vom Vater erstklassige alte Parzellen geerbt hat. Der hatte damals aber auch schon Pinot Noir gepflanzt und damit Richards Vorliebe für hochwertige Burgundersorten entfacht, in denen er heute für sich die Nische im Markt sieht.
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Kerstin und Richard Östreicher wirken mit sich und der Welt im Reinen. Sie bewirtschaften heute knapp 5 Hektar Reben auf Parzellen, die zum Teil im Kern der ehemaligen Spitzenlage »Sommeracher Katzenkopf« liegen. Ihren über 200 Jahre alten Hof haben die beiden renoviert, ihr Keller ist zweckmäßig unter der Scheune untergebracht. Einen ehemaligen Stall haben sie zur Weinstube umgebaut. Hier wird sie praktiziert, die humane Dimension, mit dem Weitblick für ihre ganze Trag- und Reichweite. Verzicht auf Größe als Gewinn fürs Leben. Finanziell müssen sich die beiden zwar strecken, denn 5 Hektar Reben machen auch in Franken den Winzer nicht reich. Doch ihre humane weil überschaubare Dimension läßt sie ihre Reben noch persönlich mit Hilfe von Freunden und Aushilfen bewirtschaften. »Ich will die Kontrolle über jeden Rebstock«, betont Richard. Dafür verzichtet er auf Größe und Wachstum, ist keinem Verkaufsdruck ausgesetzt und braucht keinen teuren Maschinenpark. Er bewirtschaftet seine Reben von Hand, arbeitet seit ein paar Jahren nach den Kriterien der ökologischen Anbauverbände, bricht seine Böden je nach Wasserbedarf oder Trockenheit auf oder begrünt sie mit gezielten Einsaaten. Unter den Rebstöcken arbeitet er mechanisch mit der Scheibe, statt mit Herbiziden für »Sauberkeit« zu sorgen, die keine ist. Und die notwendigen Spritzungen absolviert er mit reinem Schwefel und ökologischen Mitteln. Inzwischen ist die ökologische Zertifizierung absolviert.
Bescheidenheit macht das Weingut Östreicher besonders. Mit charaktervollen Weinen, deren ausgefallene und mutige Eigenart Restaurants aus ganz Deutschland zu Kunden gemacht hat. Deshalb können Östreichers Preise aufrufen, die ihnen trotz ihrer humanen Dimension das Überleben sichern. Ihre Weine sind in der Tat aufregend anders. Sie halten der fränkischen Technik-Monotonie den Spiegel vor, sind mutig ursprünglich und spürbar natürlich, stehen für ein Franken, das es kaum noch gibt.
Ihre Weine wagen die Wildheit der Natur und geben sich gewöhnungsbedürftig nackig und ungeschminkt. Sie sind in ihrer Jugend kantig und ungehobelt, brauchen Zeit, um sich zu entfalten, geben sich lebendig und folgen keinem Klischee. Richard Östreicher überläßt sie im Keller weitgehend sich selbst. Aromatisch prägt sie die spontane Vergärung mittels natürlicher Umgebungshefen. Sie sind also alles andere als »fruchtig«, auch, weil Richard Östreicher auf Enzyme ebenso verzichtet, wie auf Schönungen und geschmackliche »Korrekturen«. Er setzt auf ein paar kleine Edelstahltanks, französische Fässer bester Provenienz und ehrliches Winzerhandwerk.
Östreichers Weinberge liegen im Sommeracher Katzenkopf, dessen Mikroklima von der Mainschleife beeinflusst wird, der sie heimatverbunden die Graphik ihrer Etiketten widmen. Im alten Gewann »Hölzlein« entsteht ihr legendärer Weißburgunder, der ihnen inzwischen aus den Händen gerissen wird. In der alten Parzelle »Engelsberg« hat Richard vor ein paar Jahren Chardonnay gepflanzt, eine kleinbeerige Selektion aus einer Parzelle von Coche-Dury in Meursault. Aus der ehemaligen Einzellage »Augustbaum« kommt ihr großer Silvaner und im alten »Katzenkopf« stehen die Rebzeilen für ihre beeindruckend strukturierten Spätburgunder. Es ist der Rotwein, der Richard Östreicher besonders am Herzen liegt. Neben Spätburgunder hat er auch Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot im Anbau. Zwar ist Silvaner mengenmässig seine wichtigste Rebsorte, doch seine heimliche Liebe gehört den Burgundersorten. Immerhin 40% seiner Produktion sind Rotweine, die profiliert fränkisch ausfallen, mit einem stets kernig delikaten Rückgrat an Gerbstoffen. Er vergärt sie mittels langer Maischegärung in kleinen offenen Gärbottichen und baut sie in gebrauchten Barriques aus, in denen sie auch lange auf der Hefe reifen dürfen. Zeit spielt eine große Rolle im Qualitätskonzept Richard Östreichers. Seine Weine sollen knochentrocken sein, es sei denn, die Natur beschert ihnen natürliche Süße.
Ein so bemerkens- wie bewundernswert autonomes Winzer-Paar, das die Welt bereist hat, weit über seinen Tellerrand schaut und deshalb genau weiß, was es nicht will. Doch Östreichers sind nicht allein mit dieser Sicht der Dinge. Immer mehr Betriebe in Franken begreifen, daß ihr Überleben am seidenen Faden hängt. Sie beschäftigen sich auf unterschiedlichste Art und Weise mit Antworten auf den Klimawandel und dessen Herausforderungen und individualisieren ihre Weine in aller Stille. Für eine neue Wein-Realität in Franken, die eine nachhaltigere Zukunft einläutet.
Weingut Richard Östreicher | Hauptstraße 15 | D-97334 Sommerach |
Inhalt: 0.75 l (38,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (44,00 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (50,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (50,67 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (56,00 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (61,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (64,00 €* / 1 l)