Mas Seren

Emmanuelle Schoch

Viel Wind, karge Böden, harte Arbeit. Das Dasein als Winzerin in den südfranzösischen Cevennen ist hart. Die Erträge sind niedrig, Trockenheit ist ein massives Problem, aber die Lage ist phantastisch und wenn man eine so kompetente und erfahrene Winzerin ist wie Emmanuelle Schoch, kann man hier Weine ganz eigener Ausstrahlung produzieren. 

Region: Südfrankreich | Languedoc | Cevennen

Rebfläche: 6 ha

Bewirtschaftung: Biologisch zertifiziert

Boden: Schiefer, harter Kalkstein, roter Sandstein und grauer Mergel

Rebsorten: Grenach, Syrah, Carignan, Cinsault, Viognier, Rosanne, Grenache Blanc


Die Cevennen sind eine so einsame wie wilde, nur intimen Frankreich-Kennern bekannte Berglandschaft in den südöstlichen Ausläufern des französischen Zentralmassivs. Hier wurde über Jahrhunderte Weinbau betrieben, aber stets nur auf winzigen Flächen, denn der Weinbau ist dort eine mühsame Angelegenheit. 

Die wenigen Parzellen dort sind schwer zugänglich, sie sind steil und klein, die Böden spannend vielfältig, aber karg, und das raue Klima mit viel Wind und großen Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht sorgt für magere Erträge von kaum mehr als 30 hl/ha im Schnitt. Dafür steht in Deutschland kein Winzer morgens auf. 

25 Jahre lang hat Emmanuelle Schoch als önologische Beraterin, Kellermeisterin und Betriebsleiterin für bekannte Weingüter im Languedoc gearbeitet. Die Auswirkungen des Krieges der Agrarchemie gegen die Natur hat sie in dieser Zeit hautnah mitbekommen, die des Klimawandels ebenso. Irgendwann beginnt in ihr der Wunsch nach grundlegender Veränderung zu schwelen. Ob des kühleren Klimas, der Diversität der Böden und der noch intakten Natur werden ihr die nahen Cevennen immer mehr zum Wunschort für den eigenen Weinbau. Doch die wenigen Rebflächen dort sind winzig und kaum zu kriegen, die Region ist noch weitgehend unbekannt und die Verkaufspreise der Weine so niedrig, daß sich die Investition in ein eigenes Weingut kaum rechnet. 

Doch 2009 wird ihr heimlicher Wunsch auf wundersame Weise erfüllt: Ein Mitglied jener Genossenschaft, die sie in den Cevennen als Önologin berät, bietet ihr aus Altersgründen völlig überraschend 6 ha Reben auf über 300m Höhe in den Bergen der südlichen Cevennen-Ausläufer zum Kauf an. Emmanuelle Schoch zögert, rechnet, plant, geht zur Bank, verschuldet sich Hals über Kopf - und ist über Nacht Winzerin auf eigene Rechnung. Und das in ihren ersehnten Cevennen ...

Kurvenreiche Kilometer auf schmaler Strasse liegen ihre 6 ha Reben vom Weingut entfernt auf 300 m Höhe in der Nähe des Ortes Monoblet. Am Horizont der berühmte Hausberg Montpelliers, der Pic St. Loup. Emmanuelles viele kleine Parzellen liegen, von ständigem Wind umweht, verstreut wie Puzzle-Stückchen an einem sich nach Süden öffnenden Hang, umgeben von undurchdringlicher Garrigue, der typischen Vegetation des Languedoc. Keine Nachbarn stören ihr Biotop. 

Ihre Parzellen sind mehr oder weniger steil, zum Teil bestockt mit 60 Jahre alten Reben. Die Erdauflage ist dünn, die Böden karg und steinig und jede Parzelle steht auf einem anderen Boden, von Buntsandstein über Schiefer bis zu Kalk.

Die Vegetationsperiode ihrer Reben dort oben dauert bis zu vier Wochen länger als in der Ebene des Languedoc, die Ernte kann je nach Jahrgang entsprechend spät ausfallen. »In den Cevennen brauchen die Reben mehr Zeit als in der Ebene des Languedoc«, meint sie, »meine Reben folgen hier einem ganz anderen, deutlich langsameren Wachstums- und Reifezyklus«. 

Emmanuelle Schoch arbeitet hart für ihren Lebensunterhalt. Sie macht in ihrem kleinen Weingut (fast) alles allein, hat gerade erst einen Partner engagieren können. Jeden Tag ist sie draußen in ihren Reben. Sie verlangen aufwendige Handarbeit. Zufahrt und Lage der Parzellen erlauben nur kleine Maschinen, keinen Traktor.

Im Weinberg: Respekt vor der Natur

Emmanuelle Schoch übernimmt 2009 die Reben eines ehemaligen Genossenschaftsmitgliedes. Sie beginnt sofort, die offenen, durch jahrzehntelangen Herbizideinsatz hochverdichteten toten Böden zu regenerieren. Dazu arbeitet sie Kompost ein und Pferdemist, sät entsprechende Einsaaten, behandelt die Böden mit Komposttees und stellt so ihre Reben von den hohen Erträgen des industriellen Agrarchemieweinbaus allmählich auf die (niedrigen) Erträge ihrer natürlichen Balance um. 2015 erhält sie die biologische Zertifizierung und läßt seitdem die kargen Böden ihrer Parzellen zweimal im Jahr vom Pferd eines Bekannten bearbeiten, das die Rebstöcke in den engen Zeilen respektiert, die Böden nicht verdichtet sondern belüftet, und so spürbar zur natürlichen Begrünung und einer »bunteren« Flora und Fauna im Ökosystem ihrer Reben beiträgt. 

Im Keller: Kompetenz statt Manipulation

Rebflächen zu kaufen ist einfach in Südfrankreich. Die dazu passenden Gebäude zu finden ist dagegen so gut wie unmöglich. Als ihr Partner sie nach ihrer Trennung des gemeinsamen Weingutes verweist, steht Emmanuelle Schoch kurz vor der Ernte plötzlich ohne Keller da. Sie hat Glück, findet ein altes Gebäude, das sie rechtzeitig vor dem Herbst beziehen kann, und residiert nun im eigenen Keller, der ihr endlich auch die Möglichkeit gibt, Edelstahltanks für ihren Weißwein und ihren Rosé aufzustellen. 

Emmanuelles Weinbereitung ist spartanisch. Sie sieht ihre Arbeit im Weinberg, nicht im Keller, als Önologin eine eher ungewöhnliche Sicht der Dinge. Doch die Erfahrung von über 20 Jahren als Kellermeisterin und Betriebsleiterin hat ihre Wahrnehmung grundlegend verändert: Wenn sie in der Lage ist, gesunde Trauben zu produzieren, muß sie im Keller nicht mehr viel »machen«; vom »Machen« will sie als Winzerin auf eigene Rechnung endgültig »lassen«. Sie will warten können, will beobachten, kontrollieren, wenn möglich nur noch eingreifen, wenn es nötig erscheint. Dazu baut sie jede einzelne Parzelle getrennt aus, vergärt spontan auf der natürlichen Hefe in Fiberglas und Edelstahltanks, ihre großen Cuvées »Etamin« und »Mitaka« baut sie in neutralen Holzfässern aus, sie schwefelt nur noch wenn es nötig ist, und im Ausbau verzichtet die erfahrene Weinmacherin nun auf all jene Tricks der modernen Önologie, die sie über Jahrzehnte als Angestellte praktizieren mußte. 

Die Cevennen im Norden des Languedoc sind eine besondere Landschaft abseits der großen Touristen-Ströme: Wild, einsam, grün, quasi alpin, entrückend schön.

Leider aber auch, das soll hier nicht unerwähnt bleiben, von brutalsten Umweltschäden in Mitleidenschaft gezogen durch die zahlreichen Minen und Bergwerke, die dort seit gallo-römischer Zeit betrieben wurden. Sie förderten bis 2001 Blei, Zink, Silber, Eisen, Antimon und Baryt, entsprechend schlimm und omnipräsent sind die Umweltschäden dort. Über sie wird kaum gesprochen, weil man dem Tourismus als wichtigster Einnahmequelle nicht schaden will. Doch zahlreiche Gemeinden in den Cevennen (vor allem im Departement Gard) haben massive Trinkwasser- und Gesundheitsprobleme durch PFAS-Verseuchungen, die man u. a. auch einem Chemiekonzern im Gard zuschreibt, sowie durch den unglaublichen Umweltskandal, den die belgische Firma Umicore um den Ort Saint-Felix-de-Pallières hinterließ. Daß man in derart schöner Umgebung dem Trinkwasser nicht mehr trauen kann, weil es von Agrarpestiziden und Hardcore-Umweltgiften großflächig verseucht ist, ist so frustrierend wie unglaublich.

Der Wein steckt in seiner vielleicht größten Krise seit es ihn gibt. 6000 Jahre Weinkultur werden plötzlich von einer politisch hochdiffusen Anti-Alkohol-Bewegung, die aus den USA zu uns herüber schwappt, in einen Topf geworfen mit modernen Massen-Alkoholika und dem omnipräsenten Bier ... 

... kein Wunder, ist er doch auf der einen Seite wertlos billig und geschmacklich bis zur Unkenntlichkeit uniform für die Selbstbedienungsregale der Welt vermasst worden, auf der anderen Seite ist er albern teuer und abstossend arrogant geworden, grenzt mit seinem elitärem Gehabe sprachlich wie preislich aus. Seine einstige Ausnahmestellung unter den »geistigen« Getränken dieser Welt hat er so für Viele verloren, steht er heute doch eher für Beliebigkeit und banale Geschmacksklischees. Dabei könnte er ein faszinierend natürliches und sinnlich das vielleicht interessanteste Kulturgetränk der Welt sein, weil es die komplexen Zusammenhänge der Natur seiner Entstehung sinnlich erfahrbar machen kann: Im Bild oben Emmanuelle Schochs Weißwein-Parzellen; deren karger Boden und mineralische Realität spiegeln sich im Wein ungeschminkt wider, sind sinnlich verblüffend direkt nachvollziehbar.  

Lebendiger Boden muß schonend bearbeitet werden, immer bedeckt, nie offen sein. Sonst tragen Wasser- und Winderosion wertvolle Krume ab und Feuchtigkeit kann nicht im Boden gespeichert werden. Ohne Grün keine Photosynthese, damit kein Stickstoff und keine Glucose im Boden, damit kein Bodenleben. Je biodiverser die Begrünung, um so besser. Das Bodenleben sorgt für den Nährstofftransport im Boden. Ohne Mykorrhiza-Pilz-Netzwerke keine Versorgung der Beeren mit den Nährstoffen für die spontan wilde, natürliche Gärung, ohne die im guten Wein heute nichts mehr geht. Um all dies zu unterstützen, setzt Emmanuelle Schoch in den Wintermonaten immer wieder auf »natürliche Bodenbearbeitung« durch Schafe. Sie hat sich bestens bewährt.     

Emmanuelle Schochs Rotweine präsentieren sich kühl im Trunk, feinverwoben in den Gerbstoffen - und offenbaren doch die pralle Pracht mediterraner Würze und Frucht. Ihr Geheimnis? Der richtige Lesezeitpunkt. Er trennt die interessanten Rotweine vom banalen Durchschnitt. Noch wichtiger: sensible Extraktion. Alles, was man im Rotwein sieht, riecht und fühlt, kommt aus der Schale der Beeren; die Klimakrise sorgt durch Hitze und Trockenheit weltweit für kleinere Beeren mit dickeren Schalen; sie müssen entsprechend schonender ausgelutscht, sprich »extrahiert«, werden. Für möglichst raffinierte Wirkung der Gerbstoffe setzt Emmanuelle Schoch nicht mehr auf mechanische Extraktion, sie überschwallt die Beeren ähnlich dem Aufguss von Tee. 

Emmanuelle hat sich dem ehrlichen, engagierten Handwerk verschrieben. Ihre Weine berühren, haben Ausstrahlung, wagen Charakter, sind mutig eigenständig, aber auch allgemein verständlich und unkompliziert. Sie bezeugen jene Naturverbundenheit, die Emmanuelle empfindet, wenn sie in ihren Weinbergen steht. Dort ist sie, wie sie immer wieder betont, dem Himmel näher. Deshalb widmet sie ihre Weine, ihr Logo und ihr Weingut dem Himmel und den Sternen:  

Etincelle. Die Sternschnuppe. Ihr widmet sie ihren duftig strahlenden Weißwein und ihren hinreißend guten Rosé, der in den Restaurants des französischen Südens im Sommer blitzschnell verdunstet. Er genießt dort großen Ruf. Auch ihrem Basis-Rotwein gönnt sie besagten Funken, denn er brachte ihr den Ruf ein, zu den besten Rotweinproduzenten der Region zu gehören. 

Lilith. Steht in der Astrologie für einen »dunklen Zwilling des Mondes«, einen speziellen Punkt der Mondbahn. Im Feminismus symbolisiert Lilith die gelehrte, starke Frau, was wohl eher Emmanuelles Beweggrund für den Namen ist .... Lilith verdankt seinen seidigen Charakter vor allem der roten Rebsorte Cinsault, deren dunkelwürzige, tiefgründig kühle Frucht Emmanuelle Schoch durch besonders sensible Extraktion raffiniert herausarbeitet. Ein expressiv kühler Rotwein voll hinreißend samtiger Gerbstoffe und einem Mundgefühl, das sinnliches Vergnügen offeriert.

Etamin, Emmanuelles Weißwein-Spitze voll mineralisch sehniger Strahlkraft, ist der Eigenname des Sterns γ-Draconis, der ca. 150 Lichtjahre entfernt ist und der im Arabischen »Seeungeheuer« oder »Schlange« bedeutet. In dieser abgeschieden liegenden Parzelle trifft sie immer wieder auf Schlangen.

Mas Seren | 470 Chem. de la Fargéze | F-30140 Massillargues-Attuech | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & Co KG

Inhalt: 0.75 l (17,33 €* / 1 l)

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