Der Wein, sein Preis, sein Wert

Wein, Preis, Wert?

Teurer Wein kann seinen Preis wert sein

Billiger Wein ist ihn nie wert

Dem einen zu teuer, dem anderen, nicht gut genug

und so weiter ..

Die Qualität eines Weines zu beurteilen setzt heute weit mehr als nur den eigenen »Geschmack« voraus. 

In den Mund genommen, »schmeckt mir« und schon ist er »gut«? Schön wär's! Diesem vorschnellen Geschmacksurteil ist nicht zu trauen, denn die Wissenschaft der modernen Önologie, gemeinhin Kellerwirtschaft genannt, hat es wertlos gemacht. 

Seit den 1970er Jahren beschert die Agrochemie mit ihren Pestiziden und Düngemitteln den Winzern der Welt »sichere« Ernten mit immer höheren Erträgen. Weinbau ist der Effizienz verfallen, wie die Kellerwirtschaft auch; alles muß sicher sein im Sinne einfachen und schnellen Abverkaufs, und es muß schnell gehen für maximale Rendite bei minimalem Aufwand. Es entsteht eine »Qualität«, die sich über effizient und billig zu erzielende, allgemein verständliche Geschmacks-Klischees definiert, die Handel und Markt in voller Breite dominieren, vom Supermarkt-Tropfen bis zum mehrere hundert Euro teuren Spitzenwein gleichermaßen.

Die Kellerwirtschaft kennt diese Trinkgewohnheiten sehr genau. Sie weiß, was dem Weinvolk »schmeckt« und hat deshalb z. B. die Ausbildung der Winzer darauf ausgerichtet, wie Wein mittels unterschiedlichster Korrektur-, Schönungs- und Zusatzstoffe (die bislang von einer Deklarationspflicht ausgenommen sind) auf maximal marktgängige Geschmacksklischees einzustellen ist. 

Diesbezüglich lohnt sich der Blick in den Katalog des wichtigsten deutschen Önologie-Lieferanten. Dessen geschmacksverändernde Korrekturmittel kosten zwar Geld, garantieren dem Nutzer aber sichere und schnelle Verarbeitung selbst »belasteten Lesegutes«, wie es so schön heißt im Winzer-Latein. Und so realisieren nicht nur einschlägige Großbetriebe ihre Weine mit diesen Wundermitteln aus dem Chemiebaukasten, sondern auch und gerade viele »kleine Winzer um die Ecke«. Schließlich sollen auch ihre Weine so schmecken, wie es ihre Kunden erwarten. Da braucht es dann nur noch die nette Geschichte - und schon verkaufen sie sich ...

Wir möchten Sie mit diesen Informationen nicht frustrieren, aber ohne dieses Wissen ist der wahre Wert hinter dem Preis eines Weines weder zu verstehen, noch zu beurteilen.

Läßt sich Weinqualität objektiv beurteilen?


Den Eindruck erwecken zumindest die bei Weinhändlern wie Kunden beliebten Punktebewertungen. Sie versteht jeder sofort, weil sie linear sind, Pseudo-Objektivität suggerieren - deren Beurteilungskriterien freilich nie deklariert werden - und von jedweder Weinkompetenz befreit sowohl formuliert, als auch gelesen werden können. Sie suggerieren Kennerschaft, weil da jemand Wein »beurteilen« zu können scheint. 

Der faszinierenden Vielfalt in Stil und Eigenart guter Weine aus handwerklicher Herstellung können sie aber so wenig gerecht werden, wie sie den »Wert« hinter einem Preis zu vermitteln vermögen. Wir lehnen sie deshalb als wertloses (wenn auch offensichtlich wirkmächtiges) Marketing-Getöse ab. Endgültig unglaubwürdig und peinlich sind Punktewertungen, die ein Weinhändler seinen eigenen, von ihm angebotenen Weinen verleiht. 

Auch das so gerne zitierte »Preis-Leistungs-Verhältnis« tut so, als stünde es auf objektiven Bewertungskritieren. Es mag den Zitierenden von Gedanken über die eigenen Beurteilungskriterien befreien (auch sie werden nie offen nachvollziehbar deklariert) und ihn als Souverän darstellen, der zu urteilen versteht, doch mit »objektivem« Urteilsvermögen hat dieses »Miß-Verhältnis« nichts zu tun. Nicht der Wein muß in seiner Beurteilung etwas leisten, sondern derjenige, der ihn zu bewerten versucht. Wenn dafür aber außer dem »eigenen Geschmack« keine harten technischen, klar und verständlich formulierten und damit nachvollziehbaren Kriterien vorhanden sind (und entsprechend deklariert werden), ist das Urteil dieses Verhältnisses wertlos. Es beruht dann auf antrainierten Trink- und Schmeck-Gewohnheiten, die den entsprechenden Wein über die beschränkte Geschmackserfahrung hinaus aber weder im Charakter seiner Bewirtschaftung, der Art seiner Vergärung, der Eigenart seiner Herkunft und seiner Entstehungsgeschichte, noch in den daraus resultierenden geschmacklichen Eigenarten zu beschreiben und zu bewerten vermögen. Die Beurteilung eines Weines in Stil und »Geschmack« kann nur und wird immer von persönlichen Vorlieben, Erfahrungen und Gewohnheiten geleitet sein; »objektiv« kann nur seine technische Qualität im Sinne von An- und Ausbau beurteilt werden.

Warum trinken so viele das, was sie schon kennen?

Ganz einfach: Weil es ihnen »schmeckt«. Das tut es, weil sie sich dabei auf ihre ganz persönliche Vorstellung von Wein berufen, die aus ihren Erfahrungen mit den bis dahin getrunkenen Weinen entstanden ist. Weil wir den eigenen Geschmackssinn kaum bewußt zu erleben gelernt haben und dem Wein in seiner unüberschaubaren Vielfalt so ohnmächtig wie unwissend gegenüberstehen, vertrauen wir lieber dem, was wir schon kennen, als uns unbekannten Geschmacksherausforderungen auszusetzen, für die uns Beurteilungskriterien fehlen - was kaum jemand offen zuzugeben bereit ist. Daraus hat sich eine nicht bewußt angestrebte, aber doch recht eingeengte Vorstellung von Wein ergeben, die den Wein von heute dominiert und von der Industrie perfekt bespielt wird. 

Wir beschränken unsere sinnlichen Fähigkeiten also nur zu oft freiwillig auf die geschmacklichen Klischees der Kellerwirtschaft, statt uns mit Neugier und Offenheit auf die Suche nach dem eigenen Geschmack zu machen. 

Im Bild ein spontan gärender Most im Anfangsstadium der Gärung, entscheidendes Qualitätskriterium für handwerklich produzierte Weine. 

Der Wert hinter dem Preis?


Wir sind nicht der übliche Weinversand, der mit möglichst vielen Weinen von möglichst vielen Winzern möglichst viel Eindruck schinden will. Wir bieten auch kein Sortiment an, das jeden glücklich machen will. 

Wir verfolgen ein kompromißloses Konzept, das auf fachliche Kompetenz setzt, statt auf Quantität im Angebot. Deshalb setzen wir so gut wie ausschließlich auf Weißweine, die spontan, also mittels natürlich wilder Umgebungshefen vergoren wurden. Fast alle unsere Weine sind, bis auf wenige, die wir präzise deklarieren, in dem Sinne Naturweine, als sie mit wenig Schwefel auskommen (< 20 mg/l) und, noch viel wichtiger, ohne geschmacksverändernde Zusatzstoffe und Schönungsmittel der Kellerwirtschaft produziert werden.  

Um das gewährleisten zu können, sind wir vor Ort unterwegs. Dort wählen wir unsere Weine nach der Art der Bewirtschaftung ihrer Reben und der Beschaffenheit ihrer Böden aus. Für uns sind lebendige Böden aus regenerativer Bewirtschaftung zwingende Voraussetzung, lassen doch nur sie ihre Winzerinnen und Winzern Weine produzieren, die den Charakter ihrer Herkunft widerspiegeln. Das meint nicht einen konkreten Ort, sondern das Klima, den Boden und die Weinbautraditionen vor Ort im weitesten Sinne. Französische Weine schmecken anders als italienische, weil sie von bestimmten historisch gewachsenen, nationalen Geschmacks- und Eßgewohnheiten entscheidend geprägt sind. Weine aus heißen Regionen fühlen sich im Mund anders an als Weine aus kühlem Klima. Tiefgründige Böden sorgen für ein weiches, rundes Mundgefühl, karge, steinige Böden mit geringer Erdauflage an Hängen bringen dagegen straffe, eher karge und rassige Weine hervor…   

Im Mittelpunkt unserer Kriterien für ihren Preis werte Qualität steht der lebendige Boden, der durch maximale biologische Diversität seine Mykorrhizza-Netzwerke fördert, u. a. durch Pflanzung geeigneter Bäume und Hecken im und um den Weinberg herum. Nur so wird die Bewirtschaftung angestammter Rebsorten in Zeiten der Klimakrise noch möglich sein. Mögliche Antworten auf deren Herausforderungen hat der konventionelle Weinbau bis heute nicht zu bieten. Deshalb gilt unser Interesse vor allem Winzerinnen und Winzern, die in der Bewirtschaftung ihrer Reben weit über die bestehende Monokultur hinaus denken und handeln. Für uns ist das der entscheidende Mehrwert im Wein.  

Bewirtschaftung & Boden


Welche Wertvorstellungen müssen unsere Weine erfüllen, damit sie mehr können als nur zu »schmecken«?

Charakter: Dazu werden sie nicht auf Rübenäckern in der Ebene angebaut, billig und schnell mit dem Vollernter gelesen und dann mit den üblichen Schönungsmitteln und Enzymen »verkehrsfähig« gemacht. Sie entstehen an Hängen oder in der Höhe auf lebendigen Böden, werden von Hand gelesen und ausgelesen, können deshalb spontan vergären und werden mit viel Zeit auf der Hefe ausgebaut, also nicht auf pflegeleichte geschmackliche Klischees getrimmt.

Herkunft und Jahrgang: Je nach Wasserversorgung und Temperatur fällt die Hefepopulation im Weinberg unterschiedlich aus. In der Folge verläuft die natürliche Gärung schnell oder langsam und bestimmt so, unverfälscht durch Verzicht auf Eingriffe und korrigierende Zusatzstoffe, Stil und Charakter der Weine. Sie spiegeln den Jahresverlauf und die Morphologie ihrer Böden ungeschminkt wieder.

• Mehrwert: Ein physisch vielschichtiges Mundgefühl, das über  »Geschmack« weit hinausgeht und das individuelle Weinerleben erst möglich macht. Es ist mit Punktebewertungen nicht zu erfassen und mit Worten nicht einfach zu beschreiben.

Duft: Weder »laut« noch expressiv, und schon gar nicht »fruchtig«. Mit der vordergründigen »Frucht« der Vergärung mit Reinzuchthefe oder Enzymen geben sich unsere Weine nicht ab. Sie sind vor allem würzig und ihre vielfältigen Aromen mit einem Wort nicht zu beschreiben 

Rotweine. Bestechen durch Leichtigkeit und Transparenz, ohne leicht zu sein, weil schonende Extraktion den Charakter ihrer Rebsorte und deren Beerenschale im Spiegel des Jahrgangseinflusses maximal respektiert und nicht mehr aus ihnen herauszulutschen versucht, als sie von Natur aus enthalten.

Weißweine. Stehen in nackiger Natürlichkeit für den Charakter ihrer Rebsorten in einem Mundgefühl, das die Art und die Höhe der Erdauflage im Weinberg, die Stuktur des Unterbodens und die Höhe der Lage unverfälscht widerspiegelt und so für unverwechselbare Stilistik und unterscheidbaren Charakter im Wein sorgt.

Weine, die ihren Preis exemplarisch schmeck- und fühlbar machen:


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2021 »Hematit« Welschriesling, St. Donat, Balaton, Ungarn            14,80 €     

Dieser ungarische Welschriesling hat es faustdick hinter den Ohren. Seine Reben stehen direkt am Plattensee auf tiefgründig fruchtbaren vulkanischen Böden, die der Familienbetrieb des jungen Meisterwinzers Tamás Kovacs zertifiziert biologisch bewirtschaftet. Sie sind es, die diesem fast schon unglaublich preiswerten Weißwein, im Zusammenspiel mit spontaner Vergärung und weitgehend schwefelfreiem Ausbau, den rauchig speckigen Charakter verleihen, der an guten Grauburgunder erinnert, ohne dessen oft etwas müde Schwere zu besitzen. Ein vibrierend lebendiger, mundwässernd saftiger Wein, dessen milde Säure in einem attraktiv frischen Mundgefühl agiert, das bemerkenswert hochwertig wirkt und ihn zum vielleicht universellsten Speisenbegleiter unseres Sortimentes macht. 

2021 Kadarka »Szekszárd«, Heimann & Fiai, Ungarn                        12,00 €  

Kadarka ist eine uralte rote Rebsorte, die in der südungarischen Region Szekszard zuhause ist. Weil dünnschalig, liefert sie strukturell leichte, ungewohnt hellfarbige Rotweine voller Frische und Zartheit. Wenn man sich mit ihr angefreundet hat, möchte man sie nicht mehr missen. Der junge Zoltan Heimann bewirtschaftet seine Reben biologisch, presst und extrahiert bewußt schonend, vergärt spontan auf der wilden Hefe und verzichtet auch sonst auf die Errungenschaften der modernen Önologie, um maximal ungeschminkte Rotweine wie diesen zu produzieren: Sein Kadarka wirkt seidig leicht in den Gerbstoffen, spült  frische Säure und zartkühle Konsistenz in den Mund und riecht und schmeckt in seiner herben Transparenz und dunkelwürzigen Duftigkeit unverwechselbar und einmalig »anders«. Sehr Preis wert.

2020 Rioja Maturana tinta »Ad Libitum«, Juan Carlos Sancha     12,00 €

Rioja ganz anders. Maturana tinta, eine lokale rote Rebsorte, die schon als ausgestorben galt, hier in einem raren reinsortigen Exemplar dieser spannenden Rebsorte. Ihr Wein verdankt seinen dunklen Charakter der Höhe, auf der seine Reben stehen: Auf 565 m Höhe reift die extrem dicke Beerenschale der Rebsorte durch gute Durchlüftung und hohe Sonneneinstrahlung nicht nur gesund ohne Krankheitsbefall aus, sie entwickelt hier auch besonders intensive dunkle Farbausbeute. Entsprechend dicht und kraftvoll entladen sich ihre samtigen Gerbstoffe auf die Zunge, die, von frischer Säure getragen, am Gaumen Größe, Länge und besonderen Trinkfluß entfalten. Im würzigen Duft grüner Pfeffer, reife schwarze Früchte, Kakao, Vanille und Zedernholz. Kraftvoll und dicht, hochenergetisch und anspruchsvoll schmackhaft.

2022 »Lilith« rouge IGP Cévennes, Mas Seren, Languedoc             16,50 €

Ein besonderer Rotwein. Schon der erste Schluck sitzt. Sanft und dicht schwebt der Wein über die Zunge, bedeckt sie, hüllt sie ein in ein wohltuend samtiges, fruchterfülltes, sinnlich spürbares Mundgefühl. Für die wohlige Physis sorgen die Rebsorten Cinsault und Grenache je zur Hälfte. Cinsault ist eine der großen roten Rebsorten des französischen Südens. Ihre 60 alte Jahre Reben in Emmanuelle Schochs Weinberg sorgen zusammen mit der Grenache für tiefdunkle, spannend griffige Würze in raffiniert dichter Gerbstoffstruktur. Ruhe und Harmonie in einem sehr persönlichen Rotwein, der die Ambivalenz seiner Rebsorten spürbar macht: da trifft die warme, voluminöse Grenache auf die intellektuell kühle Cinsault. Samtige Kraftentfaltung in sinnlicher Fülle. Bemerkenswertes Rotwein-Erlebnis fürs Geld.

2021 «Montesecondo« Sangiovese IGT, Montesecondo, Toskana    17,00 €

Montesecondo. Reine Sangiovese. So natürlich und ungeschminkt wie möglich. In großen traditionellen Zementtanks mit nur minimaler Schwefelung, ohne Schönung und ohne Zusätze moderner Önologie, spontan vergoren, lange auf der Feinhefe gereift. So kommt die tiefgründige Würze der Rebsorte zur Geltung, die hier in animierend lebendiger weil mundwässernd spröder Gerbstoffstruktur agiert, wie sie hochwertige Sangiovese nur aus biologischem An- und maximal natürlichem Ausbau zu entfalten versteht. Silvio Messana produziert ursprünglich feine Sangiovese, wie sie in der Toskana kaum noch zu finden ist. Ohne Zusatz von Cabernet, Syrah, Malbec oder Petit Verdot erinnert sie eher an Burgund, denn an Bordeaux. Belebend natürlich und frisch im Trunk und so ursprünglich deftig wie herzhaft trinkfröhlich.

2021 »L`Amandier« Muscat trocken, Leon Boesch, Elsaß      18,50 €

Muscat ist Muskateller. Die große alte Aroma-Rebsorte, die lange unter dem schlechten Image des halbsüßen oder gar süßen Zigarrenonkelweines der siebziger und achtziger Jahre litt. Seit sich gute Winzer der Rebsorte wieder annehmen, sie trocken ausbauen und ihren würzig aromatischen Charakter respektieren, erlebt Muskateller eine höchst agile Renaissance, die wir gerne befeuern. Im Elsass wird die Rebsorte seit Jahrhunderten angebaut. Matthieu Boesch pflegt sie mit großem Engagement, obwohl er nur wenige Tausend Flaschen davon produziert. Er baut ihn so trocken wie möglich aus und entfaltet ein unnachahmlich würziges und exotisches Duftspektrum, verhalten nach Zitrone und Ingwer duftend, nach Pampelmuse und Johannisbeere. Wirkt bei aller Exotik zurückhaltend elegant und vermittelt im Trunk das Gefühl von milder Säure in saftiger Konsistenz. Ein Wein, der immer schmeckt.

2019 »Magma« Kekfrankos, St. Donat Winery, Balaton, Ungarn     16,90 €

Blaufränkisch aus der Region Balaton im Herzen Westungarns, die sich um einen der größten Seen Europas erstreckt, den Plattensee, ungarisch Balaton. Das besondere Mikroklima dort und die mineralischen Vulkan-Böden machen sie zu einer der besten Weinregionen Ungarns. Sankt Donat produziert dort Weine im Sinne der Naturweinbewegung. Der junge Tamás Kovács setzt auf schonende Extraktion, spontane Gärung und eine Weinbereitung, die auf Interventionen verzichtet. Sein »Magma« ist tiefdunkel, fast schwarz in der Farbe; im Duft tiefgründig würzig mit Anklängen an Graphit, frisch gespitzten Bleistift, Lorbeerblätter und Wacholderbeeren. Im Mund salzige Mineralität, griffig pikant und würzig in unaufdringlich frischer Säure. Ein überzeugend gelungenes Meisterwerk in Sachen Blaufränkisch. Ungarns Zukunft. 

2020 Saumur rouge, Domaine Guiberteau, Loire                                    19,90 €

Romain Guiberteau steht für grandiose Weißweine. Seine Chenin Blancs aus Saumur sind nicht umsonst Legende in Frankreichs Weinszene. In den letzten Jahren hat er sich zusammen mit seinem Freund Brandon Stater-West intensiv seinen Rotweinen aus der Rebsorte Cabernet Franc gewidmet. Nun stehen auch sie, ganz im Sinne seiner Lehrmeister, der Brüder Foucault von »Clos Rougeard«,  an der Spitze der Appellation. Hier sein Basis-Saumur. Kräuterwürzig kühl im Duft, mit einem Hauch Veilchen und schwarzer Johannisbeere. Im Mund körnig präsent in den Gerbstoffen, die in kühlem Samt den Mund auskleiden und ankündigen, was sie nach ein paar Jahren der Reife erwarten lassen: Dichte Finesse und kompakte Eleganz statt schierer Kraftentfaltung; raffiniert kühle Wirkung in samtig fülliger Transparenz. Große Klasse von der Loire.      

2020 »Volumnia« Rosso del Frusinate IGT. D.S. bio, Latium                21,00 €

»Lecinaro«, eine uralte, vom Aussterben bedrohte rote Rebsorte des Latiums, wächst hier, im Hinterland Roms, in alpiner Umgebung zusammen mit »Sangiovese« und der raren »Uva Giulia« in vitikultureller Gemeinschaft mit uralten Oliven- und Obstbäumen über viele Meter an diesen entlang. Viele kleine Parzellen an terrassierten Hängen. Archaische Kulturlandschaft. Die wurzelechten (also nicht auf amerikanische Unterlagen aufgepfropften) Ur-Reben haben noch nie eine Maschine gesehen. Strotzt deshalb Volumnia vor urwüchsig tiefgründiger Frucht und Mineralität? Aufregend natürlich und ätherisch wild sein Duft nach roten Beeren und Rosenblättern; belebend agil seine feine Säure, die seine herben Gerbstoffe filigran über die Zunge zieht. Mundwässernd die animierende Transparenz, die ihn als höchst originellen Naturwein unbekannt hochwertig prägt.

2019 Gamay Noir »Dry Creek Valley«, Duxoup, Kalifornien                 24,90 €

Gamay in einer Genetik, die in Europa seit der Reblauskatastrophe Ende des 19. Jahrhunderts ausgestorben ist. Deshalb fällt dieser Gamay gänzlich anders aus als bei uns. Duxoup Wine Works, das kleinste Weingut Kaliforniens, produziert Gamay seit seiner Gründung im Jahr 1981. Die Reben stehen auf nur 0,25 Hektar im Dry Creek Valley im nördlichen Sonoma und lieferten 2018 nur 1.164 Flaschen Wein. Bei Andy und Deborah Cutter fällt die Rebsorte tiefgründig dunkelfarbig aus. Wie bei uns früher. Saftig in der Frucht, kraftvoll samtig füllt der Wein den Mund, frisch und kühl in der Wirkung, mit frisch vermahlenem schwarzen Pfeffer im Bukett, Holunderbeeren, Gewürznelken und einem Hauch Bittermandel. Wohltuend samtig kleidet belebend raue Wirkung den Mund aus, wie Wolle auf Seide. Ursprünglich und natürlich im Charakter, trügt kein schnöder Schein das fröhliche Sein. Macht richtig Spaß und ist den Cent mehr als wert.

2020 Sanzon Hárslevelű »Rany««, Sanzon Tokaj, Ungarn 23,00 €

Ungarischer Wein macht Angst. Uns schrecken die fremde Sprache und unaussprechlich scheinende Namen ab. Bei der Rebsorte »Hárslevelű« (gesprochen: Harsch-lewelü) aber ist Entwarnung angesagt. Sie heißt auf Deutsch »Lindenblättriger«. Eine weiße autochthone ungarische Sorte, die hier knochentrocken ausgebaut wurde. Großer Weißwein, strahlend und mundwässernd frisch, enorm lang am Gaumen, opulent im Mundgefühl, floral gelb- und weißblütig im Geschmack. Seine straffe Säure wird durch die dichte Substanz der niedrigen Erträge in ein schlankes, harmonisch ausbalanciertes Mundgefühl integriert, das weich und saftig wirkt, fast cremig in der Konsistenz, bei Gänsehaut machender Präzision, die an großen weißen Burgunder erinnert. Eine brillante Interpretation des kargen vulkanischen Terroirs, dessen Säure und mineralische Würze hier in Blütenduft und steinige Assoziationen münden. Aufregend unbekannte Identität, potenter Charakter, rassige Konsistenz, eindrucksvoll.

2019 Chardonnay »PM Staiger« Santa Cruz Mountain, Model Farm   44,00 €

Nicht billig, im Vergleich mit Burgund und so manch anderem seinen Preis aber mehr als wert. Chardonnay, wie man ihn aus Kalifornien kaum erwartet. Früh gelesen, von einer der kühlsten Lage in den Santa Cruz Mountains, hoch über dem Pazifik. »P-M Staiger« wurde 1973 wurzelecht mit dem legendären Wente-Klon bepflanzt, der für seine intensiv gelbfruchtigen Aromen bekannt ist, die auch diesen Chardonnay so sehnsüchtig reif durchziehen, ohne ihn schwer, weich oder mollig zu machen. Die kühle Lage, die Biobewirtschaftung und das kleinbeerig wurzelechte Pflanzmaterial sorgen für minimale Erträge, die enorm dichte Physis im Mund und eindruckvolle Intensität in Duft und Geschmack zur Folge haben. Raffiniert kühler Duft nach frischer Orangenschale, Kamille, Jasminblüte und würzigem Honig. Prägnant salzige Mineralität in rassiger Frische, die an Limone und reife Ananas erinnert. Puristisch großer Chardonnay, der Burgund kompromitiert.