

Klein und mühsam, aber maximal individuell
Maries selbstauferlegte handwerkliche Mühe, die vor allem von Seiten männlicher Berufskollegen immer wieder als »unprofessionell« belächelt wird, gibt ihr die Freiheit, näher dran zu sein an der Natur, den Reben, den Böden. Ihr entgeht kein Detail im Weinberg.
Diese Freiheit gibt ihr den Mut, ihre Weine anders als technisch sicher verarbeiten zu können. So wird ihre beherrschbare Größe zum entscheidenden Vorteil, denn sie kann den Stil ihrer Weine der Qualität und dem Zustand ihres Lesegutes frei von Eingriffen und Zusatzstoffen überlassen. Sie weiß nicht schon vor der Lese, wie ihre fertigen Weine danach schmecken, weil sie ihre Trauben im Keller deren natürlicher Reduktivität überlassen kann, die sie ihrer regenerativen Bewirtschaftung draußen verdankt; Marie muß im Keller nicht steuernd eingreifen, sie kontrolliert und beobachtet nur, was passiert. Sie kann alle Freiheiten der Weinbereitung nutzen, weil ihr Lesegut durch ihre lebendigen Böden so nährstoffreich und durch die sorgfältige Handlese so gesund in die Kelter kommt, daß sie Maischestandzeiten für mehr Charakter in ihren Weißweinen ebenso einsetzen kann, wie ihre spontanen Gärungen reibungslos durchlaufen. Diese Freiheiten verleihen ihren Weinen jene vibrierend lebendige, ungeschminkt natürliche Ausstrahlung, der man sich kaum entziehen kann. Sie packt einen, fordert zum Dialog, zum Diskurs, zum Nachdenken über die eigenen Kriterien und Vorstellungen. Wunderbar wild und ursprünglich, aufregend natürlich, knochentrocken und hinreißend unbequem. Ihre Weine tragen kein Rezept der Machart vor sich her, sondern wagen Eigensinn und Eigenart. Sie posaunen ihre Herkunft nicht als Lippenbekenntnis hinaus, sondern machen sie in leiser Bescheidenheit zu fühlbar kalkiger Erfahrung im unverwechselbaren Charakter ihres Ursprungs. Maries Weine sind die grandios imperfekte Abweichung von der Norm.
Hier zählt jede Flasche
Wir haben einige Winzer über dreißig, vierzig Jahre hinweg auf ihrem Weg begleitet. Viele, die in den Boom-Jahren des deutschen Weines dem Wachstums-Wahn verfielen, der unter deutschen Winzern grassiert wie das Grippe-Virus im Winter, mutierten in der Zeit vom engagierten Winzer zum rasenden Verkäufer einer ständig wachsenden Produktion. Ihre Weine tauchten plötzlich überall auf, wurden zunehmend technischer und uniformer, stilistisch vor allem geprägt durch Weinbereitung und Machart. Da trennen sich dann unsere Wege.
Man kann Marie Adlers Wein-Verständnis für naiv und sentimental halten, die Dimension ihres kleinen Betriebs für niedlich und unprofessionell. Für uns liegt in Betrieben wie ihrem die Zukunft des Weines. Guter Wein muß eine Geschichte erzählen können. Die Geschichte einer besonderen Rebsorte, einer speziellen Lage oder Herkunft, eines ungewöhnlichen Bodens, eines ausgefallenen Jahrgangs oder einer besonderen Machart. Nur kleine, engagierte Weinbaubetriebe können derartige Geschichten in entsprechend ursprünglichen Weinen erzählen. Nur wer seine Trauben so genau kennt wie Marie, kann Weine produzieren, die keine Opfer der Natur sind (wie so viele), sondern als souverän umgesetzte Kulturweine den Weg zu einem Wein-Verständnis weisen, das abseits der alles beherrschenden Agrarchemie und der Uniformisierung durch die moderne Önologie sucht - und findet.
Maries außergewöhnlich engagierte Weine haben in Anbetracht ihrer winzigen Produktion ihren Preis. Es obliegt Ihnen, den Wert dahinter als Bereicherung zu empfinden, oder als Maries persönliche Angelegenheit. Für sie zählt jede Flasche.


Weinbau und Ökonomie
Moderner Wein konnte nur so billig und wertlos werden, wie er es heute ist, weil sein Anbau über Jahrzehnte hinweg keinerlei Rücksicht auf die umgebende Natur nahm. Riesige, maschinenbefahrbare Monokulturflächen bestimmen bis heute in zahlreichen Weinbauregionen der Welt das traurige Landschaftsbild. Da von »Kulturlandschaft« zu sprechen, ist purer Hohn. Ausgeräumte Landschaften, totgespritzte und gedüngte Böden, Erosionsschäden und katastrophale Kontamination durch Nitrat und Pestizide sind die Folge, die wie immer die Gemeinschaft tragen muß. Als »ökonomisch sinnvoll« gilt derart industrieller Weinbau, von dem alle konventionell wirtschaftenden Weinbaubetriebe der Welt leben.
Als ökonomisch höchst fragwürdig gilt das, was Marie und Christoph als Weinbau praktizieren. Sie bewirtschaften nicht flurbereinigte, kleine Parzellen rund um Leistadt biologisch-organisch und versuchen mit ihren 9 Schafen die Biodiversität ihrer historischen Kulturlandschaft zusätzlich zu fördern. Völlig gegen die Anforderungen des Marktes stehen dort noch die alten weißen Rebsorten der Pfalz, neben Riesling ein wurzelechter Sylvaner längst vergessener Genetik und der rare weiße Traminer, zum Teil noch in historisch gemischtem Satz. Ihre kleinparzellierten Lagen erstrecken sich weit verstreut und deshalb zeitlich aufwendig zu bearbeiten von ihrem Gutshaus bis in das Naturschutzgebiet Berntal, einem Rückzugsort für besondere Flora und Fauna. Christoph betreibt den Pflanzenschutz mit einem sehr leichten, alten Traktor. Er spritzt klassisch Schwefel, nur um die Blütezeit minimale Mengen an Kupfer, ansonsten Pfanzentees wie Ackerschachtelhalm, Brennnessel oder Lavendel.
Die beiden sähen keine Begrünung ein, sondern setzen auf jene seltenen Trockenmagerwiesen, die in Leistadt noch übliches Bodenbild sind. Sie versuchen diese in die Monokultur Wein zu integrieren, um so minimale Erträge für besonders extraktreiche Weine auf natürliche Weise zu generieren. Ökonomisch sinnvoll? Diese Frage haben Marie und Christoph für sich entschieden, in dem sie ihre neuen Etiketten dieser Kulturlandschaft widmen.


Zeit
Es ist ein kleiner Keller, in dem die Weine von Marie Adler reifen und ruhen. Ihre Produktion umfasst schließlich nur wenige Tausend Flaschen.
Trotzdem dürfen ihre Weine viel Zeit in den Fässern meist auf der Vollhefe verbringen, um dort zur Ruhe zu kommen und jene magische innere Harmonie zu entwickeln, die sie so speziell macht. Marie vergärt ihre Weine mit der wilden Hefe und gibt ihnen dann 12 Monate Zeit im Faß. Die Weine gären im alten, kleinen Gewölbekeller aus Naturkalkstein unter ihrem Haus, ein einzigartiges, natürliches Milieu, das die originelle Terroir-Prägung der Weine zwischen dem Kalk des Bodens draußen in den Weinbergen und dem Kalk im Keller perfekt fortsetzt.
Natur
Marie und Christoph beweiden mit neun Schafen von der Insel Ouessant fast alle Parzellen und sorgen so für natürliche Flora und Fauna. Auf Ausgleichsflächen der Pollichia beweiden sie zusätzliche Flächen. Das Stroh der Schaf-Ruheplätze verarbeiten sie das Jahr über mit der Wolle der Schafschur, den Tresterresten des Herbst und der Pflanzenkohle von alten Rebstöcken zu Kompost.
Stirbt ein Schaf, wird es im Weinberg vergraben. Mikroorganismen und Pilze besorgen den Gang alles Irdischen. In einer größeren Parzelle haben sie eine Brache mit Obst und eine kleine Parzelle mit einer pilzwiderstandsfähigen Rebsorte bepflanzt, in die sie während des Pflanzenschutzes die Schafe treiben.

Inhalt: 0.75 l (23,87 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (23,87 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (39,33 €* / 1 l)
Inhalt: 0.75 l (39,33 €* / 1 l)