Veganer Wein


Veganer*innen sehen in ihm vor allem die Forderung nach mehr Transparenz. Um die unvermeidlichen Insekten und das Kleingetier im Lesegut, zumal wenn es für den billigen Preis mit der Maschine geerntet wurde, geht es dabei so wenig, wie um die Kirschessigfliege, und ob die Winzer:innen Lederschuhe und Ledergürtel tragen, ist auch egal. Veganer*innen möchten wissen, ob der Wein in der Kellerwirtschaft unter Verwendung tierischer Produkte hergestellt wird. 
Sie treffen damit einen heiklen Punkt, denn Wein darf nach dem deutschen Weinrecht nur aus Trauben hergestellt werden. Tatsächlich aber behandelt man ihn mit tierischen Produkten - vor allem dann, wenn die Trauben nicht gesund waren, mit dem Vollernter gelesen wurden und aus wenig ambitioniertem Anbau stammen. Dieses Behandeln dient der Schönung, der geschmacklichen Korrektur gravierender Mängel in Most und Wein. Mit Gelatine, die aus Schweinen und Fischen gewonnen wurde, mit Aktivkohle, die aus der Beseitigung von Rindern und Schweinen stammt, mit Milch- oder Hühnereiweiß, um Trübungen und Bitterstoffe zu entfernen und Gerbstoffe weicher wirken zu lassen.

Deklariert werden muss all das nicht, denn Wein ist juristisch ein spezielles Lebensmittel. Ausgerechnet im Wein wird man bewusst nicht über dessen genaue Herstellung in Weinberg und Keller informiert, obwohl, völlig legal, zahlreiche allergene Zusatzstoffe zugesetzt werden dürfen - ohne jede Deklaration. Selbst wenn man das Weingut persönlich kennt, ist man vor entsprechenden Manipulationen nicht gefeit. Von wegen »in vino veritas est«.

Deshalb treten wir radikal für mehr Transparenz in der Weinproduktion ein, nicht nur im veganen Wein. Wir fordern eine Volldeklaration aller relevanten Zusatzstoffe - die in den Tiefen der EU-Kommission immerhin schon diskutiert wird.... 

Hintergründe

Historisch haben Nutztiere in der Landwirtschaft, und damit auch in der Produktion von Wein, lange eine tragende Rolle gespielt. Mit dem Pferd hat man gepflügt, mit dem Dung des Stallviehs gedüngt. Mit frischem Eiweiß wird Wein noch heute geklärt und geschönt. Mit Molke-Spritzungen wird erfolgreich nicht nur das Immunsystem der Reben gestärkt, sondern auch die Schalen ihrer Beeren vor Pilzbefall geschützt. In der Biodynamik sind Hornkiesel und Hornmist zwei wesentliche Präparate, beide aus Kuhhörnern gewonnen, die der Stärkung der Abwehrkräfte der Reben ebenso dienen, wie der Verbesserung der Rebphysiologie.

Guter Wein, wie wir ihn verstehen und anbieten, entsteht ausschließlich und zwingend nur in intakten Biosystemen. Sie sind nötig, um auf lebendigen Böden von Reben, die in natürlicher Balance mit ihrer Umgebung stehen, gesunde, reife Trauben gewinnen zu können. Nur sie machen in der Kellerwirtschaft Korrekturen überflüssig. Dafür arbeiten unsere Weingüter das ganze Weinjahr hindurch hart und dafür kämpfen wir mit unserem Konzept.

Leider sind längst nicht alle veganen Weine so hergestellt, wie wir uns das vorstellen. Sie müssen nicht mal Bio sein. Oft stammen sie aus konventioneller Produktion und werden im Keller mit nichttierischen Schönungsmitteln behandelt und mit geschmacksverändernden Reinzuchthefen und Enzymen (z. T. aus Genmanipulation) vergoren - und sind trotzdem vegan zertifiziert. Außer besagtem Verzicht auf tierische Behandlungsmittel im Keller gibt es noch immer keine verbindliche Regelung für seine Herstellung. 

Veganer Wein generiert inzwischen enorme Umsätze. Das Geschäft läßt sich die moderne Kellerwirtschaft nicht entgehen. Sie hat für einige tierische Zusatzstoffe ganz schnell pflanzliche oder synthetische Alternativen entwickelt, die für vegane Produkte geeignet sind. 

Veganer Wein ist also nicht automatisch ein nachhaltig »gutes« Produkt, schließt dies aber immerhin nicht aus. Das Siegel der »Vegan Society« in London beschränkt sich nach wie vor ausschließlich auf den Ausschluss tierischer Zusatzstoffe in der Weinbereitung.

Wir gehen weiter

Wenn wir einen Wein als vegan deklarieren, ist er tatsächlich von der Rebe bis zu Ihnen ins Glas nicht mit tierischen Produkten in Berührung gekommen. Da wir fast ausschließlich Weine aus Handlese anbieten, können wir sogar für fast jeden Marienkäfer garantieren, vor allem aber können wir tierische Pflanzenbehandlungsmittel, Dünge- und Schönungsmittel ausschließen, wie übrigens auch synthetische Spritzmittel im Weinberg und Zusatzstoffe im Keller, die für uns grundsätzlich nicht in Frage kommen.

© K&U