Clos Saint-Vincent

Gio & Julien Sergi

Sein winziges Weingut produziert einige der größten Weine des französischen Südens, auf einer der vermutlich ältesten Terrassenanlagen Europas. Sie sind hierzulande kaum bekannt, vor Ort sind sie Legende. Spektakuläre Lage. Einzigartige Weinberge. Unerwartete Rebsorten. Vertikale Größe hinter bescheiden auftretenden Etiketten.

Region: Côte d'Azur | Bellet

Rebfläche: 7 Hektar

Bewirtschaftung: Biodynamisch zertifiziert

Boden:  Sandig kalkiges Sediment voller Rollkiesel

Rebsorten: Vermentino, Folle Noir

Bellet ist eine der ältesten und eine der aufregendsten Appellationen Frankreichs. Mit nicht mal 40 ha Rebfläche ist sie auch eine der kleinsten. Ihre Lage ist so ungewöhnlich, wie ihre Weine. Sie liegt nämlich innerhalb der Gemeindegrenzen der Stadt Nizza im Osten der Provence. 

Bellet liefert die begehrten Hausweine der Cote d´Azur und Clos St. Vincent gilt als die Spitze der Appellation. Seine Weine schmücken die Weinkarten entlang der berühmten Promi-Küste und sind so begehrt, daß sie kaum in den Export gehen. Die produzierten Mengen sind winzig und die Bewirtschaftung der steilen Terrassen erfolgt ausschließlich in Handarbeit, entsprechend hoch sind die Preise der Weine. Selbst in der derzeit herrschenden Krise auf dem Weinmarkt gehen sie aber weg wie warme Semmeln, sie werden innerhalb der Saison in den Restaurants und Bars der Côte d´Azur getrunken, und so ist es kein Wunder, daß sie nur Einheimischen und Eingeweihten bekannt sind. 

Wir kennen die Weine von Clos St. Vincent seit knapp 20 Jahren. Immer wieder haben wir versucht, wenigstens ein paar Flaschen zu ergattern. Nun haben wir sie im Programm und vertreiben sie aus Liebhaberei mit Leidenschaft und Überzeugung.

Gio Sergi hat »Clos Staint-Vincent« zu dem gemacht hat, was es heute ist. Dabei entsprechen seine charaktervollen Weiß- und Rotweine so gar nicht den üblichen Klischees großer Weine. Sie zelebrieren eine leise Größe, die sich erst auf den zweiten Schluck offenbart. Es sind Weine, denen man zuhören muß, um ihre wahre Grüße zu erfahren. Nichts für Etikettentrinker also.

»Clos St. Vincent« ist seit vielen Jahren biodynamisch zertifiziert (Biodyvin®). Seine Reben stehen auf über 30 schmalen Terrassen an einem spektakulär ausgerichteten Ost-Hang inmitten unberührter Natur. Maschinell sind sie nicht zu bewirtschaften, zu steil sind sie, zu unzugänglich liegen sie hoch über dem Tal mit weitem Blick auf die Westalpen. Ihr kalkhaltig sandiger Boden ist mit unzählig vielen Rollkieseln durchsetzt, die jede Art maschineller Bearbeitung unmöglich machen. Harte Arbeitsbedingungen, die immer mehr Winzer davon abhalten, in Bellet Wein zu produzieren. Derzeit sind es noch drei, die unter eigenem Etikett abfüllen.

Bellet. Grösse aus dem Süden

Während man bei uns in Deutschland durch frühe Lese und Ascorbinsäurezusatz eine zitrussaure, magere, unreif grüne Grundstruktur im Wein als »Mineralität« und »Frische« vorzugaukeln versucht, suchen engagierte Winzer im mediterranen Raum eine Frische im Mundgefühl, die sie über Lage und Böden im gekonnten Zusammenspiel mit weinbaulichen Maßnahmen zu erreichen versuchen. 

Das gleißende Vormittags-Licht auf dem Bild oben zeigt, wie sehr es in Zukunft darum gehen muß, den Reben Licht für Photosynthese zu vermitteln, ihre Böden aber zugleich vor Trockenheit und Hitze zu schützen, sollen ihre Weine auch nur einigermaßen natürlich frisch wirken, ohne durch Aufsäuerung oder zu frühe Lese malträtiert zu werden. Dauerhafte Begrünung, Beschattung der Traubenzone, entstressen des Rebstockes durch Verzicht auf Gipfeln und grüne Lese, Bäume und Hecken für Mykorrhizen und vieles mehr können zusammen mit schonenderer Weinbereitung wahre Wunder bewirken, wie unsere Weine aus den trockenen Regionen im Süden Europas eindrucksvoll unter Beweis stellen. 

Auf Clos St. Vincent zelebrieren insbesondere die beiden Weißweine aus der Rebsorte Vermentino, hier Rolle genannt, begeisternd mundwässernde Frische aus spürbar reif geernteten Trauben, die bei üblichem Alkohol eine vertikale Tiefgründigkeit freisetzen, deren straffe mineralische Präzision im Mundgefühl an große weiße Burgunder erinnert. Die visionäre Ausrichtung der Terrassen nach Osten, die auf die Allobroger zurückgeht, die hier kurz vor Christus ansässig waren, setzt auf den kühlenden Einfluß der Winde aus den Westalpen, wesentliche Voraussetzung für die griffige Frische in den Weinen von Gio und Julien Sergi.

Darüberhinaus profitieren die Weine von »Clos Saint-Vincent« heute, in Zeiten der Klimakrise, vom Zusammenspiel der lokal angestammten Rebsorten mit dem tiefgründig feuchtigkeitsspeichernden Sedimentboden, der die Reben hier, unter einem Oberboden voller Kiesel und Steine, in trockenen, heißen Jahren vor Trockenstress bewahrt; tagsüber schützt die Trauben eine permanent blasende, warme Meeresbrise vor Pilzbefall, gegen Abend werden sie von den aufkommenden Fallwinden aus den südlichen Voralpen gekühlt. 

Dabei treten drastische Temperaturschwankungen auf, die schon vor hunderten von Jahren dafür sorgten, daß die Weine aus Bellet, anders als die meisten anderen im Süden, nicht oxidierten. Offensichtlich waren ihre pH-Werte so niedrig, ihre Säurewerte so gut und so stabil, daß sie ihre Frische über viele Jahre bewahrten, was damals die absolute Ausnahme war und vielfach dokumentiert und überliefert ist.

Die Terrassen von Bellet zählen zu den ältesten Rebanlagen Frankreichs. Sie sollen schon 350 v. Chr. so angelegt worden sein, wie sie heute existieren. Auch hier zerstörte die Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts den Weinbau fast vollständig, wovon er sich bis heute nicht erholt hat. Weil sich kaum noch jemand die harte Arbeit auf den steilen, tagsüber glutheißen Terrassen antun will, bewirtschaften nur noch wenige Produzenten die wenigen Hektar Rebfläche in Bellet, die bis heute verblieben sind. Dort stehen Julien und Gio Sergi mit ihrem »Clos Saint-Vincent« für Weine, die zu den eindrucksvollen Frankreichs gehören und in ihrer ganz eigenen Größe den Vergleich mit den großen Weinen der Welt nicht zu scheuen brauchen, obwohl sie anders sind. 

Was macht die Weine von Clos St. Vincent besonders?

Qualität mit Kriterien

Besonders sind die Preise, die für die Weine von Clos St. Vincent aufgerufen werden. So besonders wie die Lagen, auf denen sie entstehen, aber auch so besonders wie die Kriterien, nach denen sie produziert werden müssen. Schließlich stammen die Weine aus extrem harter Arbeit in steilen Terrassen, für die kaum noch Mitarbeiter zu gewinnen sind. Wer will einen solch harten Job noch machen? Wer billigen Wein will, bekommt ihn, er ist aber in Zukunft nur noch auf maschinenbefahrbaren, chemisch bewirtschafteten Rübenäckern zu produzieren.

Das Lastenheft, das sich die Appellation Bellet 1941 gegeben hat, folgt harten Qualitätskriterien, die deutschen Winzern Pickel auf die Lippe treiben würden: Es beschränket den Ertrag auf 40 hl/ha; pro Terrasse dürfen nur maximal sechs Rebzeilen stehen, deren Abstand genau geregelt ist; Lese von Hand ist obligatorisch; Most und Weine dürfen weder auf- noch entsäuert werden, Anreicherung ist verboten. Maximal sind 3 g/l Restzucker erlaubt und die Verwendung der angestammten autochthonen Rebsorten der Appellation ist in konkreten Prozentsätzen vorgeschrieben. Typisch Frankreich: Klare Kriterien für Qualität, die den Weinbau in Frankreich zum Identität stiftenden Kulturgut gemacht haben.

Weinbau als Kulturgut

Besonders ist der Weinbau auf Clos St. Vincent. Vergleichbaren Terrassen- oder Steillagenweinbau findet man heute noch an der Nordrhône, der Mosel, der Saar, der Nahe, dem Neckar, dem Dourotal und im Hinterland der Wachau.
Weil sie so aufwendig und teuer zu bewirtschaften sind, waren die historischen Terrassen, auf denen Gio Sergi seine Weine gewinnt, dem Niedergang geweiht. Gerettet haben sie die Familien Sicardi und Sergi, als sie 1993 das heruntergekommene Anwesen samt den Terrassen kaufen und sich sofort daran machen, die alten, noch vorhandenen Rebanlagen zu regenerieren, kaputte Terrassen zu renovieren und aufgelassene neu zu bepflanzen. Absolut visionär für die damalige Zeit war ihre Entscheidung, das Biotop und Kleinod an Natur und Wildnis nachhaltig regenerativ zu bewirtschaften.

Zusammen mit Sohn Julien bewirtschaftet Gio Sergi heute 7 Hektar Reben auf den Terrassen, die ihren Weinen den besonderen Charakter verleihen. Sie bearbeiten sie von Hand und behandeln sie ausschließlich mit Tees pflanzlichen Ursprungs, sowie biodynamischen Präparaten. Die harten, steinigen Böden beleben sie erfolgreich mit Kompost, Gründüngung und mineralischen Präparaten. 

Lokale Rebsorten

Besonders sind die Rebsorten in Bellet: Die Weißweine werden aus Rolle gekeltert, einer alten weißen Sorte, die aus der Zeit stammt, als Nizza zum Königreich Savoyen gehörte, das damals eng mit Ligurien verbunden war.
Bis in die 1980er Jahre gab es Rolle nur in Bellet und im benachbarten Ligurien, wo sie Vermentino genannt wird. Von dort aus trat sie ihren Siegeszug in den Süden Frankreichs bis nach Sardinien an. Sie kommt mit Hitze und Trockenheit gut zurecht und entwickelt in der zupackend salzig mineralischen Dichte und vertikal würzigen Komplexität, die ihr die Terrassen von »Clos Saint-Vincent« vermitteln, eine ganz eigene Größe, die sich in ihrem selbstbewußt eigenständigen Charakter deutlich von den Klischees der großen Weine der Welt absetzt.  

Seine Rotweine keltert Gio Sergi aus der autochthon lokalen Rebsorte »Folle Noir«. Sie durchläuft in seinem kleinen Keller lange Maischegärung, wird schonend extrahiert und lange in Barriques ausgebaut. Eine eigenwillige, intensiv duftende Aromatik in kerniger Gerbstoffstruktur zeichnet sie aus. Feines Säurerückgrat vereint Spiel und Finesse mit raffinierter Frische im Trunk. Nicht jedermanns Sache, aber aufregend gut. 

Wenn der Vater mit dem Sohn

Vater Gio und Sohn Julien sind ein gutes Team. Während der Vater den südländischen Lebemann gibt, der es genießt, daß seine Weine so gesucht sind, daß sie schon ausverkauft sind, bevor die Flaschen etikettiert sind, und der genau weiß, welche Weinkarten sie entlang der Küste schmücken, ist Julien eher der stille Macher im Hintergrund, der das Erbe seines Vaters bewußt und mit Leidenschaft antritt. 

Ein solch erfolgreiches Weingut mit einem solch charmanten Botschafter, wie Gio (gesprochen wie der englische Joe) es ist, in die nächste Generation zu führen, ist nicht einfach. Wieviele Weingüter kennen wir, wo der Generationswechsel nicht oder nur unter großen Schmerzen geklappt hat. Hier tritt der Sohn zwar in große Fußstapfen, doch hat ihm der Vater den Weg in die eigene Zukunft im gemeinsamen Weingut gut bereitet. Heute leitet Julien den Betrieb, tut dies selbstbewußt, setzt eigene Akzente, hat die Arbeit im Weinberg, sein Metier, gut im Griff und wir freuen uns auf eine gemeinsame Zukunft mit Julien und Gio.

Bescheiden im Auftritt

So legendär die Weine des kleinen Weingutes an der Côte d´Azur sind, so bescheiden ist ihr Auftritt. Man scheint Werbung nicht nötig zu haben, weshalb Gio und Julien die Ausstattung ihrer Flaschen fast schon provokant einfach halten.

Auf den teuersten Flaschen der Côte d´Azur kleben einfachste Etiketten, die aussehen, als kämen sie aus dem Supermarkt. Genau das ist es, was uns an diesem Betrieb so gefällt. Äußerlich bescheiden, widmen Vater und Sohn ihre ganze Arbeit den Reben, nicht aber der Show nach außen. Während die einschlägigen Großkonzerne des Weinbusinesses ein berühmtes Weingut nach dem anderen kaufen, um mit deren klingendem Namen anschließend mit neureichen Protzflaschen um die Kohle einer reichen, aber ahnungslosen Kundschaft zu buhlen, geht es hier um den Inhalt, nicht um die Form. Genial. Diese Weine mußt du kennen, sonst wirst du sie weder suchen noch finden. Das laute Klischee kann jeder kaufen. Das Leise, das Understatement, das Raffinierte, das wirklich Hochwertige verlangt Wissen und Kennerschaft, aber kein aufwendiges Marketing. Diese Flaschen würde kaum jemand wegen ihrer Ausstattung kaufen ...

Bildergalerie Clos St. Vincent

Clos St. Vincent | Collet des Fourniers | St. Roman de Bellet | F-06200 Nice | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG

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