Mittwoch 28. Februar 2024 | 19:00 - 21:30 Uhr | 80,- €
»Sensorik« • Wein riechen, schmecken und fühlen können
Über Jahrhunderte hinweg hat man den Wein über sein Aroma bewertet und beschrieben. Für sein Bukett hat man ihn angebaut, für dessen Beschreibung Winzerinnen und Winzer, Sommelièren und Sommeliers ausgebildet, der gesamte Handel der Welt unterwarf sich dem ungeschriebenen Sprach- und Bewertungs-Diktat und so drehte sich die Welt des Weines wesentlich um Duft, Bukett und Aromen. Daraus entstand eine Weinsprache, die wir nicht nur als albern geschmäcklerisch empfinden, sondern vor allem als ausgrenzend, weil sie jeden, der ihre blumigen Adjektive nicht nachvollziehen kann oder will, außen vor läßt.
Heute versucht man Wein neu und anders zu beschreiben und zu erleben. Dabei orientiert man sich an seiner neurophysiologischen Wirkung, die er im Mund auslöst, dem sogenannten Mundgefühl. Das läßt ihn nicht nur aromatisch, sondern vor allem physisch erleben. Es beschreibt, wie er sich im Mund anfühlt, ob er dicht oder transparent wirkt, ob seine Gerbstoffe fein oder hart wirken, seine Säure mager und karg oder lang und erfrischend agiert usw..
Das Spannende daran ist, daß über dieses Mundgefühl auch der absolute Wein-Laie in die Lage versetzt wird, Wein in seiner Wirkung zu beschreiben und somit den Zugang zu nachvollziehbaren Kriterien für Qualität zu »erfühlen«.
»Qualität« im Wein wird damit konkreter, faßbarer, als in den bisherigen mehr oder weniger blumigen, aber nicht für jeden nachvollziehbaren Beschreibungen von Aromen und Strukturen, die auf subjektivem Empfinden, auf Gewohnheit basierenden Gefühlen und individuellen Vorlieben basierten. Jetzt finden Auge, Nase und Zunge im Mundgefühl zusammen, dessen physische Wirkung eine Meßlatte für konkrete Kriterien liefern kann, die Geschmack und Qualität erklärbar machen.
Aufmerksame Sensorik schafft ein Gedächtnis der eigenen Sinne, denn nur wer für sich formulieren kann, was er riecht und schmeckt, kann sich an diesen speziellen Geschmackseindruck auch noch später erinnern. Sensorik wird zur Technik für bewußtes Erinnern von Geschmack und dessen physischer Wirkung, ermöglicht damit erst deren Vergleich und baut sich so mit der Zeit eine persönliche »Bibliothek« an Geschmackserinnerungen auf, die Weinqualität ohne das geschmäcklerische Gelabere der Vergangenheit nachvollziehbar und verständlich bewertbar macht.
Das in Worte gefaßte Erinnern von Geschmack nennt man »Genuss«. Ein lebenslang zu füllendes Puzzle, dem der Rand fehlt, weil Wein in Stil und Charakter viel zu vielfältig ist, um ihn in seiner Gesamtheit erleben zu können. Dieses Puzzle setzt neben der Lust am Wort und dem Interesse an den eigenen Sinnen vor allem Neugier, Toleranz und die Fähigkeit zu Selbstkritik und Demut dem eigenen Urteil gegenüber voraus.
Anhand zehn grundsätzlich verschiedener Schaum-, Weiß- und Rotweine werden wir versuchen, uns diesem Genusss gemeinsam sensorisch zu nähern. Ein wichtiges, Augen, Nase und Mund öffnendes Seminar, das keinerlei Vorkenntnisse in Sachen Wein voraussetzt, sein individuelles Erleben aber nachhaltig verändern wird.
Seminar: Sensorik
Termin: Mittwoch 28. Februar 2024 | 19:00 - 21:30 Uhr | 80.- €
Ort: K&U-Weinhalle | Nordostpark 78 | 90411 Nürnberg