Maria und Sepp Muster übernahmen ihr Weingut in der Südsteiermark 2001 von seinen Eltern. Sepp Muster hatte 1997 einen Biodynamik-Kurs absolviert, der ihn so nachhaltig beeindruckte, daß er sich unverzüglich an die Umstellung des 10 ha-Betriebes machte. Es war die Natur, die es den beiden Musters zunächst nicht leicht machte, und sie selbst verweigerten sich konsequent jener „schnellen“ Weinbereitung, die Jahr für Jahr gleich schmeckendes Profil liefert. Sepp Musters bewußt „langsam“ hergestellte Weine offenbaren faszinierende Lebendigkeit und kraftvolle Authentizität.
Sepp Muster ist ein stiller, bedachter Mann, der in seiner Weinbereitung keine vorgegebene Stilistik verfolgt. Er überläßt seine Moste und Weine so weit sinnvoll sich selbst in der Entwicklung. Er greift erst ein, wenn es sein muß und läßt seinen Weinen ausreichend Zeit im Keller. Er hält Zeit für den entscheidenden Faktor in der Entstehung und Entwicklung seiner Weine. »Viele vermeintliche Weinfehler, die man im konventionellen Weinbau sofort "repariert" hätte, sind bei mir ohne jede Intervention mit der Zeit verschwunden, ohne daß sie den Wein negativ beeinflußt hätten. Im Gegenteil: Sie scheinen ihn stabiler gemacht zu haben. Ich glaube, wir müssen unsere Vorstellung der "Konvention Wein", wie wir sie heute verstehen, grundlegend neu überdenken und der Natur wieder viel mehr Freiraum einräumen, auch und gerade in Form von Zeit«, meint er selbstkritsich. Ein Winzer, dessen Meinung mir sehr wichtig ist und von dem ich viel gelernt habe.
Musters teilweise steilen Hanglagen dominieren steinige kalkhaltige Böden aus Mergel und tonigen Sedimenten, die in der Region als „Opok-Böden“ bezeichnet werden, in Frankreich »Argilo calcaire« heißen, bei uns »Kalkmergel«. Ihnen ringt Sepp Muster mittels spezieller Reberziehung und durch Dynamisieren und Ausbringen von Tees und Präparaten aus pflanzlichen, mineralischen und tierischen Substanzen kleinbeeriges, hocharomatisches Traubenmaterial ab, das er durch schonende Verarbeitung in Weiß- und Rotweine eigener Stilistik umsetzt. Spontanvergärung mit natürlichen wilden Hefen, weitgehender Verzicht auf kellertechnische Eingriffe und ein langer Ausbau in Holz mit einer Faßlagerung von bis zu 2 Jahren sorgen für ungewohnte Simplizität und unaufdringliche stilistische Stringenz, deren Verständnis Zeit und Toleranz braucht.
Familie Muster pflegt in ihren Weinen bewußte Bescheidenheit und mutige Gelassenheit. Keine aufgeregte Selbstüberschätzung, keine peinlichen Superlative, keine laute Selbstanpreisung, wie das in Österreich so oft der Fall ist, statt dessen profunde Arbeit in Keller und Weinberg, die sich weniger am Machen, als am Lassen und Werden orientiert. Ein wohltuend bescheiden auftretendes Winzerpaar, das seine profunde Kompetenz nicht an die große Glocke hängt. Souveräne Persönlichkeiten, die im Kopf mehr haben als nur Wein. Das Ergebnis ihrer extrem risikoreichen Weinbereitung, die auch finanziell enormes Riskio bedeutet, weil die Weine erst sehr spät auf den Markt kommen in einem Markt, der wie Österreich der Inbegriff des Turboweines ist, sind leise, bescheiden auftretende »langsame« Weinoriginale, die man, ich fasse mich da an die eigene Nase, schnell falsch einschätzt, wenn man sich nicht die nötige Zeit für sie nimmt.
Sepp und Maria Musters Weine sind mutig, weil sie extrem authentisch sind. Sie erfüllen keines der vielen Klischees, von denen die Weinbranche lebt. Sie brauchen keine Klischees. Sie sind Originale, die gegen den großen Strom schwimmen. Es sind sensible Weine, empfindliche Weine, große Weine, die Geduld und entsprechende Neugier und Sensibilität brauchen, um in ihrer natürlichen Komplexität verstanden zu werden. Insofern sind es avantgardistische Weine, die den Weg weisen in ein neues Weinzeitalter, das für Musters längst begonnen hat.
Seit ein paar Jahren sind Musters Demeter®-zertifiziert.
Weingut Maria und Sepp Muster |
Schloßberg 38 |
A-8463 Leutschach