Diese mysteriöse rote Rebsorte, auch »Fuella nera« genannt, müssen Sie nicht kennen. Sie wird heute nur noch in der winzigen Appellation Bellet hoch über Nizza auf gerade mal 19 ha angebaut. Dort heißt sie im lokalen Dialekt »Fouola negra«, was so viel bedeutet wie »verrückte schwarze Traube«. Das deckt sich mit einer Erwähnung aus dem Jahr 1783, in der es heißt: »Eine verrückte rote Rebsorte mit kleinen, runden, schwarzen Beeren, die nicht schmecken und schlechten Wein liefern aus hohem Ertrag großer Trauben, aber kleiner Beeren«.
Es ist eine offensichtlich sehr alte Rebsorte mit vielen Synonymen, die im Departement Var als »Grassenc« bekannt war und in der Provence, wo nur noch wenige Rebstöcke von ihr existieren, hieß sie einst »Ausbie«. In Bellet an der Côte d´Azur ist sie im Lastenheft der Appellation mit mindestens 60% in der Cuvée mit Grenache, Braquet und Cinsault vorgeschrieben, die einzige Appellation, in der sie überhaupt Erwähnung findet und noch angebaut wird. Dort gibt es nur noch einen Betrieb, der sie, je nach Jahrgang, mehr oder weniger reinsortig keltert und damit beweist, daß sie, anders als man ihr 1783 unterstellt hat, doch in der Lage ist, hochwertig interessanten, alterungsfähigen Rotwein voller Charakter, Ausstrahlung und Identität zu liefern.
Dort fällt Folle noir tiefrot funkelnd aus, fast schon schwarz, und duftet auffallend reduktiv nach Teer und Tinte, um nach ein paar Minuten eine sehr spannende, beerig würzige Aromatik zu entfalten, wie man sie von modernem Rotwein nicht kennt. Eine Reise in eine vergangene Rotweinwelt. Die Gerbstoffe weich und mundfüllend, feinkörnig und transparent in Wirkung und Substanz, irgendwie aber auch aufregend wild und ungestüm. Feine Säure umspielt die Zunge und sorgt spontan für Trinkfluß. Der Duft entwickelt sich mit jeder Minute mehr im Glas, wird zu tiefgründig dunkler, faszinierend fremdartiger Frucht voller Schokolade, Lakritze, braunen Gewürzen und dunklen Beerenaromen in einem Hauch pfeffrig würziger Kirschmarmelade. Gewagt altmodisch in seiner nackigen, direkten Expressivität und Eindeutigkeit, mutig ungehobelt und ungeschminkt, genau deshalb aber unheimlich ansprechend und Interesse weckend, auf jeden Fall anders als gewohnt und wunderbar animierend im Trunk. Eine allemal spannende Erfahrung, die sich lohnt. Schön, daß es sowas noch gibt in der uniformen Weinwelt von heute.
Diese mysteriöse rote Rebsorte, auch »Fuella nera« genannt, müssen Sie nicht kennen. Sie wird heute nur noch in der winzigen Appellation Bellet hoch über Nizza auf gerade mal 19 ha angebaut. Dort heißt sie im lokalen Dialekt »Fouola negra«, was so viel bedeutet wie »verrückte schwarze Traube«. Das deckt sich mit einer Erwähnung aus dem Jahr 1783, in der es heißt: »Eine verrückte rote Rebsorte mit kleinen, runden, schwarzen Beeren, die nicht schmecken und schlechten Wein liefern aus hohem Ertrag großer Trauben, aber kleiner Beeren«.
Es ist eine offensichtlich sehr alte Rebsorte mit vielen Synonymen, die im Departement Var als »Grassenc« bekannt war und in der Provence, wo nur noch wenige Rebstöcke von ihr existieren, hieß sie einst »Ausbie«. In Bellet an der Côte d´Azur ist sie im Lastenheft der Appellation mit mindestens 60% in der Cuvée mit Grenache, Braquet und Cinsault vorgeschrieben, die einzige Appellation, in der sie überhaupt Erwähnung findet und noch angebaut wird. Dort gibt es nur noch einen Betrieb, der sie, je nach Jahrgang, mehr oder weniger reinsortig keltert und damit beweist, daß sie, anders als man ihr 1783 unterstellt hat, doch in der Lage ist, hochwertig interessanten, alterungsfähigen Rotwein voller Charakter, Ausstrahlung und Identität zu liefern.
Dort fällt Folle noir tiefrot funkelnd aus, fast schon schwarz, und duftet auffallend reduktiv nach Teer und Tinte, um nach ein paar Minuten eine sehr spannende, beerig würzige Aromatik zu entfalten, wie man sie von modernem Rotwein nicht kennt. Eine Reise in eine vergangene Rotweinwelt. Die Gerbstoffe weich und mundfüllend, feinkörnig und transparent in Wirkung und Substanz, irgendwie aber auch aufregend wild und ungestüm. Feine Säure umspielt die Zunge und sorgt spontan für Trinkfluß. Der Duft entwickelt sich mit jeder Minute mehr im Glas, wird zu tiefgründig dunkler, faszinierend fremdartiger Frucht voller Schokolade, Lakritze, braunen Gewürzen und dunklen Beerenaromen in einem Hauch pfeffrig würziger Kirschmarmelade. Gewagt altmodisch in seiner nackigen, direkten Expressivität und Eindeutigkeit, mutig ungehobelt und ungeschminkt, genau deshalb aber unheimlich ansprechend und Interesse weckend, auf jeden Fall anders als gewohnt und wunderbar animierend im Trunk. Eine allemal spannende Erfahrung, die sich lohnt. Schön, daß es sowas noch gibt in der uniformen Weinwelt von heute.