Steffi & Fabian Lassak

Stefanie & Fabian Lassak

Zwei Stille im Lande. Der neue deutsche Wein. Ohne Glamour, ohne Wachstumswahn, ohne dickes Auto vor der Tür. Für Weine voller Persönlichkeit, die, mit Empathie und Leidenschaft produziert, auf eine vom Untergang bedrohte historische Weinlandschaft aufmerksam machen, die es zu erhalten gilt.

Region: Neckartal | Württemberg

Bewirtschaftung: Zertifiziert biologisch

Rebfläche: 5 ha

Boden: Muschelkalk in diverser Ausprägung

Rebsorten: Riesling, Lemberger, Spätburgunder, Chardonnay


Stefanie und Fabian Lassak schwimmen mit ihrem kleinen Betrieb im württembergischen Hessigheim gegen den Strom im deutschen Wein. Nicht Wachstum ist ihr Ziel, sondern ein Winzer-Dasein in unabhängiger Selbstständigkeit. Jahrelang haben sie für andere gearbeitet, den eigenen Betrieb im Nebenerwerb bewirtschaftet. Bescheiden, aber klug und zielstrebig haben sie in all den Jahren versucht, ihre Rebfläche qualitativ so zu vergrößern, daß sie von deren Ertrag leben können. Ziel erreicht. Heute bewirtschaften die beiden fünf Hektar Reben auf kleinen Parzellen in der großen Schleife des Neckars zwischen Besigheim und Mundelsheim. 

Dort bilden die Trockenmauerterrassen der spektakulären Steillagen entlang der Neckar-Schleife eine der eindrucksvollsten Weinlandschaften Deutschlands. Sie erinnert an das Douro-Tal, die Ribeira Sacra im galizischen Sil- und Miño-Tal, die Mosel-Terrassen, die nördliche Rhône. Es gibt nicht viele Weinbauregionen weltweit, die den Begriff der »Kulturlandschaft« so nachvollziehbar machen wie diese Flußtäler. Doch die Pflege dieser Kultur kostet Geld. Die harte Arbeit der Winzerinnen und Winzer wird im Land von Daimler und Porsche aber nicht entsprechend gewürdigt. Dort spielt der Preis die entscheidende Rolle, nach dem Wert für Mensch, Umwelt und Kultur im Glas fragt kaum jemand. Den billigen Preis garantiert hier eine Genossenschaft, die rund 700 ha Rebfläche vermarktet. Da muß Mineraldünger für hohe Erträge sorgen und Pestizide müssen die mühsame und teure Handarbeit auf den schmalen, im Sommer glutheißen Terrassen ersetzen. Der Erlös für diese demotivierende Arbeit ist derart gering, daß weder Jung noch Alt eine Perspektive darin sehen, über den Weinbau die uralte Kulturlandschaft zu erhalten. Sie ist deshalb vom Untergang, von der endgültigen Aufgabe, bedroht. Unfaßbar. Aber sehr deutsch. Die Kultur des Essens und Trinkens ist nicht in unseren Begriff des »Wohlstands« eingegangen

Daß man auch unter diesen fordernden Bedingungen charaktervoll hochwertige und deshalb begehrenswerte Weine produzieren kann, deren besonderer Wert sich im Charakter der besonderen Herkunft auf dem Markt finanziell durchsetzen läßt, beweisen Steffi und Fabian Lassak visionär. Ihr Weg dorthin war auch familiär, Vater Lassak beliefert die Genossenschaft, in diesem Umfeld alles andere als einfach. Doch zielstrebig haben die beiden verfolgt, was andere auch schaffen könnten: den »Nachteil« dieser Kulturlandschaft in den kulturellen wie finanziellen Nutzen hochwertiger, gesuchter Weine besonderen Charakters zu verwandeln. Ihr Erfolg könnte, sollte und müßte eigentlich Vorbild sein für andere ...

Stefanie und Fabian Lassak senden mit ihrer Arbeit wichtige Signale für den Erhalt dieser Kulturlandschaft. Durch kluge Vorarbeit und nach harten Jahren der Vorbereitung sind sie in der Lage, für ihre Weine Preise aufzurufen, die in der Region Staunen auslösen, ihnen aber endlich und erst seit kurzem ein Auskommen in Selbstständigkeit ermöglichen. Durch ihre winzige Produktion sind ihre Weine inzwischen im Voraus ausreserviert, sie werden zugeteilt. Ihre Preise basieren nachvollziehbar auf der Kalkulation ihres Einsatzes an Arbeit und Betriebsmitteln. Reich werden sie damit nicht. Die beiden leben bescheiden und gehören zu jenen Winzern in Deutschland, die noch selbst täglich draußen in den Weinbergen Hand an Böden und Reben legen. Außer einer Aushilfe haben sie keine Angestellte. Dieser leidenschaftliche persönliche Einsatz fließt in Weine aufregender Originalität und inspirierender Eigenart, die weit über Württemberg hinaus Begehrlichkeit geweckt haben.

Zugeflogen ist Steffi und Fabian Lassak nichts. Während so manchem deutschen Weingut der Erfolg in neureichem Protz den Blick vernebelt, verfolgen die beiden in aller Bescheidenheit ihre Vision des eigenen Weingutes. Gegründet haben sie es 2016, seit 2019 sind sie biozertifiziert. Ihre Räumlichkeiten sind so bescheiden wie ihr Auftritt, ihr Keller harmoniert mit der Größe ihrer Parzellen. 

Ihren Wagemut und ihre Leidenschaft machen Lassaks in Weinen schmeckbar, die deutlich geprägt sind von den Muschelkalkböden ihrer Lagen am Neckar. Bislang bewirtschaften sie nur eine kleine Parzelle mit Riesling und Lemberger in den steilen Terrassen, doch alle ihre Weine überzeugen durch ursprünglich unverfälschte, natürliche Ausstrahlung und selbstbewußte Persönlichkeit. 

Lassaks sind offen für Neues und Altes. Ihren Weg gehen sie selbstbewußt und neugierig auf das was kommt. Dabei können sie auf profunde Kompetenz bauen, die sie sich während ihrer Ausbildung in Geisenheim und in Weinbaubetrieben in Burgund, Österreich und Neuseeland angeeignet haben. Beide haben zudem einige Jahre in renommierten Weinbaubetrieben hierzulande Erfahrungen gesammelt. Ein Winzerpaar mit ungewöhnlicher Vision und Einstellung, das wohltuend bescheiden auftritt.

Mit ihrem kompromißlos qualitätsorientierten Weinbau setzen Lassaks Maßstäbe in der Region. Zusammen mit ihren Freunden vom Weingut Roterfaden, mit Jochen Beurer, bei dem Fabian gearbeitet hat, und mit ein paar anderen engagierten Winzerkollegen haben sie Württemberg zu einer der aufregenden Weinbauregionen in Deutschland mit dem Mut zum Wandel gemacht. 

Die Besonderheit der Hessigheimer Lagen: Unter fruchtbarer, oft aber nur dünner Schicht an Oberboden liegt hier Muschelkalk. Einzigartig in Württemberg. An manchen Stellen auch reiner Kalkstein. Die Böden sind leicht, ihr Wasserspeicher-Vermögen ist gering. Um an Nährstoffe und Feuchtigkeit zu gelangen, müssen die Reben deshalb tief wurzeln. Über Begrünung und Dichtpflanzung sorgen Lassaks dafür. 

Ihre beste und steilste Parzelle bepflanzten sie vor ein paar Jahren mit Riesling in der alten römischen Einzelstockerziehung (Bild links). Für ihren Spätburgunder wählten sie eine Massenselektion aus Burgund, ebenfalls dicht gepflanzt. Ihre Lemberger stammen z. T. von Reben, die 30 und 55 Jahre alt sind und mit einem hochwertigen Blaufränkisch aus dem Burgenland umveredelt wurden. Kürzlich konnten Lassaks eine fast schon magisch schöne, in sich abgeschlossene Parzelle hoch über dem Tal pachten. Deren alten Rebbestand veredelten sie auf Spätburgunder und Chardonnay um. Wir sind gespannt auf das, was da kommt.

Wie so viele ihrer Generation ließen sich auch Steffi und Fabian Lassak von der Naturweinbewegung inspirieren. Sie tun das aber ideologiefrei, machen aus Schwefel also keine Religion. Konsequent verzichten sie auf die Zusatzstoffe der Kellerwirtschaft, schönen ihre Weine nicht und filtrieren nur wenn mikrobiologisch nötig. Respektvoll setzen sie auf die Kraft der Natur. Ihre Moste gären grundsätzlich spontan ohne Vorklärung in unterschiedlich großen Holzfässern ohne Temperaturkontrolle. Lassaks schwefeln nur nach Bedarf und wenn, dann nur minimal bei der Abfüllung. Die Weine reifen lange auf der Vollhefe. Ihre Rieslinge dürfen ganz entspannt den natürlichen biologischen Säureabbau absolvieren, wodurch sie sich dem deutschen Stil-Diktat auf sehr anregende Weise entziehen.

Ihre Weine sind trotz natürlicher Machart weder »fehlerhaft«, noch, wie so viele »Naturweine«, nur uniform von der Art ihrer Weinbereitung geprägt. Durch den biologischen Anbau besitzen ihre Weißweine eine natürliche Reduktivität, die Zeit und Luft im Glas fordert. All ihre Weine wagen Persönlichkeit und Charakter, sind tiefgründig frisch im Trunk, stilistisch wegweisend ungewollt, folgen keinem Ideal, keiner populistischen Vorgabe, keinem marktgerechten Klischee. Durch minimale Schwefelung zeigen sie sich im Mundgefühl offen und weiträumig. Ihre lebendigen Böden prägen sie kühl, mineralisch würzig  und frei von kitschiger Frucht in Duft und Geschmack. Wir empfehlen, sie 1-2 h vor Genuss zu dekantieren; einmal geöffnet, entwickeln sie sich über Tage.

Lassaks aufregend eigensinnige Rieslinge prägt der Muschelkalk-Boden in rauchigem Duft und Geschmack. Sie sind weder sauer noch mager, weil niedrige Erträge ihnen Substanz und Dichte im Mundgefühl verleihen und sie den biologischen Säureabbau absolvieren dürfen. So konterkarieren sie das deutsche Riesling-Ideal in mutig »freien« Weinpersönlichkeiten, die beweisen, wie stilistisch eng und geschmäcklerisch beliebig das angebliche Ideal ist. Ihre Rieslinge wagen weite Grenzen, sind offen im Geist, komplex im Mundgefühl, aufregend natürlich und wegweisend ungewollt in Strahlkraft und Ausstrahlung. Unbequem nackig sprengen sie Gewohnheiten. Herkunft pur.

Lassaks Lemberger verströmen kompakt und dicht den Reiz großer Blaufränkisch, erinnern aber auch an Cabernet Franc von der Loire, agieren ähnlich kühl und dicht verwoben im Mundgefühl. Nach schlankem Start öffnen sie sich raumgreifend saftig im Mund in kraftvoll würziger Potenz und samtiger Konsistenz, im für die Rebsorte so typischen kühlen Hauch von Lorbeer und Wacholder. Engagiert regenerativer Weinbau eindrucksvoll erleb- und nachvollziehbar gemacht in Weinen, die nach vorne blicken.

Großen Ehrgeiz legen Lassaks in ihre Spätburgunder. Da kündigt sich Spannendes an! Schon heute präsentieren sie aufregend hochwertige, feinfühlig dicht gepackte, von tiefgründig würziger Intensität durchzogene Burgunder, die durch ihren wegweisenden Fokus auf die Genetik auf jene kitschig reife Süße im Nachklang verzichten, die uns als unnötige Schminke in so vielen Pinots aus deutscher Produktion nervt.

Steffi und Fabian Lassak beweisen, daß man auch bescheiden und leise ans Ziel kommen kann. Mit unaufgeregt souveränen Weinen, die das Zeug zu Klassikern haben. Man kann nur hoffen, daß ihr Erfolg als nachhaltiger Lichtblick im deutschen Wein andere dazu animiert, es ihnen gleich zu tun, damit die spektakuläre Kulturlandschaft am Neckar der Nachwelt erhalten bleibt.

Weingut Lassak GbR | Besigheimer Str. 23 | D-74394 Hessigheim

Inhalt: 0.75 l (26,67 €* / 1 l)

20,00 €*