Domaine Grands Puys

Cédric, Vanessa, Karine & Thomas Constantin

Ein Familienbetrieb am Mont Ventoux, dem legendären Hausberg des südlichen Rhônetales, der als noch unbeschriebenes Blatt am Weinhimmel Südfrankreichs versucht, sich an selbigem zu etablieren. Kein leichtes Unterfangen, denn Familie Constantin füllt erst seit 2019 unter eigenem Namen ab. Ihre Zukunft steht noch in den Sternen ...

Region: Ventoux

Betriebsgröße: 34 Hektar

Bewirtschaftung: zertifiziert biologisch

Böden: Sand mit Kies, Lehm mit viel Kalk

Rebsorten: Grenache, Syrah, Carignan,  Rolle, Grenache Blanc und Clairette Blanche


Die Weinbranche spricht und handelt gerne in Superlativen. Größenwahn und Großmannssucht, Narzismus, Neid und Gier sind allgegenwärtig. Viele Winzer und Weinhändler halten sich für etwas Besonderes, weil Wein hohen Sozialstatus genießt. Darüber, daß er ein ganz normales (allerdings gut bezahltes) landwirtschaftliches Produkt ist, will man in diesen noblen Kreisen nicht sprechen. Zwar gesteht man dem Boden zu, gutem Wein Charakter zu verleihen, doch als potentieller Dreck an den Füssen ist er kein Thema; wer mit großen Namen und teuren Pullen handelt, will sich die Finger und den Anzug nicht dreckig machen. Deshalb pflegt dieser Teil der Branche seine Lügen, Märchen und Illusionen, mittels derer er seine Kundschaft gekonnt bei der Stange zu halten versteht.  

Unter dieser peinlich gepflegten Hochglanz-Oberfläche ist Wein zum harten Geschäft geworden. Da geht es nicht um ehrliche, handwerklich solide Qualität, die sich durchsetzt, weil sie »gut« im Sinne des Wortes ist. Es geht ganz banal und knallhart um das Geschäft mit der Eitelkeit der Kundschaft. Damit tun sich die Ehrlichen und Leisen im Business aber schwer, weswegen man ihre Weine woanders suchen muß als auf dieser Oberfläche des Marktes ...

Familie Constantin zum Beispiel. Ihre Domaine Grands Puys im Hinterland des legendären Mont Ventoux an der südlichen Rhône kann auf vier Generationen Weinbau zurückblicken. Über fast hundert Jahre hinweg produzieren diese auf wertvollen eigenen Parzellen Trauben, die sie an die örtliche Genossenschaft verkaufen.

Das ändert sich, als die heutige vierte Generation, Cedric und Thomas Constantin, den Betrieb 2019 übernimmt. Sie beschliessen, die geerbten Parzellen auf biologische Bewirtschaftung umzustellen und nicht mehr alle Trauben abzuliefern, sondern einen Teil davon zu eigenen Weinen zu verarbeiten. Dazu kaufen sie das nötige Equipment und ihre Frauen Vanessa und Karine hängen ihre erlernten Berufe an den Nagel, um sich ihnen in Produktion und Vertrieb anzuschließen – da macht ihnen die Pandemie einen Strich durch die Rechnung und sie sehen sich plötzlich mit jener historischen Krise im Weinabsatz konfrontiert, die der Weinbranche heute weltweit zu schaffen macht.

Immerhin, der erste Jahrgang ist auf Flasche, fünf Weine suchen neue Kunden. Ihre Weißweine und ihr Rosé genießen schnell guten Ruf, fangen an, sich zu verkaufen. Doch die gesamte Ernte auf Flasche verkaufen zu können, scheint unmöglich, ein Teil ihrer Trauben geht deshalb weiterhin an die Genossenschaft. Kein leichter Start in die Zukunft: Der Markt ist voll, er ist marktschreierisch laut und durch die Social Media oberflächlich und schnell geworden. Wie kann man sich da als neuer Betrieb Gehör verschaffen?

Da führt uns der Zufall zusammen. In ihrem fünften Jahrgang auf Flasche präsentieren uns Constantins zwei Weine, die uns auf verblüffende Weise an die beliebten Weine von Château Roquefort in La Bedoule erinnern, die wir über 20 Jahre so erfolgreich vertrieben, nach dem Verkauf des Weingutes aber blutenden Herzens aus dem Programm nahmen. Sollten wir hier würdige Nachfolger gefunden haben? Die Nachprobe zu Hause überzeugt, wir werden handelseinig, hier sind sie, die Weine von Familie Constantin aus der nördlichen Provence, vom Fuße des legendären Mont Ventoux.

Weinbau am Mont Ventoux

Der »Mont Ventoux« dürfte den meisten hierzulande vom Namen her bekannt sein als einer der harten Aufstiege während des berühmtesten Radrennens der Welt, der Tour de France. Er ist mit 1909 m Höhe ein weithin sichtbares, eindrucksvolles Bergmassiv im Tal der südlichen Rhône ca. 40 km nördlich von Avignon. 

Francesco Petrarca, ein italienischer Dichter und Geschichtsschreiber, der zusammen mit Dante Alighieri und Boccaccio als einer der wichtigsten Vertreter der frühen italienischen Literatur gilt, bestieg den magischen Berg 1336 zusammen mit seinem jüngeren Bruder und meinte anschließend in seinem berühmten Brief mit dem Titel »Der Aufstieg auf den Mont Ventoux«, er sei der erste Mensch gewesen, der seinen Gipfel bestiegen habe. Das dürfte kaum stimmen, doch weil zu Petrarcas Zeiten Berge wie der Mont Ventoux als Zeichen des Zornes Gottes galten, als bösartige Unvollkommenheiten, die das ansonsten gleichmäßige Antlitz der Erde entstellten, war er vermutlich überwältigt davon, das Monster lebend bewältigt zu haben.  

In der Region rund um den Mont Ventoux wird seit vielen Jahrhunderten Wein angebaut, damals meist von Klöstern. Heute ist die Region durch den Boom der Rhône-Weine weltweit als Appellation Ventoux AOC bekannt. Sie liegt 40 Kilometer nordöstlich von Avignon im Departement Vaucluse auf etwa 330 bis 400 Meter über dem Meer. Die Sommer sind dort extrem heiß, doch werden die Reben durch den regelmäßig heftig aus dem Norden blasenden Mistral gekühlt, den berühmt berüchtigten Wind des Rhônetals, der auch Grund dafür ist, daß hier die Dichte an biologisch arbeitenden Betrieben besonders hoch ist. 

Die Höhenlage und die besonderen klimatischen Verhältnisse liefern Weine, die aromatisch klar und beerig frisch ausfallen, weniger warm, schwer und »staubig« als viele Weine aus dem Talgrund der Rhône, voll überraschender Feinheit und tiefgründiger Würze. 

Lange bevor Familie Constantin mit der Selbstvermarktung ihrer Weine begann, produzierte sie Trauben für die lokale Genossenschaft. Die Herausforderung auf dem Weg zum eigenen Wein lag also nicht in der routinierten Arbeit in den Weinbergen, die beherrscht Familie Constantin vortrefflich, sondern in der Weinbereitung im neu geschaffenen Keller. Doch der Wein von 34 Hektar Reben will erstmal vermarktet werden. Also beginnt man klein und baut Jahr für Jahr behutsam die Produktion aus. Den Rest an Trauben liefert man weiter an befreundete Winzer und die Genossenschaft.  

Vor allem Vanessa und Karine interessieren sich für die Weinbereitung.  Unter Anleitung eines Önologen erlernen sie, zusammen mit ihren Männern, das Handwerk der Kellerwirtschaft. Seitdem ist auf der Domaine Grands Puys Frauenpower angesagt. Hier wird vieles anders gemacht als anderswo. Bescheidenheit statt Größenwahn. Praxis statt Protz. Man weiß um die eigenen Fähigkeiten im Weinberg, aber auch, daß die Kunst der Weinbereitung auf Erfahrung beruht, an der es vorerst noch fehlt. Deshalb arbeitet Familie Constantin mit Engagement, Ehrgeiz und Leidenschaft an ihrer Zukunft.  

Das eigene Weingut aufzubauen ist ein hartes Unterfangen. Zwar gehören alle Parzellen der Familie und werden auch schon seit Generationen von ihr bewirtschaftet, doch immer wurden die Trauben verkauft, so daß Familie Constantin nie erfuhr, wie der Wein aus ihren Trauben schmeckt. Die Erfahrung macht sie prompt in einer Rückkopplung, die Auswirkungen auf den Anbau draußen, wie auf den Ausbau im Keller hat. So kauft sie für den Rotwein neue Fässer und erarbeitet sich ambitioniert durch spontane Gärung, langes Hefelager und Verzicht auf Zusatzstoffe den eigenen Stil für Rosé und Weißwein.

Im Rosé liegt die Zukunft ...

Die Weinwelt durchlebt eine heftige Krise. Vor allem Rotwein sinkt dramatisch in der Gunst der internationalen Weintrinkerschaft. Selbst der sogenannte »Fine Wine«, die großen Premium-Namen, leiden heftig. Rosé aber läuft und läuft und läuft, weil er derzeit in Mode ist. Deshalb verunstalten viele schwache Weine, hinter denen oft berühmte Persönlichkeiten oder Luxusmarken stehen, den Markt mit restsüßen oder banal fruchtigen Rosés aus technischer Großproduktion, die mit dem, was guter Rosé sein kann, nicht viel zu tun haben.

Die Domaine Grands Puys setzt auf herzhaft würzigen, delikat leicht zu trinkenden, anspruchsvoll stoffig den Mund füllenden, trocken herben Rosé, der eine gewisse Frucht besitzt, vor allem aber auf Tiefgründigkeit und mineralische Präzision setzt. Guter, seriöser Provence-Rosé, wie er sein kann und sein muß. 

... oder doch eher im Weißwein?

Familie Constantins Weißwein steht unverwechselbar für die Haut-Provence: Weiße Blüten, Passionsfrucht, ein Hauch reife Mango, das mundwässernde Aroma von Zitrusfrüchten in einem Weißwein milder Säure aber prägnanter Frische. Gekeltert aus Grenache Blanc, der großen weißen Rebsorte des Südens, die hier zeigt, was sie kann, sowie Vermentino und Clairette, den beiden anderen weißen Rebsorten des Südens, die sich als ideal adaptiert an die Extreme der Klimakrise erweisen. Diese merkwürdige Mischung aus Herbheit und Frische, aus bissigem Griff und mundfüllendem Wohlgefühl, aus mundwässernder Frische und kräuterwürzigem Tiefgang, die gibt es nirgendwo sonst: Provence pur. Begleitet die Küche des Sommers in Perfektion, macht Freude zu frischem Seefisch, sorgt aber auch für Wohlfühl-Atmosphäre an grauen Abenden im Winter. Macht Freude, schafft Freunde. 

Familienbetrieb. Da macht jeder mit

34 Hektar Rebfläche ist eine stattliche Größe. Viele unserer Betriebe sind mit meist deutlich unter 20 ha Rebfläche sehr viel kleiner. Doch noch geht es auf der Domaine Grands Puys zu wie auf einem unserer Kleinbetriebe. Da ist Handarbeit angesagt, wenn abgefüllt wird. Da muß dann die ganze Familie helfen. Da legen dann Töchter, Freunde, Bekannte mit Hand an. Das macht diesen langsam sich generisch entwickelnden Familienbetrieb so sympathisch. Da kann nicht protzig geklotzt werden mit automatischen Abfüll- und Verpackungsstrassen. Hier wird noch von Hand abgefüllt und verpackt und man versucht bescheiden seinen Platz auf dem Markt zu finden. Ohne großen Marketing-Etat, ohne Weinschreiber dafür zu bezahlen, daß sie etwas verlautbaren, ohne Anzeigenwerbung oder teure Messestände. Familie Constantin ist, wie viele unserer kleinen Betriebe, auf die Mund-zu-Mund-Propaganda zufriedener Kunden angewiesen, die nachhaltiger funktioniert, als teure Google-Kampagnen oder Social Media-Werbung, der wohl beste Beweis für die Qualität ihrer Weine. 

Vielfalt der Böden und ein erstaunlich raues Klima

Das Hinterland des Mont Ventoux liegt in der Haut-Provence. Dort ist das Klima gänzlich anders als im Departement Var im Hinterland der Côte d´Azur, das unter Urlaubern als die eigentliche Provence gilt. Die Böden sind ähnlich karg und von Trockenheit gezeichnet. Die Erträge sind deshalb ähnlich gering. Auch die Rebsorten sind vergleichbar. Trotzdem riechen und schmecken die Weine des Mont Ventoux anders als »typisch provençalische Weine«. Die Winter können im Rhônetal unfreundlich kalt sein, wenn der Mistral unbarmherzig für gefühlt knochentrockene Eiseskälte sorgt. Die Temperaturamplituden sind am Mont Ventoux sehr viel ausgeprägter, was den Rotweinen zwar ähnlich tiefgründige Konzentration verleiht wie im Süden der Provence, sie aber frischer und delikater schmecken läßt, weniger kernig und deftig im Charakter. Dagegen treten die Weißweine des Mont Ventoux spürbar kalkig auf in saftiger Konsistenz voll kühler Kräuterwürze, während sich die Rosés trocken und herb, aber weniger dicht und konzentriert als ihre berühmteren Kollegen aus dem berühmteren Süden präsentieren, wo ultrareiche Promis und die üblichen Luxuskonzerne in den letzten Jahren die Preisstrukturen für Grund und Boden zur Produktion der weltweit nachgefragten Provence-Rosés nachhaltig zerstörten.    

Domaine Grands Puys | 1646, chemin des Peyrollets | 84570 Mormoiron | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & Co KG

2024 »Karine Blanc« Ventoux AOC Domaine Grands Puys

Inhalt: 0.75 l (15,87 €* / 1 l)

11,90 €*
2024 »Vanessa Rosé« Ventoux AOC Domaine Grands Puys

Inhalt: 0.75 l (15,87 €* / 1 l)

11,90 €*