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Cataldo Calabretta

Cataldo Calabretta

Handwerklich regenerativer Weinbau in archaischer Landschaft. Naturweine ohne die Schminke von Industrie und Technik, visionär unberührt von Zeitgeist, Moden und »Fortschritt«.

Die Geschichte der Weinbauregion Cirò in Kalabrien im äußersten Osten der süditalienischen Stiefelsohle ist uralt. Immerhin lieferte die kalabresische Küstenstadt schon in der Antike den Wein für die Sieger der Spiele von Olympia. Die Griechen nannten sie damals prompt »Enotria«, Weinland.

Auch die Rebsorten, die dort zumindest den Charakter der noch nicht mit globalen Sorten verseuchten Weine prägen, sind zum Teil uralt und autochthon lokal verwurzelt. Trotzdem haben selbst Italien-Kenner Cirò und seine Weine kaum auf dem Radar. Das liegt am lange Zeit zurecht schlechten Image der Weine der Region. Seit ein paar Jahren aber sorgen unter dem Motto »Cirò Revolution« einige besonders engagierte Winzer*innen für zumindest nationale Aufmerksamkeit. Man spricht über sie und ihre Weine und prophezeit ihnen große Zukunft. Zurecht, wie wir hier erleben können ....

Cataldo Calabretta ist der Vorreiter dieser Gruppe. Nachdem er in Mailand Önologie studiert und für verschiedene Weingüter in ganz Italien gearbeitet hat, kehrt er 2010 nach Cirò zurück, um den Keller der Familie zu renovieren und die Weine auf ein neues Niveau zu heben. Seine Familie baut seit vier Generationen Wein in Cirò an, den sie als Pionierbetrieb schon in den siebziger Jahren auf Flasche füllte. Heute bewirtschaftet Cataldo 14 Hektar Reben und auch er wird zum Pionier, stellt er doch sofort nach Übernahme des Betriebs als einer der ersten in der Region auf zertifiziert biologischen Anbau um. 2012 bringt er seinen ersten eigenen Jahrgang auf den Markt, inzwischen zählen seine Weine zu den Spitzen der Region. 

Kalabrien | Archaische Agrarlandschaft mit noch historischer Landwirtschaftsstruktur 

Im Tal finden auf durch Mechanisierung und Industrialisierung inzwischen auch größer gewordenen, noch immer aber überschaubar dimensionierten  Parzellen Ackerbau und Landwirtschaft statt, wogegen sich an den Hängen, auf denen die Böden so wenig fruchtbar und karg sind, daß dort weder Feldfrüchte noch Getreide wachsen könnten, unzählig viele kleine Parzellen mit Reben entlangziehen. Leider treibt die Klimakrise auch hier zunehmend überforderte Weinbauern in die fruchtbare Ebene, wo sie höhere Erträge für harmlosere Weine erzielen und dabei hochwertige Böden der landwirtschaftlichen Produktion entziehen.

Traditionelle Reberziehung | Buschreben 

Anders als viele seiner Berufskollegen setzt Cataldo Calabretta nicht auf modernste Technik und die in Italien so beliebten globalen Rebsorten, die auch hier den Rotweinen in gewissem Prozentsatz zugesetzt werden dürfen. Er setzt auf traditionelles Handwerk in Weinberg und Keller, baut in den klassischen Betontanks statt in Holzfässern aus und versucht, das jahrhundertealte Erfahrungswissen der Alten im Dorf zu ergründen und zu bewahren, bevor es endgültig verloren ist. 

Während vieler seiner Kollegen ihre alten Alberello-Buschreben roden, um moderne Spaliersysteme zu pflanzen, die maschinell bewirtschaftet und geerntet werden können, pflanzt er für seine Rotweine sogar wieder Buschreben, jene traditionelle, mühsam nur von Hand zu bewirtschaftende Reberziehung, die die Bauern der Gegend seit ewigen Zeiten bevorzugen. Sie wissen, warum. Nur seine Weißwein-Reben hat er im modernen Spalier angelegt, das er mechanisch bewirtschaften kann

Und auch bei den Rebsorten setzt Cataldo auf die angestammten alten Sorten der Region, allen voran Gaglioppo, eine der spannendsten roten Rebsorten des italienischen Südens, deren spröde Gerbstoffe gerne mit dem piemontesischen Nebbiolo verglichen werden, sowie auf Greco bianco, Ansonica und Malvasia

 Faktoren, die Qualität und Charakter der Weine bestimmen

Trockenheit & Hitze

Cataldo Calabrettas 14 Hektar Reben stehen auf zahlreichen kleinen Parzellen, die sich auf die Hügel rund um die Stadt Cirò verteilen. Seine ältesten Rebstöcke sind 50 Jahre alt, viele aber hat er erst vor 5 bis 10 Jahren gepflanzt. Diese jungen Reben leiden besonders unter Hitze und Trockenheit, denn das Klima im Süden Italiens wird zunehmend zur Herausforderung, damit das Wasserspeichervermögen in den Böden zum wichtigsten Thema der Zukunft. 

Wenn die mageren kalkhaltigen Böden nicht entlang der klimatischen Bedingungen bearbeitet werden, können sie hart wie Zement werden. Dabei ist der Zeitpunkt ihrer Bearbeitung entscheidend und zu tief darf man sie nicht öffnen, sonst zerstört man ihr für die Bodenfeuchtigkeit so wichtiges Bodenleben. Um seine Böden aufzubauen und Humus für mehr Feuchtigkeitsspeichervermögen zu bilden, setzt Cataldo im Frühjahr auf Gründüngung. Dazu säht er im Winter gezielt ein, um im beginnenden Frühjahr die Begrünung samt zusätzlichem Grünschnitt unterzumulchen. Das Verfahren hat sich bewährt: Cataldo attestiert seinen Rotweinen der letzten trockenen Jahre weniger Einfluß von Trockenstress, ihre Gerbstoffe seien weniger hart und spröde als noch vor wenigen Jahren. Die Klimakrise als Triebkraft für neues Denken und Handeln.

Wenn weniger mehr ist ...


Im Keller arbeitet Cataldo Calabretta so unspektakulär, daß man sich den Besuch getrost sparen kann. Es gibt dort nichts zu sehen, was man nicht schon kennen würde. Seine Weine baut er in klassischen großen Betontanks aus, die er Edelstahl vorzieht, weil er ohne Temperaturkontrolle bei Raumtemperatur spontan vergären möchte. Das geht in Betontanks entsprechend kleiner Dimension besser als im inerten Stahltank. 

Cataldo schönt und filtriert seine Weine nicht, eine leichte Trübung nimmt er also in Kauf, sie gären trotz Trockenheit und Hitze ohne zugesetzte Hefenährstoffe (DAP) spontan, und die Schwefelzugabe beschränkt er auf maximal 40 mg/l Gesamt-SO2 bei der Abfüllung. Wesentliche Kriterien für Naturwein. Vegan sind seine Weine durch den Verzicht auf tierische Schönungs- und Korrekturmittel zudem auch. Seine Rotweine läßt Cataldo je nach Saftausbeute und Beerenschalendicke für ca. zwei Wochen schonend ohne mechanische Extraktion mazerieren. Seine Weißweine gewinnt er nach kurzem Maischekontakt ausschließlich aus dem Vorlauf-Seih-Most, den Preßmost verwendet er nicht. Sein legendärer dunkelwürziger Rosé, einer der großen Süditaliens, stammt aus Direktpressung, ihn baut er als Ausnahme im Keller im Edelstahltank aus.

Das Ergebnis sind charaktervoll eigensinnige Naturweine, die auf die in der Naturweinszene üblichen Stronzo-Etiketten ebenso verzichten, wie auf die dort offensichtlich unabdingliche Effekthascherei in Form von bakteriologischem und mikrobiologischem »Funk« in Duft und Geschmack. Stattdessen widmet Cataldo seine graphisch unaufdringlich gestalteten Etiketten jenem historischen Werkzeug, mit dem er noch heute seine alten Buschreben hegt, pflegt und bearbeitet, dem »Arcirglione«, ohne den er nicht aus dem Haus geht. Daß seine Weine ihre natürliche Reduktivität durch die biologische Bewirtschaftung in Duft und Geschmack nicht verheimlichen, ist Zeichen kompetenten Anbaus, wie auch respektvoll natürlicher Weinbereitung. Bescheidenheit ist eine Tugend. Dieser engagierte Weinbauer (im besten Sinne des Wortes) pflegt sie nicht nur in seinen Weinen, sondern auch in seinem Denken und Handeln (er ist Mitglied der Naturweingruppe RAW und zertifiziert von »Suolo e Salute«).


Cataldo Calabretta, Viticoltore, S.S via Mandorleto, 47 | 88811 Cirò Marina (KR) | Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG

2021 »Ansonica« Calabria bianco IGP Cataldo Calabretta

Inhalt: 0.75 l (19,87 €* / 1 l)

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