Histamin | Biogene Amine


Vertragen Sie bestimmte Lebensmittel nicht oder haben das Gefühl, dass bei Ihnen eine Lebensmittelallergie vorliegt? Leiden Sie vielleicht unter Juckreiz, Übelkeit, Kopfschmerzen oder Schnupfen, nachdem Sie z.B. Käse oder Räucherfisch gegessen haben?

Dann haben Sie möglicherweise keine Lebensmittelallergie, sondern eine Histamin-Intoleranz. Bei manchen Menschen besteht ein Ungleichgewicht zwischen Histamin und dem Enzym Diaminooxidase (DAO), das es abbauen soll. Wenn das Enzym gut funktioniert, merken wir von dem Histamin nichts. Arbeitet DAO jedoch nicht effizient genug, reichert sich das Histamin im Körper an und verursacht Symptome wie Juckreiz, Fließschnupfen, Atemnot, Übelkeit oder migräneartige Kopfschmerzen, Schwindel, Blähungen, Durchfall  bis hin zu Blutdruckveränderungen. Am häufigsten betroffen sind Frauen mittleren Alters.

Es ist schwierig, die Ursachen der Beschwerden zu orten, denn die normalen Testverfahren zum Nachweis einer Allergie können eine Histamin-Intoleranz nicht aufdecken.

Histamin zählt zu den biogenen Aminen und ist ein Abbauprodukt des Eiweißbausteins Histidin. Man kann es weder schmecken noch riechen, wir nehmen es aber täglich mit der Nahrung zu uns, denn es befindet sich in fast allen Lebensmitteln – allerdings in sehr unterschiedlicher Konzentration.

Histamin wird aber auch vom menschlichen Organismus gebildet und in Blut- und Gewebszellen gespeichert. Es ist an der Abwehr körperfremder Stoffe beteiligt und reguliert unter anderem Magensäureproduktion und Darmbewegung. Sobald der Körper mit Stoffen in Kontakt kommt, die er abwehren will, schüttet er größere Mengen Histamin aus, es entsteht eine allergische Reaktion. Dabei werden Lymphabfluß und Durchblutung angeregt.

Am deutlichsten wird die Wirkung von Histamin beim Kontakt mit einer Brennessel: Einmal unachtsam gestreift und schon sticht und juckt es. In den wenigen Sekunden der Berührung haben sich die Brennhaare entladen und Histamin in der Haut freigesetzt.

Große Mengen an Histamin (mehr als 10 mg) führen bei fast allen Menschen zu akuten allergieähnlichen Beschwerden. Bei geschätzten 1-3 % der Bevölkerung treten aber schon bei einer geringen Histaminbelastung die beschriebenen Symptome auf. Alkohol und Medikamente, die das Enzym blockieren, können das Problem noch verschärfen.

Lebensmittel wie gereifter Käse, Gepökeltes, Geräuchertes, Wurst und Rotwein enthalten besonders viel Histamin. Als Faustregel gilt: Sind Bakterien oder Hefen an der Reifung eines Lebensmittels beteiligt, enthält es sehr wahrscheinlich Histamin. Lange Lager- oder Reifedauer bedeutet meist ebenfalls einen erhöhten Histamingehalt. Frische Lebensmittel sind in der Regel weniger belastet.

Neben Lebensmitteln, die viel Histamin enthalten, gibt es noch Lebensmittel wie z.B. Tomaten, Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker sowie zahlreiche Medikamente (z.B. Muskelrelaxanzien), die Histamin im Körper freisetzen.

Ob eine Histaminintoleranz vorliegt, kann Ihr Arzt über die Aktivität des Enzyms DAO im Blut oder über die Histaminkonzentration im Stuhl nachweisen.

Eine entsprechende Ernährungsumstellung hilft fast immer. Hier rate ich Ihnen aber unbedingt zu einer medizinisch fachlichen Beratung, da durch das unkontrollierte Weglassen histaminhaltiger Nahrungsmittel ein Mangel an Spurenelementen und sekundären Wirkstoffen entstehen kann, der das Problem evtl. verlagert und vielleicht sogar verschlimmert.´


Nahrungsmittel mit hohem Histamingehalt:

  • Eingelegte/konservierte Lebensmittel
  • Geräuchertes Fleisch, Salami, Schinken, Innereien
  • Viele Fischprodukte, insbesondere Fischkonserven
  • Meeresfrüchte
  • Gereifte Käsesorten (je höher der Reifegrad, desto höher der Histamingehalt)
  • Einige Gemüsesorten (Sauerkraut, Tomaten, Auberginen, Spinat, Avocados)
  • Einige Obstsorten (alle Citrusfrüchte,z. B. Orange, Mandarine, Grapefruit und Bananen, Rote Pflaumen, Birnen, Kiwi, Erdbeeren, Himbeeren)
  • Alle eingelegten Gemüse aus der Dose/dem Glas
  • Bohnen und Hülsenfrüchte (besonders Kichererbsen und Sojabohnen, auch Erdnüsse)
  • Sojaprodukte (Sojamilch, Sojasahne, Tofu, Sojasoße)
  • Produkte aus Weizen
  • Bestimmte Biersorten wie Hefeweizen
  • Rotwein (weil meist milchsauer vergoren)
  • Obst- und Gemüsesäfte
  • Lactosefreie Milch
  • Schwarzer Tee, Kaffee
  • Schokolade, Kakao, Marzipan, Nougat, Knabbergebäck, Süßigkeiten mit Konservierungs-  und/oder Farbstoffen
  • Nüsse, Walnüsse, Cashewkerne
  • Hefe
  • Weinessig (besonders Rotweinessig), Tafelessig
  • Scharfe Gewürze begünstigen die Histaminaufnahme im Magen- Darmsystem

 

Nahrungsmittel, die Histamin freisetzen und/oder biogene Amine enthalten:

  • Zitrusfrüchte wie z. B. Orangen, Grapefruit
  • Ananas, Bananen, Birnen, Pflaumen
  • Papaya
  • Fruchtsäfte
  • Nüsse, insbesondere Walnüsse, Cashewnüsse
  • Erdbeeren, Himbeeren
  • Tomaten
  • Hülsenfrüchte, Weizenkeime
  • Avocado
  • Kiwi
  • Champignons
  • Kakao und Schokolade
  • Zusatzstoffe wie z. B. Glutamat, Benzoate, Farbstoffe, Sulfite, Nitritpökelsalz
 

Diaminoxidase blockierende Nahrungsmittel:

  • Alkohol
  • Kakao
  • Schwarzer und grüner Tee
  • Mate-Tee
  • Energy Drinks (der häufige Bestandteil Theobromin blockiert die DAO)

 

Zusatzstoffe mit Histamin:

  • Farbstoffe: Tartrazin (E 102), Chinolingelb (E-102), Gelborange S (E 110), Azorubin (E 122), Amaranth (E 123), Cochenillerot A (E 124), Erythrosin (E 127)
  • Konservierungsstoffe: Sorbinsäure und Salze (E 200-203), Benzoesäure und Salze (E 210-213), PHB-Ester (E 220-227), Dipheyl und Orthaphenyl (E 231-232), Thrabenrudazol (E 223)
  • Sonstige: Nitrate (E 251-252), Glutamate (E 620-625)
  • Säureregulatoren (Di-, Tri- und Polyphosphate)
  • Antioxidantien: Butylhydroxianisol (BHA), -droxitoluol (BHT)

 

Histaminarme Lebensmittel:

Es ist jedoch zu beachten, dass aufgrund weiterer, bereits vorliegender Unverträglichkeiten/Kreuzallergien die Histaminarmut eines Lebensmittels allein noch nichts über seine Verträglichkeit für den Betroffenen aussagt!

  • Fleisch (frisch, gekühlt, gefroren)
  • Fisch (frisch oder tiefgefroren)
  • Frisches Obst: Melone, Heidelbeeren, Preiselbeeren, Litchi, Mango, Khaki, Kirschen, Johannisbeeren, Aprikosen, Äpfel
  • Frisches Gemüse: Grüner Salat, Kohlsorten, Rote Beete, Kürbis, Zwiebel, Radieschen, Rettich, Rapunzel, Paprika, Karotten, Brokkoli, Kartoffeln, Gurke, Lauch, Zucchini, Mais, Spargel, Knoblauch, Rhabarber
  • Getreide, Teigwaren (Dinkel-, Mais-, Reisnudeln, Hefefreies Roggenbrot, Mais-Reis-Knäckebrot, Reis, Haferflocken, Reiswaffeln Mais-, Reis-, Hirsemehl)
  • Milchersatz (Reis-, Hafer-, Kokosmilch)
  • Alle nicht zitrushaltigen Obstsäfte und alle Gemüsesäfte (außer Sauerkraut!)
  • Kräutertee
  • Untergärige Biere
  • Klare Schnäpse (Wodka, Rum, etc.)
  • Weißwein (nur wenn pH < 3,4 und ohne Malolaktik)
  • Grüner Tee
  • Proteine: Eigelb, Lopino

 

Diaminoxidase blockierende Medikamentenwirkstoffe:

  • ACETYLCYSTEIN z. B. in Aeromuc, Pulmovent
  • AMBROXOL z. B. in Ambrobene, Ambroxol, Mucosolvan, Mucospas
  • AMINOPHYLLIN z. B. in Myocardon, Euphylliin
  • CLAVULANSÄURE z. B. in Augmentan
  • METAMIZOL z. B. in Buscopan comp., Novalgin
  • METOCLOPRAMID z. B. in Paspertin, Ceolat comp.
  • VERAPAMIL z. B. in Isoptin

Histaminfreisetzende Medikamentenwirkstoffe:

  • MEFENAMINSÄURE z. B. in Parkemed
  • DICLOFENAC z. B. in Deflamat, Diclobene, Voltaren, Neodolpasse, Neurofenac
  • NAPROXEN z. B. in Proxen, Miranax
  • ACETYLSALICYLSÄURE z. B. in Aspirin
  • Röntgenkontrastmittel
  • Opiate

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