Frost & Eisheilige


Die sogenannten »Eisheiligen« gehen auf eine volkstümliche Bezeichnung für Kälteeinbrüche im zweiten Mai-Drittel zurück, die empfindliche Frostschäden verursachen können; wie z. B. 2011 in vielen Weinbergen Deutschlands.

Links im Bild die Auswirkungen der Frostnacht vom 4. auf den 5. Mai 2011 in Franken. Die Reben hatten gerade Triebe gesetzt, als sie Frost mit minus 7°C über mehrere Stunden hinweg nachhaltig zerstörte. Zuvor hatte eine erstaunliche lange Trockenperiode seit Januar den Reben in fast ganz Deutschland heftig zugesetzt. Deshalb prägt den Jahrgang 2011 ein Charakter, der als »Trockenstress durch Gefriertrocknung« in die Geschichte des deutschen Weines eingehen wird. Sehr viele Weine des Jahrgangs leiden unter dem für Rebstress typischen Phänomen des untypischen Alterstones (UTA), das den Jahrgang zu einem der schwächsten seiner Dekade macht. Seine Weine sollten längst getrunken sein.

Konkret bezeichnet man als »Eisheilige« die Tage vom 11. bis 15. Mai (Mamertius, Pankratius, Servatius, Bonifatius und, die bekannteste von allen, die »kalte Sophie«). Durch die Kalenderreform im 16. Jahrhundert rückten die »Eisheiligen« um 12 Tage nach vorne; sie lagen früher zwischen dem 23. und 27 Mai.

Wie sich in den Jahren 2016 und 2017 in vielen Regionen Europas zeigte, können auch weit vor den »Eisheiligen« Fröste jederzeit für Schäden im Obst- und Weinbau sorgen, und selbst lange nach den »Eisheiligen« muss noch mit Spätfrösten gerechnet werden.

Vor allem nach vorausgegangenen Wärmeperioden sind Kaltlufteinbrüche aus Nordosteuropa mit Nachtfrösten im Frühjahr nicht ungewöhnlich. Man darf sie also nicht alleine dem Klimawandel zuschreiben. Es ist in den letzten 100 Jahren immer wieder passiert, dass die Blüten vieler Bäume und Pflanzen, die sich gerade in der Austriebsphase befanden, durch Frost zur falschen Zeit zerstört wurden. Das sind dann die Jahre, in denen es kaum Kirschen, Nüsse, Äpfel oder Birnen gibt und in denen Winzer:innen ihr trauriges Lied singen. Es waren denn auch Fröste und Hagelschlag, die die Jahrgänge 2016 und 2017 in ganz Europa, zwar von Region zu Region unterschiedlich, insgesamt aber doch signifikant spürbar, zu den mengenmäßig kleinsten der letzten vierzig Jahre machten.


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