Bodenbearbeitung


Bodenbearbeitung im Weinberg dient dem Aufbrechen und Auflockern verdichteter und verschlämmter Bodenschichten. Dabei werden luft- und wasserführende Hohlräume geschaffen, die für bessere Wasserführung (Drainage) sorgen, was für den Wasserhaushalt der Rebe je nach Standort und Klima qualitätsentscheidend sein kann.
Bodenbearbeitung verbessert aber nicht nur das Infiltrationsvermögen des Bodens, sie sorgt auch für den nötigen Gasaustausch, den die Bodenbakterien während der Humusbildung benötigen, belüftet also den Boden, und hilft unproduktive Wasserverdunstung zu vermindern. Mit Bodenbearbeitung bekämpft man unerwünschte Beikräuter mechanisch (anstatt chemisch), in dem sie zerkleinert oder untergearbeitet werden. Die richtige, also schonend nur an der Oberfläche ausgeführte Bodenbearbeitung, löst Oberflächenwurzeln, arbeitet organische und mineralische Düngung in den Boden ein, befördert dabei ausgelaugte Bodenteilchen an die Oberfläche und intensiviert, wenn nötig, die Stickstoffmineralisation auf natürliche Art und Weise, langsam und schonend.

Bodenbearbeitung kann sich aber auch negativ auswirken. Sie kann z. B. am falschen Standort zu verstärkter Erosion führen oder durch unsachgemäße Bearbeitung oder falschen Zeitpunkt den Mineralhaushalt der Rebe ungewollt verstärken oder auch stören.

Die richtige, also je nach Lage, Standort, Zeitpunkt und Klima sachgerecht ausgeführte Bodenbearbeitung ist heute in den entsprechend arbeitenden Spitzenbetrieben der Welt der nicht mehr weg zu denkende, alles entscheidende Qualitätsfaktor für deren Wein. Sie verlangt nicht nur enormes Gespür für Weinberg und Rebe, sie verlangt auch profunde Kenntnis der Bodenkunde, sowie der Biologie und Physiologie der Rebe. Sie geht in der Regel davon aus, dass der Boden während der Wachstumsphase von Rebe und Traube nicht bearbeitet wird. Erst nach der Ernte, in der Ruhephase der Rebe den Winter über, bearbeiten Bio-Winzer ihre Böden, wenn ihnen dies nötig erscheint. Während der Wachstumsphase steuern sie allerdings das Beerenwachstum, das sie durch bewusst mageren Wuchs durch entsprechende Konkurrenz-Begrünung ebenso einzustellen imstande sind, sie streben kleine, hocharomatische Beeren mit gesunder Schale an, wie sie den Wasserhaushalt bzw. die Feuchtigkeit zwischen den Reben über gezielte Begrünung oder entsprechendes Mulchen, je nach Jahrgang, Klima und Pilzdruck, zu steuern wissen.

Derart anspruchsvoll praktizierter biologischer bzw. biodynamischer Weinbau ist zum echten Hochleistungs-Geschäft geworden, das den derart engagierten und kompetenten Spitzenwinzer vom Normalwinzer, der brav die Spritzpläne der Agrarindustrie abarbeitet, uneinholbar trennt und unterscheidet. Dass sich auch die Weine dieser zwei Qualitätsphilosophien voneinander immer mehr unterscheiden, leuchtet ein.

Für den interessierten Laien ist der Unterschied zwischen diesen doch sehr divergierenden Winzer-Philosophien außer auf der Zunge, was ein wenig Erfahrung voraussetzt, leicht zu erkunden: Ein kundiger Blick in den Weinberg und die Frage nach der dahinterstehenden Philosophie der Bearbeitung genügt, um zu wissen woran man ist.


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