Denis Alary betreibt seine 25 ha große Domaine in Cairanne an der südlichen Rhône in zehnter Generation. Seit 25 Jahren ist er Präsident der Appellation »Cairanne« und als solcher hat er, gegen harten Widerstand, der ihm sogar Morddrohungen einbrachte, wahre Wunder bewirkt: Er hat Cairanne zur ersten und bislang einzigen Appellation Frankreichs gemacht, die den Einsatz von Herbiziden wie Glyphosat in, unter und zwischen den Reben verbietet. Nur am Rand ihrer Weinberge dürfen die Winzer noch spritzen, die, die es gar nicht sein lassen können. Um die Traubenqualität nachhaltig zu verbessern, hat er zudem in den Appellationsstatuten deutlich niedrigere Schwefelwerte festgeschrieben als von der EU erlaubt (wer gesunde Trauben erntet und diese schonend verarbeitet, braucht weniger Schwefel), und die Traubenlese mit dem Vollernter, also mit der Maschine, ist für Weine, die sich mit dem Cru »Cairanne« schmücken wollen, grundsätzlich verboten. Wer dagegen verstößt, kann seinen Wein maximal als »Côtes du Rhône« vermarkten. Und im Januar 2018 hat er die Bestätigung für sein Lebenswerk erhalten: »Cairanne« darf nun den offiziellen Status eines »Cru des Côtes du Rhône« führen, ist damit kein »Côtes du Rhône Villages« mehr, sondern wie Châteauneuf-du-Pape, Vinsobres, Rasteau, Vacquéras, Gigondas, Beaumes de Venise, Tavel und Listrac ein großes Gewächs, ein »Cru«. Und das rückwirkend ab dem Jahrgang 2015.
Trotz dieser Erfolge und seiner harten Politik nach innen ist Denis Alary ein bescheiden auftretender Mann geblieben. Wer ihn nicht kennt, könnte ihn, rein äußerlich, für einen verträumten Romantiker halten. Dieser Schein aber trügt: Politisch ist er mit allen Wassern gewaschen, in Region und Weinbaupolitik bestens vernetzt und er kann mit knallharten Bandagen kämpfen. Das aber erfährt man erst, wenn man ihn kennt. Denis Alary praktiziert Politik so subversiv wie intelligent. Nach dem anfänglichen Ärger danken ihm heute immer mehr seiner Winzerkollegen den Einsatz. Sie begreifen allmählich, das in Cairanne alle von seinen Ideen profitieren. Immerhin haben 20 von 60 »ernsthaften Winzerkollegen« in Cairanne inzwischen auf biologisch zertifizierten Anbau umgestellt. Visionäre Weinbau-Politik gegen den Strom. Die Ausnahme.
Denis Alary ist Biowinzer. Er produziert schonend extrahierte Rotweine mit Frucht, Charme und Tiefgang. Typische Cairannes. Saftig, geschmeidig, frisch und angenehm transparent in den Gerbstoffen. Sie sind die Ausnahme an der Côtes du Rhône, wo noch immer ohne Sinn und Verstand extrahiert und konzentriert wird. Die vor allem von den Genossenschaften betriebene populäre, weil schnelle Kohlensäuregärung, die viel Farbe und vordergründigen Fruchtcharakter liefert, gibt es im Hause Alary nicht. Denis Alary keltert seine Weine wie in guten alten Zeiten je nach Jahrgang und Traubenqualität mehr oder weniger mit Stiel und Stengel, seine Moste vergären grundsätzlich spontan auf der eigenen Naturhefe und er baut sie in Edelstahl- und Betontanks, aber auch in Fuder- oder großen alten, traditionellen Holzfässern aus.
Die Reben für seinen Côtes-du-Rhône stehen in der vom Mistral durchblasenen Ebene des Rhônetals auf kalkigen Lehm- und Kiesböden. Die alten Rebstöcke für seine Cairanne-Cuvées stehen auf einem Plateau hoch über dem Rhônetal mit Blick bis tief ins gegenüberliegende Okzitanien. Hier dominieren die für Cairanne so typischen großen Kieselsteine, die Galets roulets (siehe Bilder oben), die seinen charmant dichten Rotweinen sanfte, fruchtbeladene Gerbstoffe voller Schmelz und Würze vermitteln. Ihre geschmeidige Struktur sorgt für süffigen Tiefgang in kerniger Substanz. Es sind Weine voller Charakter, mit dem Duft nach schwarzen Oliven, Sommerkräutern und reifen dunklen Beeren, die Rückgrat wagen ohne überextrahiert zu sein, und Jahre der Reife belohnen, ob ihrer nichtmanipulativen Weinbereitung mit niedrigen Schwefelwerten aber auch jung getrunken purer Genuss sind.
Hier dominiert, wie an der gesamten südlichen Rhône, die Grenache-Traube. Sie sorgt für warmes, pfeffriges Mundgefühl, das viele Weine der Region heiß, breit, schwer und plump in alkoholischer Wärme am Gaumen ausklingen läßt. Denis Alary nutzt die reduktiven Syrah, Carignan und Mourvèdre, um seinen Cuvées kühl wirkende, belebende Frische zu vermitteln, mit wohltuender Saftigkeit, dunkelwürziger Frucht und druckvoller Tiefe.
Denis Alary weiß, wo seine Weine im Markt mitspielen können. Absatzprobleme kennt er nicht. Seine Preise sind vorbildlich, seine Weine gehören zu den besten der Region und seine Mengen sind limitiert, weil ihm seine Kunden, die er loyal bedient, die Treue halten. Ein Bio-Winzer, der sein Handwerk mit dem Blick weit über den Tellerrand hinaus beherrscht. Seit sein Sohn, 21 Jahre alt und noch mitten in der Ausbildung, verkündet hat, in den Betrieb zurückzukehren, um mit dem Vater die Umstellung auf Biodynamik anzustreben, sieht Denis Alary die Zukunft noch entspannter. Ein Ausnahmewinzer und ein Ausnahmemensch, mit dem zu arbeiten uns großes Vergnügen ist.
Domaine Denis Alary |
La Font d´Estevenas |
F-84290 Cairanne |
Erstinverkehrbringer: Gebr. Kössler & Ulbricht GmbH & CoKG