Viognier heißt eine der ungewöhnlichsten weißen Rebsorten der Welt, die trotz ihres recht partikulären Charakters fast schon mystisches Image genießt. Das liegt an ihrem wichtigsten und bekanntesten Vertreter, dem Condrieu von der Nordrhone, der zwar in Kennerkreisen bekannt ist, trotzdem aber nur schwer verkäuflich, weil er so selten wie teuer ist.
Noch1968 gab es in ganz Frankreich nur 14 ha Viognier. Niemand wollte sich mit der ertragsschwachen Rebsorte ernsthaft beschäftigen. Erst mit der steigenden Nachfrage nach Rhôneweinen in den frühen achtziger Jahren verzeichnete man in den Rebschulen wachsendes Interesse an der Rebsorte. Heute wird überall auf der Welt Viognier angebaut. Dabei pfropft man vorwiegend auf bestehende Unterlagen auf und der größte Teil an Viognier geht vermutlich in Cuvées mit Roussanne, Marsanne und anderen Rebsorten, um dort für Körper, Fülle und Exotik zu sorgen. Reinsortige Viogniers sind nach wie vor selten.
Hochwertige Viognier fordert vom Winzer Arbeit. Sie ist erstaunlich widerstandsfähig gegen Trockenheit, was für die steilen Terrassenanlagen hoch über der Nordrhone ideale Anpassung bedeutet, zugleich aber ist sie extrem anfällig für echten Mehltau, was für den Winzer meist deutliche Ertragseinbuße bedeutet. Viognier bringt einen erstaunlich hohen Alkohol von 13,5 -14,5 Vol. % auf die Waage, weiß dafür aber mit einem betörenden Duft nach reifen Aprikosen, Mangos, Pfirsich und anderen exotischen Obstsorten zu bezaubern. Von allen aromatischen Rebsorten bringt Viognier das komplexeste und tiefgründigste Bukett hervor. Sein höchst eigenwilliger Geschmack besitzt als wesentliches Merkmal eine Cremigkeit, die durch ungewöhnlich niedrige Säure, hohen Extrakt mit viel Alkohol und faszinierend mineralische Frucht nur annähernd beschrieben ist.
Leider gibt es nicht viele gute Viogniers. Die meisten leiden plump unter hohem Alkohol und stumpfer Frucht, andere sind einfach nur läppisch und dünn durch viel zu hohe Erträge. Viognier gibt einen der wenigen Weißweine, den man unbedingt jung trinken sollte, wenn sein Duft noch jugendlich präsent und sein schwaches Säuregerüst noch nicht verblichen ist. Erstaunliche Ergebnisse erzielen Kaliforniens Spitzenwinzer mit der Rebsorte. Sie gelingt dort zuverlässiger und haltbarer als in Frankreich und kann vor allem in kühleren Klimata durchaus dem Condrieu vergleichbare Expressivität und Exotik erreichen. Deshalb engagieren wir uns dort.