Neuseeland ist junges Weinland. Die ersten Reben kamen 1819 ins Land. Danach verhinderte skurrile puritanische Verblendung über mehr als ein Jahrhundert hinweg, daß sich der Weinbau seriös entwickelte. So dürfen Restaurants erst seit 1960 Wein anbieten und erst seit 1990 ist es Supermärkten und Weinhandlungen erlaubt, Wein zu verkaufen! Die ersten hochwertigen Weinreben wurden erst 1970 aus Europa importiert. Weil man nicht wusste, welche Rebsorten für die schweren, fruchtbaren Böden und das warme, fast subtropische Klima der Nordinsel, die damals das Hauptanbaugebiet war, geeignet waren, begann man mit Müller-Thurgau, experimentierte aber auch mit allen nur erdenklichen Rebsorten. 1992 schließlich setzten sich Chardonnay, Sauvignon Blanc und Pinot Noir durch, die inzwischen auch auf der Südinsel angebaut werden, wo mäßig warme Sommer und milde Winter sich als ideal erweisen.
Das größte Problem Neuseelands war lange falsches bzw. ungeeignetes Klonen- und Rebmaterial. Doch Neuseeland entwickelt seinen Weinbau zielstrebig. Klimatologen und Geologen suchen nach Böden und Kleinklimata, die optimal für Weinbau sind. Zahlreiche große und kleine Weinbaubetriebe wurden gegründet und heute stehen in Neuseeland 20.000 Hektar unter Reben. Neuseeland kennt keine gesetzliche Begrenzung der Traubenproduktion; deshalb sind die Durchschnittserträge, auch aufgrund des regenreichen Klimas, mit rund 90 hl/ha hoch. Wie in Australien stammen über 90% der Weinproduktion von drei großen Getränkekonzernen, die Trauben und Most bis zu 1500 Kilometer transportieren müssen, bevor sie in den Kellereien verarbeitet werden.
Und last not least entdeckt man in den berühmten Sauvignon Blancs der Insel immer wieder in Europa verbotene Aromastoffe; Pyrazin, der wesentliche Aromastoff der Rebsorte, der auch verantwortlich ist für den Geruch vieler Gemüsesorten, wird in Neuseeland gerne verwendet, um Sauvignon Blancs aus Industrieproduktion aromatisch zu tunen und aufzupeppen (intensives Stachelbeer- und grüne Paprika-Bukett). Das ist in der neuen Welt üblich, in der alten strikt untersagt.
Weil wir uns in Burgund bewußt nicht mehr engagieren, suchen wir weltweit nach erstklassigen Alternativen in Sachen Pinot Noir. Neuseeland hat sich als eines der bedeutendsten Pinot-Noir-Anbaugebiete außerhalb Burgunds etabliert. Es wird in Zukunft viel mehr noch als heute eine zuverlässige Quelle für hochwertige und eigenständige Alternativen zu Burgund sein. Wir bleiben dran an der äußerst dynamischen Entwicklung dort.