Die Domaine de la Côte in den Santa Rita Hills gehört zu meist bejubelten und höchst bewerteten Pinot Produzenten der Welt. Da muß was dran sein, dachten wir uns und fuhren hin. Weinmacher Sashi Moorman (oben im Bild) zeigte uns die Weinberge und deren ziemlich spektakuläre Lagen, erklärte uns sein Konzept der Pflanzung und der Klonen-Diversität, und als wir im Keller probierten, bestätigten die Weine viele der Urteile, die wir über sie gelesen hatten.
Der Jahrgang 2014, um den es damals ging, faszinierte uns tatsächlich vom ersten Schluck an. Er war unglaublich kühl im Trunk, vorbildlich niedrig im Alkohol, die Wein hatten Griff und ein kerniges Rückgrat, zugleich aber unglaublich sensibel extrahierte Gerbstoffe. Da schien jemand genau zu wissen, was er macht. Dann kamen die ersten Bewertungen des Jahrgangs heraus und während sich die amerikanische Presse noch vornehm zurückhielt, legte das britische Fachmagazin »Decanter«, eine der maßgeblichen Weinfachzeitschriften der Welt, die Latte hoch mit 97 Punkten für den Einstiegs-Pinot aus den Santa Rita Hills. Die britische Weinpresse neigt dazu, klassische, massenkompatible Mainstream-Weine zu feiern, mit ungewöhnlichen Weinen abseits des Schusses hat sie erfahrungsgemäß Probleme. Wie konnte sie einen kalifornischen Pinot Noir mit derart außergewöhnlichem Lob überhäufen?
Die Domaine de la Côte wird nicht nur von Sashi Moorman, sondern auch von Raj Parr geleitet, dem ehemaligen Weindirektor der Michael Mina-Restaurant Gruppe. Er ist einer der renommierten Sommeliers Amerikas, hat Weinbücher geschrieben und ist in der Welt des Weines ein Tausendsassa. Daher wehte also der Wind. Kaum waren die Weine bei uns auf Lager, probierten wir sie immer und immer wieder durch und beschlossen dann, sie nicht zu dem zu machen, was sie sein wollten, sondern sie so zu nehmen und zu verkaufen, wie sie sind. Und das fanden wir eher ernüchternd. Es waren und sind ausgezeichnete, feine, fast filigrane, raffiniert kühle Pinots. Minimal im Schwefel, niedrig im Alkohol, ungeschönt und unfiltriert, per Wholebunch vergoren, kurz – sie entsprechen allen Klischees, die in der Welt der Sommeliers derzeit angesagt sind als Qualitätskriterien. Nur so schmecken, wie wir es erwarteten, tun sie nicht.
Um die Sache klarzustellen: Die Domaine de la Côte ist ein absoluter Spitzenbetrieb. Ihr Name bedeutet so viel »Weingut am Hang«. Sie besteht aus vielen Lagen, die über 60 Hektar eines nach Süden ausgerichteten Hanges am westlichen Rand der Appellation Sta. Rita Hills angelegt sind. Hier ist es kühl, hier weht ständiger Wind, die Temperaturunterschiede sind enorm, die Böden sind mager und karg, ideale Voraussetzungen für Spitzenweinbau. Das Gebiet um Santa Barbara ist schon lange ein Mekka für Winzer, die nach kühleren Klimazonen suchen. Jim Clendenen von Au Bon Climat war unter den ersten die hier Chardonnay und Pinot Noir anbauten. »Memorious«, »Bloom's Field«, »Siren's Call«, »Clos Juliet« und »La Côte« sind die Namen der besten Parzellen der Doamine de la Côte. Sie liegen auf einer Höhe von 700 Fuß über dem Santa Ynez River auf uraltem Meeressedimentboden, 7 Meilen vom Pazifik entfernt. Die Reben wurden nach kalifornischen Kriterien gepflanzt, bis 2016 biologisch und seitdem biodynamisch bewirtschaftet. Im Keller verfährt Sashi Moorman nach der Devise »nichts hinzufügen, nichts wegnehmen« her. Alles Dinge, die unserer Philosophie voll und ganz entsprechen.