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- 25.03.2020
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Man höre und staune: Die französischen Behörden haben die Existenz des »natürlichen Weines« anerkannt. Er kann unter dem Begriff »vin méthode nature« (Logo siehe oben) vermarktet werden und ist in seiner Produktionsmethodik endlich geregelt.
Die neue Bezeichnung wird nicht nur Druck auf den konventionellen Wein ausüben, sondern auch auf den unübersichtlichen und nicht immer seriösen Naturwein-Sektor, auf dem so mancher vermeintliche »Winzer« irgendwo Trauben zukauft, die er dann in irgendeinem Keller zu »Naturwein« verarbeitet. Insofern wird das neue Logo den Weinmarkt nachhaltig verändern und beeinflussen, denn jetzt ist seriös produzierter Naturwein offizieller Bestandteil des französischen Weines, und nicht mehr nur spinnige Randerscheinung.
Frankreichs Winzer haben damit jetzt das Recht, Weine zu vermarkten, die sich offiziell »natürlich« nennen dürfen. Nach den bestehenden europäischen Vorschriften war die Verwendung des Begriffs »natürlicher Wein« bisher verboten. In zehnjährigen Bemühungen hat die »Winzer-Vereinigung der natürlichen Weine« unter Vorsitz des Winzers Jacques Carroget von der Loire in Zusammenarbeit mit dem französischen Landwirtschaftsministerium, dem französischen Nationalen Institut für Herkunft und Qualität (INAO) und dem französischen Amt für Betrugsbekämpfung nicht nur Kriterien für das Führen der neuen Bezeichnung definiert, sondern auch ein Prüfprotokoll erstellt. Die Einigung ist auf europäische Weine beschränkt und unterliegt einer dreijährigen Probezeit.
Folgende Voraussetzungen für die Führung des Logos wurden definiert:
Jeder Wein, der das Logo auf der Flasche trägt, muss aus handgepflückten Trauben von zertifiziert biologisch bewirtschafteten Reben gekeltert sein.
Er darf ausschließlich mit der natürlich vorhandenen Umgebungs-Hefe, also »spontan«, vergären.
»Brutale« Weinbereitungstechniken wie Crossflowfiltration, Kurzzeiterhitzung, Thermovinifikation und Umkehrosmose sind untersagt.
Schwefel ist bis zu 30 mg/l gesamter SO2 in allen Weinarten erlaubt
In jedem Jahrgang kontrolliert eine staatlich autorisierte Organisation den abgefüllten Wein. Wenn er nicht den Anforderungen genügt, darf er nicht als »vin méthode nature« vermarktet werden.
Es gibt zwei Logos. Eines in Schwarz, eines in Weiß, um anzuzeigen, ob das Produkt zusätzlich zugesetzte Sulfite enthält oder nicht.
Wie Sebastien David, eines der Gründungsmitglieder des Winzer-Verbandes, ankündigte, kommen jetzt die ersten Weine unter der neuen Bezeichnung auf den Markt. Sie stammen von Winzern, die sich schon letztes Jahr vor der Ernte bereit erklärten, die Anforderungen zu erfüllen. Dem neuen Verband gehören heute bereits über hundert französische, sowie einige spanische und italienische Winzer an.
© MK für K&U, März 2020