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- 22.02.2016
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Ein Verriss. Bin sauer. Slow Wine 2016 in München. Letzten Montag in der Schrannenhalle. So einfach kann man es sich machen.
Die Italiener sind zwar schlecht beraten, wenn sie Industrieweingüter und olle Kamellen zum »Slow Wine« erklären, doch kümmert sie das wenig. Wir waren mit und für die Cantina della Volta/Lambrusco Sorbara vor Ort und konnten den ganzen Tag die Weine der Winzerkollegen probieren, das teilweise erschreckend fachunkundige Fach-Publikum bewundern und uns anhören, was deutsche Weinhändler von sich geben, wenn sie italienische Winzer vor sich haben. Au weia. Was für eine bräsige, selbstgefällige Branche.
Nachdem wir durch waren mit der Probe, drängte sich zwangsläufig die Frage auf, was »slow« sei an den vielen Weinen, die so gar nicht slow wirkten: Trinkmarmeladen aus Großbetrieben, langweilige Durchschnittstropfen aus Kaltvergärung mittels Reinzuchthefe und nette kleine Weine ohne Esprit und Aura neben ein, zwei glorreichen Ausnahmen – das soll »slow« sein? »Das Preis-Leistungs-Verhältnis« bekamen wir zur Antwort, »und die Böden, die wir überall bei den Winzern angegeben haben«. So einfach kann man es sich machen. Unglaublich, diese Chuzpe.
Auf derartiges Pseudo-»Slow« im Wein können wir getrost verzichten. Reine Publikumsverarsche. Der Markt für italienische Weine und deren Händler scheinen in den neunziger Jahren steckengeblieben zu sein, von wenigen rühmlichen Ausnahmen abgesehen. Slowfood sollte sich von diesem Slow im Wein trennen und distanzieren. Schade, daß es die einst engagierte langsame italienische Essbewegung bis heute nicht geschafft hat, die Zeit im Wein und deren Einfluss auf Geschmack und Qualität zu definieren, geschweige denn überzeugend kundengerecht praktisch umzusetzen. Stattdessen scheint jetzt das Fastfood in Sachen Wein überhand zu nehmen. Mit dieser völlig überflüssigen Veranstaltung tut sich der Begriff »slow« jedenfalls keinen Gefallen, er führt sich selbst nachhaltig ad absurdum.
Ich bin sauer über diesen vergeudeten und verlogenen »Slow«-Tag, den nur ein paar supernette und engagiert verkostende Gastronomen, Kunden und Händlerkollegen zu retten verstanden. Daß die nicht alltäglichen Lambrusci der Cantina della Volta bei den italienischen Weinfachhändlern kaum Beachtung fanden (»Wir trinken keinen Lambrusco…«), bei deren frankophilen Kollegen und manchem Gastronomen dagegen Begeisterung auszulösen verstanden, sei am Rande vermerkt . . .