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- 29.07.2015
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> Oben im Bild ein von übermässigem Glyphosateinsatz entstellter Weinberg an der Côtes du Rhône. Versinterte tote Böden. Erosion. Grundwasserverschmutzung. Für billigen Wein. <
Wir verdanken es u. a. der Wochenzeitung »Die Zeit«, dass das Thema »Glyphosat«, besser bekannt unter dem Markenamen des weltweit am meisten ausgebrachten Herbizids »Round up«, ein Thema bleibt. Im konventionellen Weinbau wird dieses Herbizid, nachdem das Patent inzwischen abgelaufen ist und das Mittel nun zu unfassbar niedrigen Preisen verfügbar ist, mehr denn je ausgebracht. Im Weinberg erkennen Sie es an folgenden »Spuren«:
Brutaler flächendeckender Glyphosateinsatz in einem bekannten spanischen Weingut, dessen Weine wir natürlich nicht importierten, trotz uralter Mourvèdre-Reben… so hat sich der Gang in die Weinberge für uns gelohnt. Sieht der Kunde zum Glück nicht. So oder ähnlich sehen übrigens die Weinberge zahlreicher weltbekannter Betriebe aus, deren Weine vollmundig als »Spitzenweine« angepriesen werden.
Nicht nur in Spanien, auch in Franken, überall: ein Weinberg in typisch konventioneller Bewirtschaftung. Weil Glyphosat nichts mehr kostet wird es auch hierzulande nicht minder brutal eingesetzt. Gut, daß die meisten Weintrinker nicht in die Weinberge gehen. Und wenn, dann wissen sie nicht, worauf sie dort achten sollten. Sieht doch alles »sauber« aus, »begrünt« ist auch, und der Winzer hat immer eine gute Geschichte parat.
So »sauber« sieht es bei vielen kleinen Winzern um die Ecke aus, ist aber totgespritzt. Das Glyphosat unterbricht die Stickstoffzufuhr der grünen Pflanzenteile des zu vernichtenden »Unkrautes«, es verdörrt. Dass dadurch z. B. auch die für die Nährstoffversorgung der Rebe so wichtigen Mykorrhiza-Pilze am Wurzelwerk beeinträchtigt werden, erkennt die chemische Industrie allmählich und sinnt, noch unter vorgehaltener Hand, auf Abhilfe, weil ihre Mittel immer weniger Wirkung zeigen.
Im Steillagenweinbau z. B. an der Mosel meint man, noch immer nicht gänzlich auf das Mittel verzichten zu können. Es gibt aber zahlreiche Betriebe, die das Gegenteil beweisen. Womit wir einmal mehr beim spannenden Thema »humane Betriebsgrösse« wären. Auch wir haben noch ein paar wenige Betriebe im Programm, die meinen, in ihren Steillagen punktuell »Round Up« spritzen zu müssen. Wir werden diese, nachdem ihnen nach dieser Monographie die Argumentation zunehmend schwer fallen dürfte, demnächst konkret deklarieren.
Seit vielen Jahren kämpfen wir gegen Glyphosat und dokumentieren die Arbeit im Weinberg. Sie ist für uns der vertrauensbildende Teil der Arbeit unserer Winzer: Wenn wir wissen, wie sie im Weinberg arbeiten, wissen wir, was sie im Keller nicht tun müssen. Dieses Thema wird vom Weinhandel beharrlich negiert. Er konzentriert sich auf das »Machen« im Keller, hat von der Arbeit im Weinberg meist keine Ahnung. Das kann nicht angehen, denn nur hier entsteht das, was hinterher als »Qualität« auf Flasche verkauft wird – und nur zu oft unseren Vorstellungen von Qualität nicht entspricht, liegt doch im Weinberg der entscheidende Unterschied. Wir wollen genau wissen, was dort passiert. Nur dann können wir den Wein aus diesem Weinberg auch guten Gewissens verkaufen.
Hier der Artikel aus der Online-Ausgabe der »Zeit« vom 29. Juli 2015, der über die 92 Seiten umfassende Monographie berichtet, in der die Internationale Krebsforschungsagentur IARC einen Überblick über relevante Studien gibt und darauf basierend ihre Einschätzung liefert. Die Monographie hatte die Weltgesundheitsorganisation WHO in Auftrag gegeben:
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2015-07/glyphosat-krebs-herbizid-landwirtschaft
Hier die Monographie im Original als PDF
http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol112/mono112-02.pdf
Photos © Martin Kössler. Unter den Tipps rechts finden Sie eine kleine Auswahl unserer vielen Weine, die garantiert ohne Glyphosat im Weinberg erzeugt wurden.