Anders. Riesling. Pechstein 2013 Rotes Etikett.
  • Von Martin Koessler
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  • 19.01.2015
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2013 Riesling »Pechstein« GG (K&U), Weingut von Winning, Pfalz

 

Verwirrend. Von Winning mit rotem Etikett. Ungewohnt. Anders. Wie der Wein dahinter. Stephan Attmann hat einem speziellen »Pechstein« spezielles Rot verpasst. Ein Wein wie kein anderer aus seinem Keller. Magische Größe. Hat uns vom ersten Augenblick unserer Probe vom Fass weg elektrisiert.

 

»Finger weg«, meint Stephan Attmann, als wir ihm zu bedeuten geben, dass uns dieses Fass besonders zusagt. Er kennt uns. Wir dürfen uns bei ihm immer wieder unserer Meinung nach besonders gelungene Fässer für eigene Füllungen aussuchen.

 

2013 präsentiert sich bei ihm als Jahrgang, der durch präzise reifes Lesegut, sensible Mostschwefelung, grobe Vorklärung und langen Ausbau auf der Hefe im kleinen Holzfass perfekt eingefangen wirkt. Von Winning ist einer der Höhepunkte unserer diesjährigen Tournee zu unseren deutschen Winzern. In diesem Keller brilliert der Jahrgang, er singt im Glas, scheint in seinen Weinen regelrecht zu leuchten, so kristallin und reintönig präzise beweisen sie Mineralität und Struktur im Mund, weißblütig fragil im Duft und fast zart und sanft in der Ausstrahlung, zugleich aber rasant saftig und strahlend in der Säure und substantiell im Extrakt.

 

UnserPechstein1

 Auf unserem Fass

 

»Pechstein« GG 2013 K&U 

Anders. Ungewohnt. Exotisch. Großer Chardonnay kommt mir in den Sinn. Doch das Säurespiel im niedrigen pH agiert hier anders, grün ohne grün zu sein, reif ohne breit zu sein, aromatisch weiß statt gelb in der Tönung, frisch und rassig im Charakter, präzise im Fluss, mundwässernd saftig und dicht im Extrakt, zugleich schwebend leicht und zart. Riesling. Aber was für einer.

Wie können Fässer bei gleicher Befüllung so unterschiedlich ausfallen? Von drei Fässern Pechstein gefällt uns eines umwerfend gut. Stephan Attmann bietet an, es sich mit uns zu teilen. Auf unseren Wunsch hin füllt er es später ab als den offiziellen Weinguts-Pechstein, es kommt erst im Dezember von der Hefe. Ohne Eingriff in die Weinbereitung. Unfiltriert. Naturwein im Sinne des Wortes. Großer Wein. Knallrotes Etikett.

 

UnserPechstein

 Hier liegt er noch, »unser« Pechstein. Drittes Fass von links.

 

Mit jedem Glas bringt mich dieser Wein zum Schwärmen. Er packt mich und bringt in mir etwas zum schwingen, dem ich mich kaum entziehen kann. Prächtige Fülle, exotische Frucht, füllig, cremig, sanft und trotzdem bissig und präzise, schlank und reintönig im Trinkfluss; in Duft und Mundgefühl verblüffend an Burgund erinnernd, doch es ist Riesling. Mit jedem Schluck mehr.

Seidig auf der Zunge, hefig reduktiv im Bukett und fast weich durch das lange Hefelager im 500l- Holzfass, das dem Jahrgang so gut steht wie dem Wein. Holzeinsatz, der nicht stört, sondern für Charme und einen Hauch Wärme in der messerscharf kühlen Reduktivität dieser provozierend anderen Pfälzer Persönlichkeit sorgt. Mehr von Winning als Pechstein? Vielleicht. Mag auch an der Jugend liegen. Rasse, kühle Frucht und unnahbare Würze in warmem Rahmen versprechen spannende Entwicklung. Ein schon heute großer Wein, der beweist, was ein guter Winzer mit einem guten Team und kluger Logistik in einem schwierigen Jahrgang trotz stattlicher Betriebsgröße bei kleinem Erntezeitfenster erreichen kann.

Aufregend unaufgeregt wirkt er, dieser selbstbewusste Pfälzer, entspannt scheint er in sich zu ruhen und seine souveräne Ausstrahlung bleibt nachhaltig im Gedächtnis. 2013 erweist sich hier einmal mehr als überraschend großer Jahrgang.

 

Stephan, Dank für dieses berührende Weinerlebnis. Schluck für Schluck purer Genuss. Wir hätten doch das ganze Fass auf Magnums füllen sollen…..

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